Burgdorf
Donnerstag, 24.03.2022 - 16:39 Uhr

Stadtgesellschaft nimmt Flüchtlingssituation gemeinsam an

Aber Kapazitäten der ehrenamtlichen Unterstützungsleistungen sind fast erschöpft

Bürgermeister Armin Pollehn und Sozialamtsleiter Thomas Borrmann (von links) zeigten von ukrainischer Kinderhand geschriebene und gezeichnete Briefe.Aufn.: Georg Bosse

BURGDORF

Heute, auf den Tag genau vor vier Wochen, befahl Russlands Präsident Putin den verbrecherischen Militärüberfall auf den Nachbarn Ukraine. Die Fernsehbilder, die uns seitdem aus dem Kriegsgebiet erreichen, haben Westeuropa und die Welt fassungslos und betroffen gemacht. Nicht nur aus der Stadt Mariupol, die von der russischen Militärmaschinerie zu einer urbanen Betonwüste gebombt wurde, fliehen Mütter, Kinder und Alte vor Tod und Zerstörung in Richtung Europäische Union (EU). Mittlerweile haben einige von ihnen auch in Burgdorf, oft privaten, Unterschlupf gefunden. "Darunter 67 Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 18 Jahren", wusste die Koordinatorin des Burgdorfer Mehrgenerationenhauses (BMGH), Ursula Wieker, am heutigen Donnerstag, 24. März 2022, anlässlich eines Gesprächs an der lokalen Flüchtlingsheimstatt "Vor dem Celler Tor" zu berichten.

 

Dorthin hatte Bürgermeister Armin Pollehn eingeladen, um in Gegenwart von  Unterstützern und den örtlichen Medien einen "Überblick über die aktuelle Lage" zu vermitteln und darzulegen, mit welchen ehrenamtlichen Partnern die Stadt die Herausforderungen Flüchtlingsunterbringung und Integration zu bewältigen gedenkt. "Bislang haben die Stadt sowie die engagierten Vereine und Verbände schon viel getan. Gemeinsam wird die Burgdorfer Stadtgesellschaft die Situation annehmen", sagte Pollehn.

 

Beispielsweise erzählte Andreas Marx aus dem Vorstand der Burgdorfer Kolpingfamilie, dass das alte Pfarrhaus vorbereitet werde, um kurzfristig eine Unterbringungsmöglichkeit zu Verfügung zu stellen. Norbert Gebbe (Kolping) und der "Herr der Räder", Jörg Datkewitz, erklärten, dass wegen der zahlreichen Kinder entsprechende Zweiräder und Kindersitze gebraucht werden: "Zur Anschaffung von Kindersitzen hat uns schon die Stadtsparkasse Burgdorf ihre Unterstützung zugesagt." 

 

"Die Paulus-Gemeinde in der Südstadt hat spontan den Treff 'Blaugelbes Wohnzimmer' eingerichtet und darüber hinaus schnell einen Sprachunterricht auf die Beine gestellt. Aber unsere ehrenamtlichen Kapazitäten sind fast erschöpft", so Doris Lehrke-Ringelmann. Für den Nachbarschaftstreff am Ostlandring sagte Marion Jacobi: "Bei unserem Offenen Begegnungstreff spüren wir einen großen Beteiligungswillen bei den Hilfen für die Geflüchteten. Für sie ist es wichtig, schnell Kontakte und Aufgaben zu finden."

 

Sozialamtsleiter Thomas Borrmann, dankte allen ehrenamtlichen Kooperationspartnern sowie der Burgdorfer Bevölkerung für die Unterstützung, "ohne die wir es nicht schaffen" würden. 150 Menschen sind bislang bei der Stadt registriert.

 

Es müsse geschafft werden, die ukrainischen Kriegsflüchtlinge in Unterkünfte und Bildungseinrichtungen zu bringen. "Das Domizil 'Vor dem Celler Tor' ist so gut wie voll. Aber wir haben noch private Angebote, um da 50 Personen kurzfristig unterbringen zu können", erklärte Borrmann.

 

Im Flüchtlingsquartier an der Friederikenstraße wird derzeit ein Gebäude bewohnbar hergerichtet. Für die noch bestehenden Wohncontainer auf dem "Sorgenser Dreieck" muss die Verwaltung schnell eine Lösung finden. Entgegen kursierender Gerüchte sind die seinerzeit als provisorisch geplanten Unterkünfte (noch) nicht verkauft. "Die Befristung von fünf Jahren ist abgelaufen. Wir stehen mit dem Kaufinteressenten, Gemeinde Uetze, in Verhandlungen, um für beide Seiten zu vertretbaren Problemlösungen zu kommen. Aber zuerst muss ich mich mit den benachbarten Anliegern auseinandersetzen. Darum bemühe ich mich sehr. Wir haben eine Koordinationsgruppe organisiert, die alle Angebote bündeln soll, denn wir wissen nicht, was durch zusätzliche Personenzuweisungen noch passieren wird", betonte der Bürgermeister.

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