Aktuelle Umfrage: Hohe Inflationserwartungen der Deutschen könnten sich verfestigen
REGION
Die Hälfte der Deutschen rechnet für 2023 mit einer steigenden Inflation - nur 13 Prozent erwarten im kommenden Jahr einen Rückgang der Inflationsrate. In einer repräsentativen YouGov-Umfrage mit 2.057 Teilnehmern rechnen zugleich bei einem Zeithorizont von drei Jahren 35 Prozent mit einer weiter steigenden Inflation - nur 28 Prozent glauben, sie wird rückläufig sein und weitere 24 Prozent sehen sie unverändert hoch. 12 Prozent machen keine Angabe.
Die Online-Befragung wurde im Auftrag der Volksbanken und Raiffeisenbanken im Genossenschaftsverband-Verband der Regionen zwischen dem 16. und dem 19. Dezember 2022 durchgeführt, also unmittelbar nach der Ankündigung einer weiteren Leitzinserhöhung um 0,5 Prozentpunkte auf nunmehr 2,5 Prozent durch die EZB. Im deutlichen Kontrast zu den Umfrageergebnissen erwartet die Bundesbank in ihrer jüngsten Projektion im Jahresvergleich eine sich von 8,6 Prozent auf 7,2 Prozent in 2023 abschwächende Teuerung und bis 2025 einen deutlichen Rückgang auf 2,8 Prozent.
Für Jürgen Wache, Vorstandssprecher der Hannoverschen Volksbank eG zeigen die Zahlen der Umfrage, "dass sich die Teuerungsrate bereits jetzt in den Köpfen der Menschen zu verfestigen droht - mit entsprechenden Auswirkungen auf ihr Verhalten." Besonders deutlich wird dies bei den Investitionen in Immobilien: Während fünf Prozent der Befragten aktuell auf der Suche nach einer passenden Immobilie sind oder sich im Kaufprozess befinden, sagen insgesamt 13 Prozent und damit mehr als doppelt so viele, sie hätten 2022 Pläne zum Immobilienkauf verschoben oder ganz aufgegeben. "Im langfristigen Vergleich sind die aktuellen Bauzinsen immer noch niedrig", analysiert Wache. "Eine Möglichkeit, sich vor weiter steigenden Zinsen zu schützen, bietet ein Bausparvertrag. In der genossenschaftlichen FinanzGruppe ist die Bausparkasse Schwäbisch Hall als Marktführer mit rund sieben Millionen KundInnen hier ein bewährter Partner."
Ein weiteres Ergebnis der Befragung ist, dass zwar immerhin 50 Prozent der volljährigen Deutschen trotz der aktuellen Inflationsentwicklung ein unverändertes persönliches Sparverhalten konstatieren - aber 22 Prozent geben an, aktuell weniger Geld zurückzulegen als zuvor, bei 17 Prozent ist es sogar mehr Geld. Matthias Kruse, Vorstandssprecher der Volksbank Bad Salzuflen eG empfiehlt, "in der derzeitigen unübersichtlichen Lage die momentane Lebens- und Finanzsituation sorgfältig unter die Lupe zu nehmen. Die Transparenz darüber bildet nicht nur die Grundlage für den Lebensunterhalt, sondern auch für die Geldanlage. Wir sehen es als Teil unseres genossenschaftlichen Förderauftrags, dazu aktiv das Gespräch mit den KundInnen zu suchen. Denn solche Entscheidungen erfordern für sie immer individuelle Antworten von Mensch zu Mensch."
Bei der Umfrage wurden auch die aktuell genutzten Geldanlage-Arten erhoben. Gegenüber einer identischen Erhebung aus dem April 2019 fällt dabei ein mit 31 Prozent (2019: 32 Prozent) fast unveränderter Anteil auf, der angibt keine Geldanlage zu nutzen. Bei den aktuellen Geldanlage-Arten gibt es jedoch einige deutliche Trends: Tagesgeld und Sparbücher sind zwar unverändert die meistgenutzten Anlagearten mit 22 Prozent beziehungsweise 18 Prozent. 2019 kamen sie aber noch auf 29 Prozent beziehungsweise 24 Prozent. Gleichauf mit Sparbüchern bei 18 Prozent sind inzwischen Aktien oder Aktienfonds mit einem Plus von vier Prozentpunkten. Den größten Sprung nach vorne gemacht haben ETF-Sparpläne, von vier Prozent auf elf Prozent. An Beliebtheit eingebüßt hat das Bausparen mit 15 Prozent gegenüber 21 Prozent. Gleiches gilt für Lebens- und Rentenversicherungen mit einem Rückgang von vier Prozentpunkten auf 13 Prozent. "Wichtig für die richtige Anlagestrategie ist, das Risiko breit zu streuen", betont Kruse. "Mit Bankeinlagen geht man zwar auf Nummer sicher, kann aber nur einen begrenzten Ertrag erzielen. Aktienfonds bieten da attraktivere Rendite-Perspektiven. Wer sich im Zweifel befindet, ob und wie er solche Chancen nutzen kann, sollte sich an seine Bank wenden, statt einfach nur auf Tagesgeldkonten oder Sparbüchern gegen die hohe Inflation anzusparen." Bei der aktuellen Umfrage wurde bei den Geldanlage-Arten erstmals auch der Krypto-Markt zur Auswahl gestellt. Mit einem Anteil von fünf Prozent ist diese Möglichkeit im unteren Bereich des Rankings platziert.
"Für den Aufbau von Vorsorgevermögen sind solche Anlagen nicht zu empfehlen", sagt Jürgen Wache. "Entscheidend ist, sich schon in einer frühen Lebensphase, idealerweise gleich beim Eintritt ins Erwerbsleben, mit der Altersvorsorge zu befassen. Für einen angemessenen Vermögensaufbau benötigt man bei vielen Anlagen einen langen Atem, wenn diese auch hinreichend sicher sein sollen." Der Vorstandssprecher der Hannoverschen Volksbank eG unterstreicht: "Für Werte zu stehen und Werte zu schaffen, ist ein entscheidendes Kapital der Marke VolksbankenRaiffeisenbanken. Diesem Anspruch müssen wir gerade auch mit Blick auf die wachsende Gefahr einer unzureichenden Vorsorge fürs Alter gerecht werden."