Lehrte
Donnerstag, 20.01.2022 - 22:52 Uhr

Kita-Essen 137% teurer: SPD und Eltern sind erbost über Kostenexplosion

Dei Kosten für das Essen in den städtischen Kitas soll sich nach einer Vorlage der Stadt Lehrte von 41,00 Euro auf 97,30 Euro mehr als verdoppeln.Aufn.:

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In einer aktuellen Opens external link in new windowBeschlussvorlage schlägt die Stadt Lehrte vor, den monatlich von den Eltern zu zahlenden Kostenbeitrag für das Mittagsessen in den städtischen Kindertagesstätten von bisher 41,00 Euro auf 97,30 Euro mehr als zu verdoppeln. "Zur Begründung wird ausgeführt, dass die bisherige Erhebung des Elterngeldes die Kosten der Mittagsverpflegung nur teilweise deckt", wie die SPD Lehrte mitteilt.

 

Ab 1. März 2022 würden die zusätzlichen Kosten auf die Eltern zukommen, sofern die Mitglieder des Stadtrats der Empfehlung der Stadtverwaltung zustimmen. Dadurch würden nach Angaben aus der Beschlussvorlage Kosten von rund 600.000 Euro auf die Eltern umgelegt. Pro Jahr pro Kind sind das 675,60 Euro. Es kommt nun auf die politischen Vertreter an, über diese Vorlage zu entscheiden. Schon kurze Zeit später später macht sich bereits großer Unmut aus Reihen der Eltern breit: Erst kürzlich wurde bekannt, dass in Kita Immensen-Arpke aufgrund Personalmangels die Betreuungsstunden reduziert werden müssen. Nun sei es "ein weiterer Schock für viele Eltern", dass die Gebühren für das Mittagsessen erhöht werden sollen.

 

"Hinzu kommt, dass wir Eltern seit Anfang des Jahres den Nachtisch für unsere Kinder selbst organisieren müssen, da dieser seitdem nicht mehr im Essenspreis enthalten ist. So geben wir Obst und ähnliches in die Gruppen, damit diese den Kindern gereicht werden können", teilt der Stadtkindertagesstättenenbeirat mit. Und es werden Vergleiche zu anderen Kommunen gezogen, in denen die Mittagsverpflegung günstiger ist: "Burgdorf bei 50,00 €; Uetze 55,00 €; Sehnde 42,00 € und Peine 54,00 € pro Kind", führt der Stadtkindertagesstättenenbeirat auf.

 

Die Verwaltung schreibt zur Begründung in der Beschlussvorlage: "Zusätzlich zu den Kosten für den Bezug der reinen Mittagsverpflegung muss ebenso der unmittelbar auf die Mittagsverpflegung entfallende Personalkostenanteil der Hauswirtschaftskräfte berücksichtigt werden. Auf Grundlage der Personalkosten im Jahr 2019 und unter Berücksichtigung der Tariferhöhungen im März 2020, April 2021 und April 2022 ergibt sich ein Personalkostenanteil pro Portion in Höhe von 2,90 Euro, dies entspricht einem durchschnittlichen Betrag je Kind in Höhe von monatlich 54,37 Euro". Für die Kosten des Essens werden "im Durchschnitt monatliche Kosten für den Bezug der reinen Mittagsverpflegung je Kind in Höhe von 42,93 Euro" (2,29 pro Tag) veranschlagt. Wenn man beides vergleicht: Die Personalkosten sind hierbei sogar höher als die Kosten für das Essen selbst. 

 

Die SPD-Fraktion im Lehrter Stadtrat zeigt sich über diesen Vorschlag erschüttert und kündigt "entschiedenen Widerstand" an. Die Fraktionsvorsitzende Maren Thomschke erläutert: "Dieser Vorschlag ist sozialpolitisch nicht vertretbar. Die Stadt Lehrte hat 2021 die höchsten Steuereinnahmen aller Zeiten zu verzeichnen. Zusätzlich schlägt der Bürgermeister ab 2022 eine Steuererhöhung vor, die alle Lehrterinnen und Lehrter trifft. Eine derartige einseitige Mehrbelastung gerade für die Gruppe der Eltern lehnen wir ab."

 

Aus Sicht der SPD sei es "sozialpolitisch geboten und finanzpolitisch vertretbar, die Kosten der Mittagsverpflegung mindestens zum Teil aus den steuerfinanzierten städtischen Mitteln zu bestreiten". Langfristig sei nach Ansicht der Sozialdemokraten "sogar die Abschaffung des Essensgeldes in den Kindertagesstätten ein politisches Ziel".