Burgwedel

Vier neue Mädchen Mannschaften beim FC Burgwedel

Das "Mädchen-Fußball-Wunder" von Burgwedel: „Sie haben mein Herz erreicht“

[BURGWEDEL]

Im März herrschte noch Stille auf dem Platz. Heute, im Dezember 2025, wuseln 41 Mädchen beim FC Burgwedel über den Rasen. Dazwischen steht eine 25-jährige Jura-Absolventin, die eigentlich nur helfen wollte – und ihr Herz verlor. Eine Geschichte über Jeans-Hosen im Training, einen prominenten Geburtshelfer und den Mut eines Papas, einfach anzufangen.

Wenn Nele Rubin diesen verrückten Sommer beschreiben soll, spricht sie von zwei Welten. Da war die Strenge des Schreibtisches: Paragrafen, Aktenberge, der immense Druck des Jura-Staatsexamens. Und dann war da der Montagabend beim FC Burgwedel. Der Moment, wenn die Gesetzbücher zuklappten und eine ganz andere Gesetzmäßigkeit griff: die der puren Lebensfreude.

„Sie haben mein Herz erreicht“, sagt die 25-Jährige heute. Ein Satz, der erklärt, warum sie den wohl anstrengendsten Sommer ihres Lebens auf sich nahm, um zusammen mit Steffen Meszkat den Mädchenfußball in Burgwedel aufzubauen.

Um das kleine „Wunder“ zu verstehen, das sich seit dem Frühjahr auf den Sportplätzen des FC Burgwedel abspielt, muss man wissen: Es gab hier nichts. Keine Mannschaft, keine Trainerin, keine Spielmöglichkeit für Mädchen. Das wollte Steffen Meszkat, Vater einer fußballbegeisterten Tochter, nicht hinnehmen. Mit der Hartnäckigkeit eines besorgten Vaters und der Vision eines Machers rannte er beim Vorstand Türen ein – bis er das „Go“ und ausreichend Unterstützung bekam.

Und Meszkat, heute 2. Jugendwart, sorgte für einen Start mit Paukenschlag. Zum allerersten Training im März 2025 stand plötzlich internationale Fußball-Prominenz auf dem Platz: Robby Echelmeyer, ehemaliger Co-Trainer der gambischen Nationalmannschaft. Er leitete die erste Einheit für 20 neugierige Mädchen. Was für ein Start für die erste Mädchenmannschaft des FC Burgwedel. Der Funke war gelegt, doch wer sollte das Feuer am Brennen halten?

Hier kommt Nele Rubin ins Spiel. Eigentlich wollte die aktive Spielerin des Mellendorfer TV nur „ein bisschen unterstützen“, nachdem ein Nachbar sie über den Gartenzaun hinweg angesprochen hatte. Doch als sie im April mit ihrer Teamkollegin Pia zum FC Burgwedel kam, fand sie das vor, was man wohl liebevoll „charmantes Chaos“ nennt.

Da waren Mädchen, die in Jeans zum Schnuppertraining kamen, weil sie noch nie Sportkleidung für Fußball gebraucht hatten. Da war eine wild zusammengewürfelte Truppe ohne Führung. Und da war plötzlich diese Erkenntnis bei Nele: „Wenn wir es nicht machen, macht es keiner.“ Aus der geplanten Co-Trainerin wurde die Chefin, aus dem Hobby eine Mission. Rubin erinnerte sich an ihre eigene Kindheit, als sie im Tor einer Jungsmannschaft stand, weil es keine Alternative gab. Diese Mädchen sollten es besser haben.

Was dann folgte, war Pionierarbeit im besten Sinne. Gemeinsam mit Pia und den mittlerweile drei weiteren Engagierten Lara, Jeannine und Nils brachte Rubin den Mädchen das ABC des Fußballs bei. Anfangs sorgte das für Szenen, die in keinem Lehrbuch stehen.

Da war das erste Spiel, in dem es gleich einen Handelfmeter gab. Auch Einwürfe von der Torlinie oder der Jubel über Schüsse auf das falsche Tor gehörten zu den charmanten Anfänger-Momenten.

Doch wer genau hinsah, entdeckte schnell mehr als nur Begeisterung. Die Mädchen lernten rasant dazu, und schon bald blitzte das erste spielerische Talent auf. „Man sieht einfach, wo Fuß und Ball verliebt sind“, beschreibt Steffen Meszkat die natürliche Veranlagung vieler Spielerinnen, die sich heute, nur wenige Monate später, in tollen Entwicklungen zeigt.

Der Mut des Teams wurde belohnt. Nur wenige Monate nach dem Start wagte der Verein das Unmögliche und meldete eine C-Jugend für den Ligabetrieb. Dass das erste Testspiel 2:7 verloren ging? Geschenkt. „Jedes unserer Tore wurde gefeiert wie ein Sieg“, erzählt Rubin lachend.

Heute kicken 41 Mädchen aus sieben Nationen beim FC Burgwedel, was für die Mädchen untereinander gar kein Thema ist. Dank Sponsor Neusta gab es schöne Trikots, auf die die Mädchen sehr stolz sind. Und jede Woche kommen wieder Neugierige dazu und werden herzlich eingeladen, am Training spontan teilzunehmen.

Nele Rubin hat ihr Examen hinter sich und plant nun den C-Trainerschein. Die Visionen in Burgwedel sind mitgewachsen. Meszkat träumt langfristig von einer Damenmannschaft in der Bezirksliga, gespeist aus dem eigenen Nachwuchs. Die Jugendmannschaften sollen weiter gestärkt werden, Unterstützung durch Sponsoren ist notwendig.

Doch bis dahin zählt erst einmal der Montagabend. Wenn Nele Rubin auf den Platz kommt und sieht, was sie und ihr Team geschaffen haben: Einen Ort, an dem Mädchenfußball ganz normal und der ganze Verein darauf stolz ist.

Der Mädchenbereich des FC Burgwedel sucht weiterhin Verstärkung in allen Altersklassen (C-, D- E- und F-Jugend).

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