Burgdorf
Dienstag, 21.06.2022 - 12:25 Uhr

Doris Schröder-Köpf besuchte das Burgdorfer Mehrgenerationenhaus

Vor dem "Königsteiner Schlüssel" sind nicht alle Menschen gleich

Doris Schröder-Köpf (links) und Ursula Wieker (rechts) mit jungen ukrainischen Frauen im BMGH.Aufn.: Georg Bosse

BURGDORF

Sie engagiert sich in der Flüchtlingshilfe und ist täglich mit dem Leid vieler Ukrainer sowie Geflüchteter aus anderen Ländern konfrontiert - die Migrationsbeauftragte der Niedersächsischen Landesregierung Doris Schröder-Köpf. Die sozialdemokratische Landtagsabgeordnete war am gestrigen Montag, 20. Juni 2022, zu Gast im Burgdorfer Mehrgenerationenhaus (BMGH). 

 

Begleitet vom Vorstandsvorsitzenden Dagobert Strecker und Koordinatorin Ursula Wieker ließ sich Schröder-Köpf das Konzept "Begegnung-Beratung-Bildung" erläutern, nach dem das BMGH seit zehn Jahren erfolgreiche Integrationsarbeit leistet.

 

Bei ihrem Rundgang trafen sie unter anderem auf Daria Kolosa. Die junge Frau hat in Kiew Internationalen Journalismus studiert und würde sich sehr freuen, während ihres Aufenthalts in Deutschland mal einen Blick hinter die Kulissen hiesiger Medien werfen zu können. Dazu bot Doris Schröder-Köpf ihre Unterstützung an: "Ich will nichts versprechen, aber als gelernte Journalistin und als Politikerin habe ich Verbindungen in die Branche."

 

Die Regelung zum Aufenthaltsort in Deutschland ist für Asylsuchende und Geflüchtete durch den "Königsteiner Schlüssel" geregelt. Seine Vorschriften beinhalten für die Menschen eine Residenzpflicht, die für die Hilfesuchenden während des gesamten Asylantragsverfahren gilt. Demnach müssen sie sich in einem festgelegten Gebiet aufhalten. Wird der definierte Bereich verlassen, droht ein nicht unerhebliches Bußgeld.

 

Unerfreuliche Erfahrungen mit dieser Bürokratie hat Carola Jackowski-Hohmann gemacht, die als Integrationslotsin einem 17-Jährigen von der Elfenbeinküste eine geordnete Eingliederung ermöglichen wollte. Nach einem mehrjährigen Stolperweg durch den Behördendschungel fand Carola Jackowski-Hohmann endlich Hilfe beim Büro der Migrationsbeauftragten, wofür sie sich bei Doris Schröder-Köpf herzlich mit einem Blumenstrauß bedankte. Ähnlich alltagsferne Erfahrungen mit dem "Königsteiner Schlüssel" hat BMG-Schatzmeister Josef Lanfermann gemacht. Er hatte einem Asylsuchenden mit Wohnsitz in Garbsen eine fest zugesagte Arbeitsstelle in einem kleinen Burgdorfer Handwerksbetrieb vermitteln können, aber die Residenzpflicht…

 

Für Menschen aus der Ukraine gelten die begrenzenden Auflagen nicht. Sie bekommen in Deutschland eine Art flexiblen Sonderstaus. 

 

Diese Widrigkeiten sind Doris Schröder-Köpf bestens bekannt: "Ich bin in meinem Amt relativ frei, um die Ungleichbehandlungen der Geflüchteten kritisieren zu können. Und ich weiß, dass diese Ungerechtigkeiten den ehrenamtlich Engagierten weh tun. Wir dürfen künftig nicht mehr so viel Zeit mit "Projektzeug" verschwenden, sondern das günstige Zeitfenster für positive und pragmatische strukturelle Veränderungen und Förderungen in der Integrationsarbeit nutzen."

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