Burgdorf
Sonntag, 23.02.2020 - 15:56 Uhr

Standing Ovations und Schelte für die Stadt bei der Versammlung der Ortsfeuerwehr Burgdorf

Kurt Fuchs (2. von rechts) wurde durch Abschnittsleiter Detlef Hilgert (rechts) für 75-jährige Feuerwehr-Mitgliedschaft ausgezeichnet. Neben der gesamten Versammlung applaudieren (von links) Ortsbrandmeister Florian Bethmann, Stadtbrandmeister Dennis-Frederik Heuer, Ordnungsamtleiter Christian Enderle, der Erste Stadtrat Michael Kugel und die Vorsitzende des Feuerwehrausschusses, Beate Neitzel.Aufn.: Bastian Kroll

Eine Ehrung mit Tränen der Rührung, einen Rückblick auf das Jahr 2019 mit 41 geretteten Menschenleben, zahlreiche Ernennungen und Ehrungen wie auch eine Schelte an die Stadtverwaltung: Die Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Burgdorf am gestrigen Sonnabend, 22. Februar 2020, hatte mit so manchem Höhepunkt aufzuwarten.

BURGDORF

Die nach Begrüßung durch Ortsbrandmeister Florian Bethmann und einem gemeinsamen Essen durchgeführte Ehrung für 75 Jahre Mitgliedschaft in der Feuerwehr war mit Abstand das Highlight der jährlichen Versammlung. Burgdorfs Ehrenstadtbrandmeister Kurt Fuchs erhielt die Ehrennadel für 75-jährige Mitgliedschaft in der Feuerwehr vom Landesfeuerwehrverband Niedersachsen. Unter Tränen der Rührung nahm er die seltene Auszeichnung entgegen. Die Versammlung beglückwünschte ihn mit Standing Ovations und langanhaltendem Applaus. Die Ortsfeuerwehr, die im kommenden Jahr 150 Jahre alt wird, "hat KurT Fuchs mehr als die Hälfte ihrer Geschichte begleitet" stellte Ortsbrandmeister Florian Bethmann heraus und der Brandschutzabschnittsleiter Detlef Hilgert, der die Ehrung durchführte, unterstrich in seiner Laudatio, dass die Feuerwehren in Burgdorf dem Geehrten viel zu verdanken hätten. "Maßgeblich" war er an der Bildung der Stadtfeuerwehr nach der Gebietsreform 1974 beteiligt gewesen und habe zudem vieles auf den Weg gebracht: Die Gründung der Tauchergruppe sowie des Historischen Löschzugs habe er begleitet. "Nie aber hat er eines vergessen: Die Kameradschaft", so Detlef Hilgert. "Das war ihm immer das wichtigste.". Die Anwesenden beglückwünschten den Jubilar mit einem dreifach kräftigen Gut Schlauch".

 

Rund 130 Gäste konnte Ortsbrandmeister Florian Bethmann zur Jahreshauptversammlung in der Fahrzeughalle des Feuerwehrhauses, Vor dem Celler Tor, begrüßen. Darunter Burgdorfs Bürgermeister Armin Pollehn, Stadtbrandmeister Dennis-Frederik Heuer, Ehrenstadtbrandmeister Alfred Brönnemann, den Ersten Stadtrat Michael Kugel und die Vorsitzende des Feuerwehrausschusses, Beate Neitzel. Zudem von den Burgdorfer "Blaulichtorganisationen" den Ortsbeauftragten des THW, Lukas Czeszak, den Vorsitzenden des DRK Burgdorf, Gero von Oettingen, und Jürgen Graver, Leiter der Polizeiinspektion Burgdorf. Für die musikalische Umrahmung sorgte wie immer der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehren Burgdorf und Hänigsen.

 

Zu 265 Einsätzen war die Ortsfeuerwehr Burgdorf 2019 gerufen worden, wie Ortsbrandmeister Florian Bethmann in seinem Jahresbericht bekannt gab. "Das sind 82 Prozent aller Einsätze im Stadtgebiet", so Bethmann. 4622 Einsatzstunden kamen so zusammen. 95 Einsatzkräfte zähle die Ortsfeuerwehr derzeit und somit fast ein Viertel der Feuerwehrkräfte der acht Ortsfeuerwehren im Stadtgebiet.

 

Das Jahr 2019 begann für die ehrenamtlichen Brandbekämpfer mit einem Feuer in einer Wohnung in der Retschystraße und endete mit der Silvesterbereitschaft im Feuerwehrhaus.

 

"Es wurde die gesamte Palette an Fähigkeiten abgefordert", fasste der Ortsbrandmeister das Einsatzgeschehen 2019 zusammen. Von der geretteten Katze bis hin zum Großbrand in Uetze waren jegliche Einsatzlagen dabei, bei denen nicht nur Feuer gelöscht werden mussten. So waren auch die Taucher im Einsatz, Gefahrguteinsätze wurden abgearbeitet oder die Rettung mit hydraulischen Rettungsgerät nach Verkehrsunfällen vorgenommen.

 

"Hierbei konnten wir 41 Menschenleben retten", so der Ortsbrandmeister. Aber auch 80 Tiere verdanken den Einsatzkräften ihr Leben. Eine immer größere Anzahl an Notfalltüröffnungen beschäftigten die Feuerwehrkräfte. "Es sind 40 bis 50 Türöffnungen im Jahr, Tendenz weiter steigend", so Bethmann, der hierbei in seinen Reihen auch auf ausgebildetes Personal zurückgreifen kann, das bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes erste Maßnahmen ergreifen kann.

 

Hinsichtlich der Ausstattung mahnte Bethmann an, dass Ersatzbeschaffungen in vielen Bereichen dringend notwendig seien. "Wir arbeiten seit Jahren mit dem Nötigsten", so der Ortsbrandmeister. "Wir kommen irgendwie klar, aber irgendwann wird es nicht mehr gehen", so Bethmann. Vier Fahrzeuge seien bereits über ihre eigentliche geplante Nutzungsdauer hinaus. "Es ist wichtig, dass man uns hier nicht vergisst", betonte er und machte auch klar, dass er um die angespannte Haushaltslage der Stadt wisse. "Wir müssen uns zukunftsorientiert aufstellen", erklärte er. Hinsichtlich des Feuerwehrhauses habe dieses auch geklappt: Immerhin mehr als 25 Jahre alt ist das Gebäude, das mit Weitsicht gebaut worden sei.  "Damals hieß es, es sei ein 'großer Palast', ich würde sagen: bedarfsgerecht", so Bethmann. Er erinnerte daran, dass damals eine Umkleide für acht Frauen geplant war und die Planer dafür belächelt wurden. "Niemals ist so viel Platz für Frauen notwendig", war die damalige Aussage. Heute ist die Umkleide voll belegt und ein vormaliges Herren-WC wurde bislang zweimal umgebaut, um weiteren Platz für die Frauen in der Feuerwehr zu schaffen. Bei den 70 Mitgliedern in den beiden Nachwuchsabteilungen ist das Verhältnis heute bereits noch ausgeglichener: In der Kinderfeuerwehr sind 21 Jungen und 19 Mädchen. Ein Verhältnis, das sich in Zukunft auch in der Einsatzabteilung fortsetzen werden. "Nichts hält länger als ein Provisorium", so Bethmann. Er sehe "signifikanten Handlungsbedarf", denn, "Frauen in der Feuerwehr sind längst keine Randerscheinung mehr". Auch hier müsse zukunftsorientiert gehandelt werden.

 

Besonders unzufrieden zeigte sich der Ortsbrandmeister bei der Anschaffung der persönlichen Schutzausrüstung: "Es ist ein unhaltbarerer Zustand, dass neue Einsatzkräfte ein halbes Jahr auf ihre Kleidung warten müssen", so Bethmann. Zum einen würden lange Lieferzeiten für Unmut sorgen, zum anderen würde von der Stadt keine Reservekleidung vorgehalten. "Nach einem Brandeinsatz muss die Einsatzkleidung gereinigt werden. Das dauert bis zu vier, fünf Tage, in denen die Träger nicht einsatzfähig sind", so Bethmann. Es werde versucht, dieses durch einen Tausch untereinander zu kompensieren, "doch ein Klamottentausch kann nicht die Lösung sein", so Bethmann.

 

33.763 ehrenamtliche Stunden haben die Mitglieder der Ortsfeuerwehr im vergangenen Jahr geleistet. Mit einem knapp über den Mindestlohn angesetzten Arbeitslohn kommen "rund 1,1 Millionen Euro zusammen", fasste es Bethmann zusammen. Er dankte insbesondere den Angehörigen der Feuerwehrkräfte, die so manches Mal auf sie verzichten müssten. "Dank geht auch an Euch, die 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche, ohne Rücksicht ihren Dienst an dem Nächsten tun", so Bethmann. "Dementsprechend sind bei 41 geretteten Menschenleben auch keine Diskussionen mehr über irgendwelche notwendigen Beschaffungen oder Kosten nötig", betonte er.

 

"Ich weiß und wir wissen, was Sie uns Wert sind", betonte Burgdorfs Bürgermeister Armin Pollehn, der anlässlich seines 60. Geburtstages vergangene Woche ein Geschenk in Form einer Einsatzjacke, die ihn an Einsatzstellen nun als Bürgermeister ausweist, erhielt. "An ihrer Professionalität haben wir keinen Zweifel", unterstrich er und sprach seinen Dank im Namen der Stadt und der Bürgerinnen und Bürger aus. Hinsichtlich der monierten Beschaffungen gebe es "das ein oder andere, was wir tun müssen". Die Stadt habe sich "immens viel vorgenommen", aber die Feuerwehr "bleibt und ist eine Pflichtaufgabe", so dass die Stadt dafür Sorge zu tragen habe, dass sie "mindestens mit dem Nötigsten ausgestattet ist".  Er zitierte den Feuerwehrbedarfsplan, der durch die Stadt, Politik und Feuerwehr mit Leben gefüllt werden müsse. In diesem sei auch unter anderem beschrieben, so der Bürgermeister, dass "es wichtig ist, Anerkennung und Würdigung für alle Kameradinnen und -kameraden der Feuerwehr gestalten zu können. Und da sind wir dabei, zu überlegen, was können wir tun, was wollen wir tun, was ist dann auch wichtig zu tun, um diese Würdigung leisten zu können". Einige Beispiele seien schon aufgenommen und würden nun beraten. Was die Würdigung angeht, sahen es die Einsatzkräfte am Ende der Veranstaltung um diese nicht so gut bestellt. Sie machten unter dem Tagesordnungspunkt "Verschiedenes" ihrem Unmut Luft, dass der am Donnerstag am Standort eingetroffene neue Einsatzleitwagen nun die Beschriftung "Freiwillige Feuerwehr der Stadt Burgdorf" aufweise und nicht wie sein Vorgänger als Fahrzeug der "Ortsfeuerwehr Burgdorf" ausgewiesen ist. Ordnungsamtsleiter Christian Enderle begründete die Änderung damit, dass das Führungsfahrzeug auch außerorts im Einsatz sei und dann auch von Kräften anderer Ortsfeuerwehren besetzt werde. Eine Begründung, die die Mitglieder der Ortsfeuerwehr nicht nachvollziehen konnten, zumal sie sich nun eines Fahrzeugs "beraubt" sehen. Zur Ausstattung einer Schwerpunktfeuerwehr gehöre ein Führungsfahrzeug und der Einsatzleitwagen sei damit ein Fahrzeug der Ortsfeuerwehr. "Das gehört da auch wieder drauf", so ein Kamerad.

 

Neue Dienstgrade erhielten Norman Puffay und Florian Zeumer, die auf der Standarte der Ortsfeuerwehr ihren Diensteid ablegten und zu Feuerwehrmännern ernannt wurden. Jasmin Ebeling und Katharina Roy erhielten den Dienstgrad Oberfeuerwehrfrau, Jerome Surborg wurde zum Hauptfeuerwehrmann ernannt, den Dienstgrad 1. Hauptfeuerwehrmann erhielten André Helms und Frank Sellemann. Zum Oberlöschmeister wurde Marco Henze ernannt, Klaus Wickboldt darf sich nun Hauptlöschmeister und Simon Grabow Oberbrandmeister nennen.

 

Für langjährige Mitgliedschaft in der Feuerwehr wurden neben Kurt Fuchs auch Manfred Wiese (60 Jahre) und Ernst-August Beneke (50 Jahre) geehrt. Für 25-jährige aktive Mitgliedschaft wurde Jörg Ehrhardt mit dem Feuerwehr-Ehrenzeichen des Landes Niedersachsen ausgezeichnet. Die silberne Ehrennadel der Stadt Burgdorf erhielt Marcel Drietchen. Aus dem Kommando verabschiedet wurden die Schriftführerinnen Jasmin Ebeling und Kim Sophie Licht. Aus der Einsatzabteilung verabschiedet wurden Eckhard Hoppe, Rüdiger Kruse, Michael Meinecke und Karsten Petersen.

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