Sehnde
Freitag, 30.04.2021 - 15:36 Uhr

Lichtkuppel eröffnet dem Neubau des Klinikum Wahrendorff den Himmelsraum

Turrell-Skyspace als künstlerischer Lichtblick in besonderen Zeiten

Die Installation der Lichtkuppel im Neubau des Klinikum Wahrendorff.Aufn.: Klinikum Wahrendorff

ILTEN

Leer war es in einem ganz besonderen Moment auf der Baustelle des Klinikum Wahrendorff, Corona-Zeiten eben. Dabei gab es diese Woche einen beeindruckenden Meilenstein in der Neubauphase: der zentrale Speisesaal hat eine Lichtkuppel erhalten. Eine Lichtkuppel der anderen Art, ein Skyspace, als architektonisches Werk, das das Dach in den Himmelsraum öffnet und so ein Zusammenspiel von natürlichem und künstlichem Licht ermöglicht.

 

Verantwortlich für diese eindrückliche Raum-Licht-Konstellation ist James Turrell, einer der renommiertesten Vertreter der internationalen Kunstszene, der heute in Arizona (US) lebt und arbeitet. Mit der Kuppel des Klinikum Wahrendorff hat der Künstler eine einzigartige ortsspezifische Installation gestaltet. Seit Beginn seines künstlerischen Schaffens widmet sich Turrell der Auseinandersetzung mit den vielfältigen Erscheinungsformen von Licht und begeistert damit Menschen aus allen Erdteilen und Gesellschaftsschichten. Licht wird von ihm generell als Medium verstanden, dank dessen die Welt erst sichtbar wird. Und er betont dann auch stets, dass seine einzigartige Kunst in seinen raumgreifenden Installationen am ehesten als "Kunst der Wahrnehmung" bezeichnet werden kann ("Perceptual Art").

 

"Abgestimmt auf die besonderen Bedürfnisse von Psychiatrie und Psychosomatik und die Anforderungen des zentralen Speisesaals hat Turrell ein Lichtkonzept geschaffen, das das Erleben von Kunst intensiv mit der therapeutischen Wirkung von Licht, Farben und Raum verbindet", beschreibt Dr. Marc Ziegenbein, Ärztlicher Direktor und Chefarzt am Klinikum Wahrendorff. Licht und Farben sind relevante Sinneswahrnehmungen, die sich sowohl auf körperliche und psychische Gesundheit auswirken. Ein gezielter Einsatz von Licht und Farbe in der Gestaltung des therapeutischen Umfelds kann unter anderem dazu beitragen, das persönliche Wohlempfinden zu steigern, den inneren Antrieb zu regulieren, die Schlafqualität und die Leistungsfähigkeit zu erhöhen, einen natürlichen Schlaf-Rhythmus herzustellen, ein gesundes Essverhalten zu entwickeln, die Achtsamkeit zu sensibilisieren, Interaktionen und soziale Kontakte zu stärken. "Diese spezielle Art von Skyspace soll für Patientinnen und Patienten, Angehörige und Mitarbeitende ein ganz besonderer Ort sein und mit seinen Möglichkeiten, Licht in das Dunkel der Seele bringen", freut sich Geschäftsführer Dr. Matthias Wilkening schon jetzt auf das Ende der Bauphase 2022 und die nachfolgende Inbetriebnahme durch das Klinikum Wahrendorff.

 

Aus dem Vorstand des Fördervereines "Die Wahren Dorff Freunde" kommt ebenfalls großes Lob für die Installation. Der Verein setzt sich mit hohem Engagement für die Integration von psychisch kranken Menschen ein. "Dieses beeindruckende Licht für die Seele kann man für die Menschen im Schatten gar nicht hoch genug schätzen".

 

Weitere Information zum Künstler

James Turrell (*1943, Los Angeles) weist seit 1967 eine unvergleichliche internationale Ausstellungshistorie auf und hat zudem Projekte im öffentlichen Raum weltweit realisiert. Zuletzt widmete das Museo Jumex in Mexiko City dem Künstler 2019/2020 eine Übersichtsausstellung mit neuen Werken aus den wichtigsten Serien.

 

Fast alle global wichtigen Institutionen und Sammlungen haben Werke von James Turrell in ihrem Besitz, mit dem MoMA in New York, dem Stedelijk Museum in Amsterdam, dem Israel Museum in Jerusalem und dem Zentrum für internationale Lichtkunst in Unna seien nur einige wenige genannt. Das Sprengel Museum hat in Deutschland die größe Sammlung von Werken des Künstlers. Zahlreiche Auszeichnungen aus der Kunst- wie auch aus der Architekturszene ergänzen Turrells Biografie, darunter die National Medal of Arts, die ihm 2013 von Präsident Barack Obama überreicht wurde.

 

2013 widmeteten ihm das LACMA in Los Angeles und das Solomon R. Guggenheim Museum in New York eine einmalige Einzelausstellungen, die für internationales Aufsehen sorgte. Turrell hatte für diese Schau Frank Lloyd Wrights berühmte Rotunde des Guggenheim mittels einer aufwändigen Konstruktion in einen seiner bisher grössten "Wahrnehmungsräume" verwandelt. Das Werk im Klinikum bezieht sich auf diese Installation.