Lehrte
Sonntag, 05.12.2021 - 16:37 Uhr

Wechsel an der Feuerwehrspitze: Nächstes gravierendes Problem steht schon vor der Tür

Lehrtes Stadtbrandmeister Jörg Posenauer (links) zusammen mit seinem designierten Nachfolger Hendrik Voges, der das Amt am 1. März 2022 übernehmen soll.Aufn.: Bastian Kroll

LEHRTE

Die Einsatzbereitschaft der zehn Lehrter Ortsfeuerwehren nicht nur aufrecht zu erhalten, sondern auch zukunftsfähig zu machen, ist alleine schon eine Aufgabe, die sich nur wenige zutrauen. Denn mitunter sind nicht nur die politischen Prozesse langwierig und auch von Rückschlagen gezeichnet, und auch innerhalb der Feuerwehren gibt es nicht immer einhellige Zustimmung, wenn es um Veränderungen geht. Jörg Posenauer hatte in den vergangenen Jahren als Lehrter Stadtbrandmeister so einige Aufgaben auf dem Tisch, bei denen es darum ging, "seine" Ortsfeuerwehren zu unterstützen und gleichzeitig den Brandschutz im gesamten Stadtgebiet im Blick zu behalten.

 

Zuletzt im Sommer, als er öffentlich machte, dass die zu geringen Kapazitäten für die Ausbildung der Atemschutzgeräteträger zu einem nicht unerheblichen Defizit im Einsatzfall führen könnten. Denn bei den meisten Bränden wird unter Atemschutz vorgegangen. Fehlt in dieser Stelle das Personal, ist an die Menschenrettung aus verrauchten Bereichen oder ein effektiver Löschangriff nicht zu denken.

 

Posenauers Worte wurden erhört: Kurze Zeit später wurden durch die Region Konzepte umgesetzt, wodurch trotz der pandemischen Lage die Kapazitäten hochgefahren werden konnten. Vor allem die dezentrale Ausbildung sorgte hier nun dafür, dass die während der Lockdowns nicht durchgeführten Lehrgänge nun nachgeholt werden können. Wurden die Lehrgänge zuvor in den Räumen der Feuerwehrtechnischen Zentrale in Burgdorf durchgeführt, finden diese nun auch unter anderem in den Feuerwehrhäusern in Burgdorf, Langenhagen und Lehrte statt.

 

Doch nun macht sich ein weiteres Ausbildungsdefizit bemerkbar: Die Truppführer-Lehrgänge. Diese werden durch das Niedersächsische Landesamt für Brand- und Katastrophenschutz durchgeführt. "Eineinhalb Jahre haben keine stattgefunden", so Posenauer. Folglich fehlt es auch hier nun an Ausbildungsangeboten - und der Bedarf wird folglich immer größer. Denn viele neue - meist hochmotivierte - Einsatzkräfte wollen nach ihrer Ausbildung zum Truppmann nun auch die Truppführer-Ausbildung absolvieren. Damit das Ausbildungsdefizit schnellst möglichst abgebaut werden kann, sieht Lehrtes Stadtbrandmeister an dieser Stelle auch die Region in der Pflicht. Räumlichkeiten und Ausbilder für Lehrgänge auf Regionsebene bereitzustellen, sei nicht das Problem, so Posenauer. "Es fehlt einfach jemand der sagt: Wir machen das jetzt", erklärt Posenauer. Die Notwendigkeit unterstreicht er mit alarmierenden Zahlen: Wurden vor der Pandemie 60 bis 70 Prozent der von den Ortsfeuerwehren geforderten Lehrgangsplätze auch zugeteilt , so seien es nun nur noch 20 Prozent - allerdings auf Basis im Vergleich der Vorjahre. Rechnerisch kommt man also auf 12 bis 14 Prozent des Bedarfs.

 

"Es wird dringend Zeit, dass sich was tut", betont Jörg Posenauer. Ihm zur Seite steht sein Stellvertreter Hendrik Voges, der bereits vor einem halben Jahr zusammen mit Posenauer die Defizite bei den Lehrgängen der Atemschutzgeräteträger erkannte und mit Lösungen ausarbeitete.

 

Für Hendrik Voges, der derzeit noch stellvertretender Ortsbrandmeister in Hämelerwald ist, wird dieses Thema mit das erste sein, was er im kommenden Jahr zu verantworten hat: Er wurde vergangene Woche vom Stadtkommando, das aus den Ortsbrandmeistern und Stellvertretern der zehn Ortsfeuerwehren besteht, zum neuen Stadtbrandmeister gewählt. Jörg Posenauer hatte sich nicht zur Wiederwahl gestellt. Seine Amtszeit endet am 28. Februar 2022. Den dann freiwerdenden Posten als stellvertretender Stadtbrandmeister soll Marco Beimes, stellvertretender Ortsbrandmeister der Ortsfeuerwehr Lehrte, übernehmen. Zweiter Stellvertreter bleibt Jörg Dannenbring, Ortsbrandmeister von Kolshorn.