Grußworte
Sonnabend, 31.12.2022 - 09:00 Uhr

Grußwort zum Jahreswechsel von Uetzes Bürgermeister Florian Gahre

Aufn.:

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Liebe Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Uetze,

Liebe Leserinnen und Leser aus anderen Orten,

 

im letzten Jahr habe ich uns allen gewünscht, dass wir im Jahr 2022 einen großen Schritt zurück in die Normalität gehen werden. Das war insbesondere auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie bezogen; ich konnte mir zu diesem Zeitpunkt nicht vorstellen, dass uns ein widerlicher und völkerrechtswidriger russischer Angriffskrieg auf die Ukraine vor ganz neue und auch in ihrer Dimension unbekannte Herausforderungen auf allen gesellschaftlichen und staatlichen Ebenen stellen würde.

 

Der 24. Februar 2022 stellt mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine eine Zäsur auch in unserem Leben dar. Das Grauen und die Brutalität, die die Menschen in der Ukraine (aber auch die von Präsident Putin geschickten Soldaten) erleiden müssen ist für uns alle unvorstellbar und die Bilder in den Nachrichten sind kaum auszuhalten. Umso wichtiger ist es, dass wir hier vor Ort das tun, was wir tun können, um dieses Leid zu mindern. Von Geld- über Sachspenden und Wohnungsangeboten bis zu ehrenamtlicher Hilfe in der Geflüchtetenbetreuung: Ihre Hilfsbereitschaft, meine Damen und Herren, hat uns von der ersten Minute an überwältigt und - das ist besonders erwähnenswert - sie lässt auch nach acht Monaten Krieg kaum nach. Noch immer engagieren Sie sich, noch immer spenden Sie und noch immer bieten Sie Obdach. Dafür danke ich Ihnen im Namen von Rat und Verwaltung der Gemeinde Uetze aus tiefstem Herzen sehr. Danken möchte ich auch den Uetzer Bürgerinnen und Bürgern, die die Spendenannahme und -verteilung ehrenamtlich und hochprofessionell organisieren; ob aus dem "Gelben Haus" in Hänigsen oder bei "Allerhand NUetzeliches" in Uetze (um nur einige zu nennen). Danke dafür! Ihr seid spitze!

 

Nach zwei langen Jahren Pandemie hätten wir alle eine Verschnaufpause brauchen können, da bin ich sicher. Und doch bleiben unsere Ärmel hochgekrempelt und wir bewältigen die riesenhaften Herausforderungen, die diese Zeiten für uns mit sich bringen. 

 

Die Turnhalle in Dedenhausen ist seit Monaten für den Sport gesperrt und wird von uns für die Unterbringung Geflüchteter genutzt. Das war nicht nur logistisch und organisatorisch ein Kraftakt, sondern insbesondere personell. Ich möchte mich deshalb an dieser Stelle bei der ganzen Dorfgemeinschaft und der Feuerwehr Dedenhausen bedanken, ohne die wir das so nicht geschafft hätten. 

 

Weil die Unterbringungsmöglichkeiten in der gesamten Gemeinde erschöpft sind und uns vom Land Niedersachsen noch weitere Zuweisungen von geflüchteten Menschen angekündigt wurden, mussten wir weitere Unterbringungsmöglichkeiten schaffen. Neben der interkommunalen Zusammenarbeit mit Burgdorf im sogenannten "Burgdorfer Dreieck", wo wir gemeinsam eine Unterkunft betreiben, mussten und müssen wir auch in unserem Gemeindegebiet weitere Unterkünfte schaffen.

 

Dazu sind das Dorfgemeinschaftshaus in Schwüblingsen und die Turnhalle in Katensen hergerichtet worden und in Schwüblingsen sind auch schon die ersten Gäste eingezogen. Da auch diese Unterbringungsmöglichkeiten nicht ausreichen werden, haben wir uns entschlossen einen ungewöhnlichen Weg zu gehen. Das ehemalige ALDI-Verkaufszelt konnte von uns weiter gemietet und als Sammelunterkunft für rund 80 Menschen hergerichtet werden. Das ist notwendig, damit wir es möglichst verhindern können, Schulsporthallen zu sperren. Denn die Kinder und Jugendlichen haben in den letzten zwei Jahren aus unserer Sicht bereits genug Entbehrungen und Einschränkungen ertragen müssen.

 

Mir ist bewusst, dass die Sperrung der Turnhallen in Dedenhausen und Katensen die dort trainierenden Menschen auch vor harte Einschnitte stellt. Und glauben Sie mir bitte, wenn ich sage, dass ich diese Entscheidung nicht leichtfertig getroffen habe. Ich danke Ihnen allen für Ihr Verständnis und Ihre großartige Hilfsbereitschaft.

 

Der Krieg bringt noch weitere Herausforderungen mit sich. So müssen wir als Kommune Vorsorge für mögliche Strom- oder Gasmangellagen treffen. Wir planen und organisieren sog. "Wärmestuben" und "Leuchttürme" für den Fall, dass wir aufgrund großflächiger und lang andauernder Strom- oder Gasausfälle nicht mehr heizen und kommunizieren können, kein Wasser mehr aus dem Wasserhahn kommt und die Menschen auf unsere Hilfe angewiesen sind. All das in Abstimmung mit den Energieversorgern, der Region Hannover, unserer Feuerwehr und insbesondere mit den Ortsbürgermeistern unserer neun Ortschaften. 

 

Neben der multiplen Krisenbewältigung gab es zum Glück aber auch viele helle und fröhliche Momente in diesem Jahr, die ich hier gern in Erinnerung rufen möchte.

 

So konnten wir gleich zwei weitere Kitas in Betrieb nehmen. Einmal den Waldkindergarten in Krätze und die von der AWO betriebene Kita "Schapers Kamp". Das sind Meilensteine in der Kinderbetreuung in unserer Gemeinde - mit dem Blick auf die Zukunft werden wir hier nicht nachlassen und weitere Standorte bspw. in Hänigsen und Katensen planen.

 

In Hänigsen hat die Sanierung des Gebäudes "Mittelstraße 2" begonnen, in dem u.a. der Dorftreff und die Kunstspirale anschließend wieder ihr Zuhause finden werden. Diese Millioneninvestition ist ein klares Signal des Rates, dass Kunst, Kultur und gemeinschaftliches Miteinander auch unter schweren Rahmenbedingungen gefördert werden müssen.

 

Unter dem Motto: "Alle Kinder unter einem Dach" konnte zunächst der Neubau der Kindertagesstätte in Dollbergen fertig gestellt und die Komplettsanierung der Grundschule abgeschlossen werden. In diesem Jahr haben die Arbeiten an der Mensa, der Aula und die Bücherei begonnen und sind fast abgeschlossen. Dieser Neubau ist mit einer Investitionssumme von fast 11 Millionen € das größte Bauprojekt seit dem Bau des Schulzentrums.

 

Gemeinsam haben sich die Dörfer Altmerdingsen, Dollbergen, Katensen und Schwüblingsen aufgemacht und sich beim Landesprogramm "Dorfregion" beworben, um die dörfliche Innenentwicklung zusammen zu gestalten. Ich hoffe sehr, dass wir den Zuschlag erhalten, das vorgelegte Konzept jedenfalls kann sich sehen lassen.

 

Entwickelt wird auch der Hindenburgplatz in Uetze. Im Rahmen des EU-Projektes "Perspektive Innenstadt" konnten wir rund 350.000 Euro Fördermittel erhalten, mit denen unsere "Innenstadt" aufgepeppt werden soll. Neben neuen, modernen Sitzmöbeln und einem tollen Lichtkonzept wird es auch einen ebenerdigen Brunnen mit Wasserfontänen geben, der zum "Planschen" einlädt. Liebe Eltern: Bitte immer Wechselklamotten dabei haben…

 

Unsere Schulsportstätte mit Leichtathletikanlage "Hoopte" wird im kommenden Jahr saniert, wir haben dazu jüngst eine Förderzusage in Höhe von 850.000 Euro erhalten.

 

Gewählt wurde in diesem Jahr übrigens auch wieder. Neben der Landtagswahl haben wir in unserer Gemeinde erneut den Seniorenbeirat und erstmalig einen Jugendbeirat gewählt. Beide Gremien sollen die jeweils besonderen Blickwinkel unterschiedlicher Generationen in die Beratungen des Rates und der Verwaltung einfließen lassen. Ich bin sehr froh darüber, dass wir solche Institutionen haben und sich immer wieder Menschen finden, die sich dort ehrenamtlich engagieren. 

 

Neben all diesen Themen war aber auch Zeit und Platz zum Feiern - die Schützenfeste in den Orten hatten einen regen Zulauf und man konnte förmlich spüren, wie sehr sich die Menschen nach ein paar unbeschwerten Stunden und Tagen sehnten. Auch das Zwiebelfest war nach zwei Jahren endlich wieder da, wo es hingehört: Mitten im Herzen Uetzes wurde ein ganzes Wochenende geplaudert, geschlendert, gefeiert, gelacht und getanzt. Im Rathausgarten haben wir ebenfalls mitgemacht und im Juli erstmalig ein Sommerfest veranstaltet. Dieses Sommerfest, als neues Format, vereint den bisherigen Neujahrsempfang und den Ehrenamtsempfang mit einem Fest für die ganze Familie. Auch das war ein voller Erfolg und es schreit nach einer Wiederholung - in dieser Form aber erst 2024, da wir (Achtung Spoiler!) im kommenden Jahr "1.000 Jahre Uetze" (nach) feiern werden. Ende April werden sich viele Veranstaltungen rund um dieses besondere Jubiläum drehen. Vielen Dank an den Ortsrat Uetze, der dieses Event maßgeblich plant und durchführen wird.

 

Begleitet hat uns in diesem Jahr ganz intensiv die Frage der von der Firma K+S beantragten Abdeckung der Kalirückstandhalde Wathlingen. Wenn die Abdeckung in der beantragten Form genehmigt wird, und danach sieht es derzeit aus, wird das nicht nur negative Folgen für unsere Umwelt haben, sondern auch ganz konkret für die Menschen in Hänigsen. Denn eine nicht unerhebliche Anzahl von LKW wird dann täglich durch den Ort rollen - wir können die Dimensionen derzeit nur erahnen. Deshalb haben wir uns mit einer Resolution des Rates direkt an das Land gerichtet, und die Änderung des Bergrechts sowie eine Nichtgenehmigung der beantragten Form der Abdeckung zu fordern. Aber, und so viel Realpolitik muss sein, wir sind auch in intensiven Gesprächen mit dem Wirtschaftsminister zu Verkehrssicherungs- und beruhigungsmaßnahmen. Denn wenn die Genehmigung kommt, kommen auch die LKW. Wir wollen vorbereitet sein.

 

In der letzten Sitzung des Rates im Dezember habe ich den Haushalt für die kommenden zwei Jahre eingebracht. Klar wird hier, dass wir auch in Zukunft keinen ausgeglichenen Haushalt aufstellen können - denn die Aufgabenverteilung der staatlichen Ebenen passt nicht mehr zur Finanzverteilung. Die Kommunen müssen immer neue Aufgaben erledigen ohne, dass diese neuen Aufgaben auch mit Finanzmitteln hinterlegt sind. Und darunter leiden die Menschen hier vor Ort, denn unsere Pflichtaufgaben müssen wir erledigen und dann im Zweifel freiwillige Leistungen streichen. 

 

Trotz unserer Haushaltslage müssen und wollen wir jetzt zwingend investieren. Und zwar in unsere Pflichtaufgaben. Und daraus wird das größte Investitionsprogramm in der Geschichte unserer Gemeinde. Bis 2027 sind für unsere Zukunft über 70 Millionen Euro vorgesehen. Einige wichtige Vorhaben möchte ich Ihnen gern näherbringen. 

 

Da ist zum einen der dringend benötigte Neubau der Grundschule Uetze. Das Gebäude ist aus energetischen, technischen aber auch aus pädagogischen Gründen nicht zukunftsfähig. Zudem wird die Grundschule aufgrund aktueller Hochrechnungen mindestens temporär fünfzügig - das führt zu weiteren Raumbedarfen; ebenso wie die gesetzliche Pflicht zur verlässlichen Ganztagsschule. Die Schule selbst und die Schulverwaltung haben ihre Hausaufgaben gemacht und uns ein Konzept vorgelegt. Dieses Konzept wird jetzt Grundlage für die Planung des neuen Gebäudes. Wir rechnen aktuell mit einer Projektlaufzeit von rund vier Jahren und somit mit einer Fertigstellung im Jahr 2027. Insgesamt wird uns dieses Vorhaben über 30 Mio. Euro kosten. 

 

Ein weiteres Projekt beschäftigt uns mit der Frage, wie gehen wir mit den "alten Teilen" des Schulzentrums um. Klar ist, dass der derzeitige bauliche Zustand und die Aufteilung der Räume nicht den Anforderungen an eine moderne Schule gerecht werden. Wir machen uns also auch hier auf den Weg in die Zukunft beginnen mit der Planung.

 

Auch der bereits 2018 beschlossene Anbau an das Rathaus steht auf unserer Agenda. Schon jetzt enthalten unsere Arbeitsverträge Klauseln, dass Arbeitsplätze nicht vorhanden sind und deshalb regelhafte Telearbeit bzw. Desksharing zwingend erforderlich sind. Wir haben die Verwaltung in unterschiedlichen, angemieteten Liegenschaften untergebracht und versuchen uns mit Homeoffice und Behelfsarbeitsplätzen in Sitzungsräumen einigermaßen über Wasser zu halten. Das führt naturgemäß zu erschwerten Abstimmungsprozessen; Teamgefühl und Zusammenhalt leiden und letztlich sinkt der Output. 

 

Die Erneuerung der Gebäudeinfrastruktur bei den Feuerwehrhäusern steht ebenfalls im Fokus unserer Planungen. Beginnend mit dem Gerätehaus der Feuerwehr Eltze für fast 4 Mio. Euro werden wir auch die Planungen für die weiteren Gerätehäuser in Angriff nehmen - von Obershagen über Schwüblingsen, Altmerdingsen und Dedenhausen. Immer in Absprache mit der Feuerwehr und immer an den Notwendigkeiten orientiert.

 

Gerne nutze ich diese Grußworte auch dafür Ihnen zu sagen, dass das Amt des Bürgermeisters der Gemeinde Uetze für mich der schönste, spannendste und herausforderndste Job der Welt ist. Ich bin unglaublich gerne Ihr Bürgermeister und ich hoffe sehr, dass wir in den kommenden Jahren unsere Gemeinde zusammen weiter zukunftsfähig und modern gestalten. 

 

Jetzt wünsche ich Ihnen und Ihren Liebsten ein paar entspannte und besinnliche Tage. Sammeln Sie Kraft für die Herausforderungen des nächsten Jahres und kommen Sie mit viel Zuversicht und vor allen Dingen Gesundheit ins neue Jahr 2023. 

Ganz herzliche Grüße

Ihr

Florian Gahre