Uetze
Montag, 04.11.2019 - 19:32 Uhr

Amateurtheater BretterWelt stellt "Die zwölf Geschworenen" vor

Theatralisches Spiel in das Wesen von Demokratie

Aufn.:

UETZE

Nach zwei Komödien hat sich das Uetzer Amateurtheater "BretterWelt" in diesem Jahr wieder ein Schauspiel vorgenommen. Es ist die Bühnenfassung des Stückes "Die zwölf Geschworenen" von Reginald Rose. Die Aufführungstermine sind die Premiere am Sonnabend, 16. November, sowie anschließend am Freitag und Sonnabend, 22. und 23. November, jeweils um 19.30 Uhr in der Agora des Schulzentrums Uetze. Karten gibt es im Vorverkauf bei Schüler/asnet in Uetze und in Hänigsen. Die Karten kosten 12 Euro, ermäßigt 6 Euro. Außerdem ist ein Gastspiel in Brome am 30. November um 19.30 Uhr im Remmlerhof, Bahnhofstraße 4b, geplant.

 

Reginald Rose (1920 -2002) war US-amerikanischer Drehbuchautor und Bühnenautor. Er bevorzugte umstrittene und politische Fragestellungen. Sein sachlicher Stil hatte Einfluss auf US-Fernsehserien der 50er Jahre. Sein berühmtestes Werk war das Justizdrama "Die zwölf Geschworenen", das er ursprünglich als Fernsehspiel geschrieben hatte. Weltberühmt wurde dann die Verfilmung 1957 in der Regie von Sidney Lumet mit Henry Fonda in der Hauptrolle.

 

Rose erhielt viele Auszeichnungen, darunter mehrere Emmy Awards. In Deutschland ebnete Hans Schweikarts Münchener Inszenierung 1958 den Weg auf die deutschsprachigen Bühnen; danach folgten Hunderte von Aufführungen.

 

Zur Handlung: Ein 19 jähriger Puertoricaner steht vor Gericht, weil er seinen Vater erstochen haben soll. Ihm droht im Falle des Schuldspruchs die Hinrichtung durch den elektrischen Stuhl. Dass er zur Tatzeit im Kino war, wie er behauptet, glaubt man ihm nicht. Außerdem wollen ihn ein älterer Herr und eine Frau zur Tatzeit am Tatort gesehen haben.

 

Zwölf Menschen, wahllos aus dem New Yorker Adressbuch ausgesucht, müssen nach dem Gerichtsprozess in einem geschlossenen Raum zu einem einstimmigen Urteil kommen, ganz egal, wie lange das dauert. So sieht es das amerikanische Gerichtsverfahren vor. Ohne diesen einstimmigen Beschluss darf kein Richter einen Angeklagten auf den elektrischen Stuhl oder lebenslänglich ins Zuchthaus schicken.

 

Bei ihrer ersten Abstimmung stellen sie fest, dass einer von ihnen wider Erwarten "nicht schuldig" auf seinen Zettel geschrieben hat. Den lästigen Abweichler wollen die meisten der anderen elf Geschworenen umstimmen, um die Sache so rasch wie möglich hinter sich zu bringen, zumal es sich um einen unerträglichen heißen Sommertag handelt. Es kommt zu einer zunehmend hitzigen Debatte, in der immer deutlicher wird, dass die Zusammenhänge doch nicht so einfach sind, wie es den auf eine schnelle Entscheidung ausgerichteten, von Vorurteilen geleiteten Geschworenen zunächst erschien.

 

Es ist die ethische Verpflichtung, die die Geschworenen zum Teil schmerzhaft spüren, so wie eine Person es formuliert: "Es ist möglich, dass wir einen Verbrecher in die Gemeinschaft zurückführen. Wer will dafür garantieren? Aber wir haben einen 'begründeten Zweifel', und darin liegt eine unschätzbare Sicherheit für unser ganzes System. Verstehen Sie, was das heißt? Wir dürfen zweifeln. Unsere Freiheit beruht darauf."

 

Der österreichische Schriftsteller Hans Weigel hat für die österreichische Erstaufführung folgendes geschrieben: "Hier diskutiert am simplen Fall die Demokratie sich selbst, geht bei sich selbst in die Lehre, gewinnt fundamentale Einblicke in ihr Wesen, ihre Größe und ihre Gefährdung, und das alles ganz und gar ohne lehrhafte Gemeinplätze, nur an Hand eines spannenden Kriminalfalles. Wo gibt´s das sonst?"

 

Mit diesem Stück stellt der Autor das amerikanische Gerichtsverfahren zur Diskussion. Bei Psychologen und Soziologen gilt das Stück bis heute als ein Musterbeispiel für gruppendynamische Prozesse, von Rollen- und Gruppenverhalten insgesamt.

 

Das Stück ist im Original ausschließlich mit Männern besetzt und wird der heutigen Situation der Geschlechter nicht mehr gerecht. Darum hat BretterWelt sechs Rollen dort, wo es möglich war, mit Frauen besetzt. Birgita Habermann wird die Rolle, die Henry Fonda im Film spielt, übernehmen. Thomas Stolze wird neben der Regie nach längerer Zeit wieder eine wichtige Rolle spielen. Außerdem spielen Antonia Molle, Birgit Rode, Elena Korn, Fabian Gelin, Felix Finger, Justin van Wanrooij, Klaus-Peter Großmann, Lara Sophy Gieschen, Leon Fauth, Josefine Kaltmaier und Jürgen Schmidt.