Grußworte
Sonnabend, 31.12.2022 - 09:00 Uhr

Grußwort zum Jahreswechsel von Wedemarks Bürgermeister Helge Zychlinski

Aufn.:

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Liebe Wedemärkerinnen und Wedemärker,

 

erneut liegt ein aufreibendes Jahr hinter uns. Die Corona-Pandemie, der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, ein (nicht nur) daraus resultierender Zuzug von Geflüchteten und eine Energiekrise, die uns alle fordert. Wie schwierig, ja angespannt, die Lage noch immer ist, spüren Sie im Alltag durch deutlich gestiegene Preise. Diese Krisen zeigen uns, wie verletzlich wir Menschen sind, wie zerbrechlich das ist, was wir Alltag nennen. Gleichzeitig erlebe ich bei uns in der Wedemark seit Monaten eine beeindruckende Solidarität der Bürgerinnen und Bürger untereinander, auch mit Blick auf die Menschen, die wegen des Aggressors Putin ihre Heimat verlassen mussten. Diese Solidarität zeigt mir: Unsere Gesellschaft ist stark, wenn wir aufeinander achtgeben und füreinander da sind.

 

In solchen Krisenzeiten unsere Gesellschaft zu gestalten, ist für alle Politikschaffenden eine gewaltige Herausforderung. Die Bundesregierung hat in den vergangenen Wochen umfangreiche Maßnahmen angestoßen, um die Folgen der Krise aufzufangen: Das Entlastungspaket in Höhe von 200 Milliarden Euro wurde beschlossen, die Gas- und Strompreisbremse eingeführt, die Gasabschläge für Dezember übernommen und eine Preisobergrenze für ein Grundkontingent von 80 Prozent des üblichen Verbrauchs ab März 2023 initiiert. Ergänzend kommt dazu das Paket der Niedersächsischen Landesregierung, das Hilfen, unter anderem für KiTas, Schulen, Sportvereine, Tafeln, Tierheime und Kommunen von bis zu 2,9 Milliarden Euro vorsieht. Auch die geplanten drei Flüssiggasterminals an den deutschen Küsten werden Deutschland in der Energieversorgung zukünftig unabhängiger von Russland machen. Es darf aber aller Notwendigkeit für große Hilfsprogramme nicht der Eindruck entstehen, der Staat könne schon alles für uns regeln.

 

Als kluge und verantwortungsvolle Bürgerinnen und Bürger ist Ihnen bewusst, dass wir alle trotz dieser finanziellen Hilfen und veränderten Liefergrundlagen zum Wohle der Gesamtgesellschaft weiterhin Strom und Gas sparen müssen, um gut durch diesen Winter zu kommen. Wir alle sparen bereits, wo wir können, stoßen dabei aber natürlich auch an Grenzen. Der bisher deutlich kältere Winter als in den letzten Jahren erfordert ein stärkeres Heizen als in den Vorjahren und manchmal ist leider auch nicht alles technisch umsetzbar, was an Sparmaßnahmen nötig ist.

 

Auch das Coronavirus ist in unserem Alltag noch immer durch neue Varianten präsent. Hinzukommen andere Atemwegerkrankungen, die aktuell auf einem Höchststand sind. Trotz gelockerter Regeln bitte ich Sie daher: Passen Sie auch weiterhin auf sich und Ihre Mitmenschen auf.

 

Die vormalige Überlastung der Intensivstationen durch zumeist ältere Corona-Patientinnen und -Patienten ist jedoch derzeit nicht mehr das drängendste Problem. Jetzt brauchen vielmehr die Jüngsten und Kleinsten unsere Solidarität. Denn die Kinderkrankenhäuser und Kinderarztpraxen sind mittlerweile überlastet, in den Apotheken fehlen wichtige Medikamente für Kleinkinder. Die Krise in der Gesundheitsversorgung unseres Nachwuchses steht meines Erachtens stellvertretend für die Herausforderungen, denen die junge Generation seit gut drei Jahren ausgesetzt ist. Sie haben mit Schul- und Kita-Schließungen sowie den Kontaktbeschränkungen die gesellschaftliche Hauptlast der Coronamaßnahmen getragen. Psychische Probleme und Bildungsdefizite sind massive Herausforderungen, denen wir in den kommenden Jahren mit einer Vielzahl an Unterstützungsangeboten begegnen müssen. Wir Erwachsenen und Älteren schulden den Kindern und Jugendlichen heute und den nächsten Jahren unsere allergrößte Aufmerksamkeit, Solidarität und Unterstützung. Sie sind unsere Zukunft -  lassen wir sie nicht im Stich!

 

Die aktuelle Zeit ist also eine echte Herausforderung - schnell könnte man denken, dass früher alles besser gewesen sei. Gerade in diesen Tagen kommt mir dazu der alte Loriot-Sketch "Weihnachten bei den Hoppenstedts" in den Sinn, der dieser Tage sicher wieder auf vielen Fernsehsendern gezeigt wird. "Früher war mehr Lametta!", beklagt sich Opa Hoppenstedt, als er entdeckt, dass der Weihnachtsbaum der Familie mit naturgrünen Äpfeln behängt ist, um den Schmuck besonders umweltfreundlich zu gestalten. In der ersten Betrachtung bringt er damit zum Ausdruck, dass er Weihnachten früher als gemütlicher, beschaulicher und fröhlicher empfunden hat. Es schwingt aber auch die Ironie mit, dass man sich früher nicht so viele Gedanken darüber gemacht hat, was man sich eigentlich in den Baum hängt.

 

Es ist sicher richtig, dass oft der Eindruck entsteht: Früher war vieles leichter, manches vermeintlich sogar besser. Und doch glaube ich, Loriot gibt uns in diesem Weihnachtssketch auch einen Rat mit auf den Weg: Wir haben die Wahl zwischen Äpfeln und Lametta, weil wir das Bewusstsein dafür haben, dass beides möglich ist. Wir müssen beweglich bleiben und haben jetzt die Chance zu gestalten: Miteinander, füreinander. In Deutschland, in Niedersachsen, in der Wedemark können wir gemeinsam viel bewegen.

 

Ich kann, trotz aller Widrigkeiten, für das vergangene Jahr in vielen Bereichen eine positive Bilanz ziehen: Unsere Gemeinde ist wirtschaftlich stärker, klimafreundlicher, sozialer und digitaler geworden. Lassen Sie mich dafür einige Beispiele nennen:

 

Erfolg hatte unsere Wirtschaftsförderung mit ihrer Bewerbung um das Förderprogramm "Perspektive Innenstadt" Dadurch wird mit Bundesgeldern eine Veranstaltungsreihe zum Erhalt der Attraktivität unserer Dorfkerne umgesetzt. Hier kommen Menschen zusammen, zum Austausch, um miteinander Gemeindeleben zu gestalten. Diese Reihe wird mit weiteren Fördermitteln für den Themenbereich Standortmarketing im Rahmen des Programms "Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren" fortgesetzt. Darüber hinaus hat sich #zusammenwedemark gegründet, als Standortmarketing für alle Unternehmen in der Kommune. Sie schauen nicht nur auf einzelne Gemeindeteile, sondern haben das Wohl der ganzen Wedemark im Blick.

 

Die Gemeinde Wedemark unternimmt außerdem große Schritte in Richtung vollumfänglicher Digitalisierung, sowohl bei den Verwaltungsleistungen für Kundinnen und Kunden, als auch für die verwaltungsinternen Abläufe. Unser zeitnahes Ziel: Alle relevanten Anforderungen, Rahmenbedingungen und Handlungsfelder strategisch, organisatorisch und technisch zu betrachten. Schon jetzt können immer mehr Anträge online gestellt werden, von der Kfz-Zulassung, über die Steueridentifikationsnummer bis hin zum Elterngeld. Als nächstes kommen die ePaymentfunktion und damit eine Vielzahl von Dienstleistungen des Bürgerbüros und das digitale Bauamt hinzu. Wichtig ist mir dabei, festzuhalten, dass Digitalisierung kein Selbstzweck sein darf, sondern schlussendlich dazu beitragen muss, unsere Dienstleistungen noch weiter zu verbessern.

 

Für den Klimaschutz bezieht die Gemeinde nur noch ausschließlich Ökostrom für die kommunalen Gebäude. Auch die Elektromobilität wird im kommenden Jahr 2023 aufgrund unserer Entscheidungen in diesem Jahr durch die Installation von 14 neuen Ladepunkten nach vorn gebracht. Die wichtige Taskforce "Klima in Not" ist im vollem Schwung und hat erste Vorschläge zur schnellen Umsetzung von Maßnahmen in der Gemeinde erarbeitet. Der im November neu gegründete Klimabeirat wird durch seine Arbeit die Politik und Verwaltung in den Fachausschüssen Planen, Bauen, Wirtschaftsförderung und Klimaschutz, Umwelt und Gebäude unterstützen und die Belange des Klimaschutzes vertreten. Engagierte und kompetente Persönlichkeiten engagieren sich im Beirat, ich freue mich auf die Zusammenarbeit.

 

Weiterhin rüsten wir zusammen mit enercity die gesamte Straßenbeleuchtung im Gemeindegebiet bis 2024 auf LED um, was bei einer besseren und bedarfsangepassten Beleuchtungsqualität den Stromverbrauch weiter deutlich reduziert. Um die Klimaschutzaktivitäten darüber hinaus strukturiert und ambitioniert voranzutreiben, aktualisiert die Gemeinde derzeit das Klimaschutzaktionsprogramm von 2010.

 

Gemeinsam gestalten bedeutet Engagement. Und ohne Sie wäre das in der Wedemark nicht möglich. Das zeigt sich darin, dass unsere Freiwilligenagentur auch in diesem Jahr eine starke Koordinierungs- und Hilfestelle für zahlreiche Vereine und Initiativen war.

 

Es freut mich besonders, dass auch immer wieder neue Ideen entstehen. So haben sich in Abbensen und Hellendorf engagierte Menschen in Dorfverschönerungsvereinen zusammengeschlossen. In Hellendorf zum Beispiel wurde außerdem der Bücherwagen wieder eingeweiht, der in Kooperation mit der Bürgerinitiative "Offene Kulturwerkstatt" restauriert wurde.

 

Dass die Wedemärkerinnen und Wedemärker in Krisenzeiten noch enger zusammenrücken, zeigt sich zum Beispiel im Café Elternzeit im Mehrgenerationenhaus in Mellendorf. Hier ist die Nachfrage stärker denn je. Und die Wedemark ist im vergangenen Jahr noch bunter geworden: Der Verein EinzigArtig e.V. und die Spenden engagierter Bürgerinnen und Bürgern haben 18 weitere Regenbogenbänke in unsere Dörfer gebracht, die, im wahrsten Sinne des Wortes, ein Zeichen für Toleranz setzen und dabei zum Verweilen einladen. Statt mit einer nicht getragenen "1-Love-Binde" beziehen wir mit unseren Bänken im öffentlichen Straßenraum klar Position!

 

Dass Engagement kein Alter kennt, zeigen die Schülerinnen und Schüler, die am Gymnasium Mellendorf seit Kurzem eine neue Ausgabestelle der Tafel organisieren und damit Menschen in Not Woche für Woche Ihre Solidarität und Unterstützung zusichern. Herzlichen Dank dafür. Ein Dank geht auch an die Ehrenamtlichen der Veranstaltung "Herz & Handwerk", einem Angebot kostenloser Haarschnitte für Menschen, die von Armut bedroht oder betroffen sind. Das engagierte Netzwerk Wedemark-Ukraine unterstützt Menschen, die ihre Heimat aufgrund des Krieges verlassen mussten und bei uns Sicherheit und Schutz suchen. Dass 200 Menschen aus der Ukraine bei Privatpersonen unterkommen konnten, zeigt die hohe Solidarität der Wedemärkerinnen und Wedemärker. Auch dafür sei Ihnen herzlich gedankt.

 

Darüber hinaus arbeiten tagtäglich unglaublich viele engagierte Menschen aus unserer Gemeinde ehrenamtlich in den unterschiedlichsten Organisationen, Verbänden, Vereinen sowie Initiativen und sorgen dafür, dass unsere Gemeinde zurecht die Wohlfühlgemeinde im Norden der Region Hannover ist und bleiben wird. Ihnen allen gilt mein größter Respekt und tiefempfundener Dank!

 

Bleibt mir am Ende noch die Bitte: Gestalten Sie weiter mit, seien Sie engagiert und helfen Sie mit, das Beste für uns alle zu tun - allen Umständen zum Trotz.

 

Ich wünsche Ihnen ein gutes, neues und friedliches Jahr 2023.

 

Helge Zychlinski 

Bürgermeister