Dorffehde Sievershausen: "Köln und Düsseldorf ist ja gar nichts dagegen"
SIEVERSHAUSEN
Sievershausens Ortsbürgermeister Armin Hapke war es leid. Das ständige Frotzeln über die andere Dorfhälfte ärgerte ihn maßlos. Ständig gab es schlechte Witze über die Einwohner nördlich der John-F.-Kennedy-Straße, den Norddörflern aus Richtung des Süddorfes. Andererseits wird mit großer Wahrscheinlichkeit ein Süddörfler niemals von einem Norddörfler im Supermarkt vorgelassen, auch wenn der Norddörfler auch nur ein klitzekleines Kaugummi kaufen wollte.
"Köln und Düsseldorf ist ja gar nichts dagegen" schimpfte Hapke jüngst bei einer Veranstaltung. "Wir sind doch alle Sievershäuser", rief er zu einem harmonischen Umgang miteinander auf und erntete zustimmendes Kopfnicken. Kaum verließ Hapke jedoch die Veranstaltung, war es aber schon wieder vorbei mit der Harmonie.
"So richtige Sievershäuser sind die aus dem Süden ja nicht", stellte ein Norddörfler fest. Und von den Sievershäuser Süddörflern schallte es zurück: "Über den Süden lacht die Sonne, über den Norden die ganze Welt."
Da war sie wieder: Die Konkurrenz zwischen den rot gekleideten Norddörfler und den blau gekleideten Süddörflern, die das ganze Jahr über einen tiefen Riss durch Lehrtes östlichster Ortschaft zieht und sogar Freunde und Familien zu Rivalen macht. Wie soll es auch anders sein, denn am Himmelfahrtstag, 9. Mai 2024, findet auf der Sportanlage am Schmiedeweg die lang herbei ersehnte Sievershäuser Dorffehde "Norddorf gegen Süddorf" statt.
Dann werden in Sievershausen die roten und blauen T-Shirts gebügelt, ein paar abwertende Sprüche auswendig gelernt und vor dem Spiegel grimmige Gesichter geübt, um dann pünktlich um 10 Uhr zum Start der Dorffehde auf dem Sportplatz zu erscheinen.
Traditionell wird Pastor Thorsten Leißer dann bei einem erfrischendem Freiluftgottesdienst im 16-Meterraum des Sportplatzes noch mal versuchen, den tiefen Graben zwischen den Dorfhälften zuzuschütten. Da hier aber schon der erste Punkt des Tages für die Dorfhälfte mit den meisten Gottesdienstteilnehmern vergeben wird, werden seine Bemühungen, ebenfalls traditionell, im Sande verlaufen.
Anschließend geht es dann richtig zur Sache, denn es messen sich die Dorfhälften beim Fußballspielen und bei den Spielen ohne Grenzen.
Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren spielen ab 11 Uhr Fußball beziehungsweise Gehfußball (Senioren) gegeneinander. Natürlich sind hier auch Nichtfußballer herzlich willkommen. Ab etwa 13.00 Uhr heißt es dann "Start frei" für das "Spiel ohne Grenzen". Die Organisatoren lassen sich jedes Jahr tolle und lustige Spiele einfallen, bei denen die Zuschauer ihren Spaß haben und die Lachmuskeln strapaziert werden. Was gespielt wird, bleibt bis zum Spielbeginn ein Geheimnis. Nur dass es lustig wird, das weiß inzwischen jeder Besucher der bekannten Dorffehde.
Gegen 17 Uhr wird dann die wichtigste Frage des Jahres beantwortet sein: Wird der Bürgermeister aus dem Norden oder aus dem Süden die Ehrentafel unter dem Jubel seiner Dorfbewohner in die Höhe recken? Die Ehrung wird von Ortsbürgermeister Armin Hapke vorgenommen. Das Süddorf ist hoch motiviert und möchte den knappen Rückstand von 8 zu 9 Siegen wettmachen.
Die nicht ganz ernst gemeinte Dorffehde bringt Spaß für die ganze Familie. So gibt es auf dem Sportplatz weitere Aktionen. Eine große Hüpfburg, Spielzeug aus dem Spielmobil und Bastelangebote stehen für die kleinen Akteure bereit. Nachmittags wird auch der "Große Tobini", ein Zauberclown, die kleinen Akteure unterhalten. Natürlich ist für ausreichend Essen und Trinken auch mit einer großen Kaffeetafel gesorgt, damit sich Zuschauer und Athleten ausreichend stärken können.
Nach geschlagener Fehde findet anschließend die Aussöhnung in der "Dritten Halbzeit" mit der Gewissheit statt, dass die Harmonie spätestens vorbei sein wird, wenn Himmelfahrt 2025 naht.