Burgwedel
Sonnabend, 30.12.2023 - 08:51 Uhr

Grußwort zum Jahreswechsel von Burgwedels Bürgermeisterin Ortrud Wendt

Burgwedels Bürgermeisterin Ortrud Wendt.Aufn.:

BURGWEDEL

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

„Kein Vormarsch ist so schwer wie der zurück zur Vernunft.“ Das zu Ende gehende Jahr 2023 hat wohl nicht nur mir unbehaglich oft Gelegenheit geboten, diese These von Bertold Brecht zu bestätigen. Die meisten spüren einen zunehmenden Verlust von Alltagsvernunft in unserer Welt. Und ja, auch hier vor Ort in Burgwedel. 

 

Wir spüren es als Stadtverwaltung, die etwa angesichts eines Regelungsdickichts im Bereich Bildung und Betreuung das Elementarste in Burgwedel kaum noch zuverlässig garantieren kann, was gerade Familien mit Kindern brauchen: die Verlässlichkeit von Bildungs- und Betreuungsangeboten. Auf der untersten Ebene des Staatsaufbaus, hier vor Ort in der Kommune, werden uns die Hände vom Gesetzgeber so zusammengebunden, dass wir bei aller Kreativität und allem persönlichen Einsatz unserer Beschäftigten kaum mehr Möglichkeiten haben, mit pragmatischen Lösungen eine gleichermaßen verlässliche wie qualitätsvolle Kinderbetreuung zu organisieren und damit dem allgegenwärtigen und sich dramatisch verschärfenden Fachkräftemangel die Stirn zu bieten. „Zurück zur Vernunft“ rufe ich als Bürgermeisterin und bleibe dabei zuversichtlich. Denn wie es bei jeder Realitätsverweigerung der Politik ist: Irgendwann fressen sich die Fakten durch.

 

Auch wenn ich das Jahr 2023 aus der Makro-Perspektive – angesichts einer furchtbar in Unordnung geratenen Welt und erkennbarer Schwierigkeiten Deutschlands, darauf wirklich kluge Antworten zu finden – rückblickend eher in Moll intonieren muss, so kann ich für Burgwedel aus der Mikro-Perspektive doch auch eine Reihe von Passagen in Dur einfügen: Anfang des Jahres haben wir im Rat einstimmig unsere Nachhaltigkeitsstrategie für Burgwedel verabschiedet und sind mit hoher Priorität dabei, unsere Hausaufgaben in Sachen Klimafolgenanpassung, Wärmewende und Mobilitätswende zu machen. Eine Energiegenossenschaft ist ins Werk gesetzt, die kommunale Wärmeplanung ist aufgegleist, die Erzeugung regenerativer Energien vor Ort nimmt zunehmend Gestalt an und der Rufbus Sprinti als On-Demand-System für bessere Mobilität in Burgwedel ist in Betrieb. 

 

Es ist nicht zu verhehlen, dass auch unsere Verwaltung angesichts Fachkräftemangels und gesetzgeberischer Regelungsflut zunehmend an ihre Belastungsgrenze stößt. Gleichwohl blicken wir in Burgwedel zufrieden auf zahlreiche Bauprojekte, die die Infrastruktur und Lebensqualität in unserer Stadt erheblich verbessern. Das Stadion auf der Ramhorst ist nach erfolgreicher Sanierung inzwischen in Betrieb und ein echtes Schmuckstück für Sportfreunde. Das neue Feuerwehrgerätehaus in Kleinburgwedel nimmt sichtbar Gestalt an. Rund um das Rathaus haben wir mit dem Bau des Stadtplatzes und der barrierefreien Erschließung des Rathauses begonnen. Auch mit der Sanierung der Ortsdurchfahrt und der Kreuzungsumbau zu Kreiseln in der Ortsmitte Großburgwedels durch die Region Hannover wurde losgelegt. Beim Bahnhofsvorplatz stehen wir mit der Region in den Startlöchern für die Umgestaltung zu einem gut organisierten Mobilitätsknotenpunkt. Der Glasfaserausbau in Großburgwedel geht voran und der in wesentlichen Teilen aus EU-Fördergeldern finanzierte Bikepark wird 2024 auf der Ramhorst das Freizeitangebot nicht nur für junge und junggebliebene Burgwedeler auf ein ganz neues Niveau bringen. 

 

Die für unsere Stadt auf Jahre hinaus bedeutendste Weichenstellung im Jahr 2023 ist zweifellos, dass Burgwedel Krankenhausstadt bleiben wird und einen Klinikneubau erhält. Dafür haben wir gekämpft und die Entscheidung ist für uns alle ein Grund zur Freude. Der Erfolg hat bekanntlich viele Väter und Mütter. In Burgwedel sind dies vor allem engagierte Mitglieder des Rates und der Verwaltung, die tatkräftig die Voraussetzungen für eine solche Großinvestition des Landes Niedersachsen am Standort Großburgwedel geschaffen haben und seither kontinuierlich und in enger Zusammenarbeit mit dem Klinikum Region Hannover das Projekt weiter vorantreiben. Auch wenn wir leider inzwischen nie ganz sicher sein können, ob das, was in Sachen Krankenhauslandschaft gestern zugesagt wurde, morgen noch gilt, bin ich zuversichtlich, dass der Klinikneubau in Burgwedel nicht nur unserer Bürgerschaft sehr zugute kommen wird. 

 

Auch in diesem Jahr möchte ich im Namen von Rat und Verwaltung der Stadt Burgwedel allen Menschen in Burgwedel von Herzen danken, die durch ihre tatkräftige Mithilfe unsere Stadt mit ihren sieben Ortschaften lebens- und liebenswert machen. Ohne Sie alle können wir keinen Staat machen! Ganz besonders gilt mein Dank denjenigen, die sich etwas zutrauen, sich selbstlos und ehrenamtlich in unseren Feuerwehren, Kirchengemeinden, in Vereinen, Verbänden, Bürgerinitiativen und sozialen Einrichtungen mit hohem persönlichen Zeitaufwand für ihre Mitmenschen einsetzen. 

Besonders spürbar wird dieses Engagement nach wie vor in der Art, wie es uns in Burgwedel dank vieler helfender Hände bisher gelungen ist, weitgehend geräuschlos und unaufgeregt die zunehmende Zahl von Menschen bei uns aufzunehmen, die aus verschiedensten Gründen bei uns Zuflucht suchen und – auch das gehört zur Wahrheit dazu – uns zunehmend an die Grenzen unserer Möglichkeiten mit Blick auf eine gelingende Integration bringen. „Zurück zur Vernunft“ lautet auch zur Migrationsproblematik mein Appell an die höheren politischen Instanzen.

In einer Zeit, in der Mut eine unserer knappsten Ressourcen zu sein scheint, brauchen wir Menschen, die den Mut haben, sich einzumischen, ansprechbar zu sein und Verantwortung zu übernehmen. Allen die jetzt denken, dass sie dazu nicht geboren sind, nicht tüchtig oder wichtig genug seien, will ich antworten: „Wer glaubt, er sei zu klein, um etwas zu bewirken, der hat noch nie versucht zu schlafen, wenn eine Mücke im Raum ist.“ Lassen Sie uns daher mit Mut und Zuversicht zusammen ans Werk gehen, um wieder Platz für Alltagsvernunft zu schaffen und unser schönes Burgwedel mutig weiterzuentwickeln. Ich wünsche uns allen ein friedvolles Jahr 2024 reich an Glück, Gesundheit und Gottes Segen.

 

Herzlichst, Ihre

  

Ortrud Wendt

Bürgermeisterin der Stadt Burgwedel