Region Hannover
Sonnabend, 11.05.2019 - 18:24 Uhr

"Zukunft gestalten - Deine FEUERWEHR!"

Delegiertenversammlung 2019 des Feuerwehrverbandes Region Hannover e.V.

Stadtbrandmeister Michael Wilke (stellvertretender Vorsitzender des Feuerwehrverbandes Region Hannover) gratuliert Karl-Heinz Mensing (links) zur Wiederwahl.Aufn.:

REGION/IMMENSEN

"Zukunft gestalten - Deine FEUERWEHR!" So lautet das Jahresmotto des Landesfeuerwehrverbandes Niedersachsen für 2019, unter das der Verbandsvorsitzende Karl-Heinz Mensing auch seinen Jahresbericht stellte. Vor den rund 200 Teilnehmern im Festzelt der Freiwilligen Feuerwehr Immensen, die derzeit ihren 125. Geburtstag feiert, bezog er klare Positionen zu den aktuellen Themen der Feuerwehren der Region. Weiter standen die Wahl des Vorsitzenden, die INTERSCHUTZ 2020 Hannover und mehrere Ehrungen auf der Tagesordnung der Delegiertenversammlung 2019 des Feuerwehrverbandes Region Hannover e.V..

 

Die rund 200 Delegierten und Gäste wurden vom Lehrter Bürgermeister Klaus Sidortschuk und der 1. Regionsrätin, Cora Hermenau, begrüßt. Klaus Sidortschuk betonte für Lehrte das Ehrenamt als tragende Säule der Stadt und stellte vor, wie die Stadt Lehrte den steigenden Anforderungen an ihre Feuerwehren begegnet. Cora Hermenau lobte, wie die Feuerwehren in der Region Hannover dem demografischen Wandel entgegenwirken und Maßnahmen zur Mitgliedergewinnung, unterstützt durch die Niedersachsens Imagekampagne "Sag ja zur Feuerwehr", durchführen. "Wir stehen vor großen Herausforderungen, aber mit unseren Feuerwehren werden wir sie gemeinsam meistern", unterstrich sie das Vertrauen der Region in ihre Brandschützer. Die Region selbst trägt dazu mit einer Modernisierung und Erweiterung der Ausstattung der Feuerwehren bei. Kürzlich wurden erst ein neuer Einsatzleitwagen und fünf Küchenwagen für die Regionsfeuerwehrbereitschaften in Dienst gestellt.

 

Der Verbandsvorsitzende Karl-Heinz Mensing ging in seinem Bericht nicht nur auf "Zahlen - Daten - Fakten" ein (Feuerwehrverband Region Hannover: 12.524 Mitglieder aus 223 Freiwillige Feuerwehren, einer Berufsfeuerwehr, 11 Werkfeuerwehren und einer Betriebsfeuerwehr), sondern sprach vor allem die Zukunftsthemen an, die die Feuerwehren bewegen.

 

1. Zukunft der Feuerwehr: In den kommenden Wochen werden die Ergebnisse aus der Strukturkommission - Einsatzort Zukunft des Landes Niedersachsen vorgestellt und diskutiert. Im Kern geht es um die Sicherstellung des flächendeckenden Brandschutzes für die nächsten 20 Jahre im Land Niedersachsen und somit auch in der Region Hannover. Die Ergebnisse können Bestandteil einer geplanten weiteren Novelle des Nds. Brandschutzgesetzes vor der nächsten Landtagswahl 2021 sein.

 

2. Finanzierung des Brandschutzes: Der Verbandsvorsitzende hält es für dringend erforderlich, die Verteilung der Feuerschutzsteuer auf neue Füße zu stellen und darüber hinaus weitere Einnahmequellen zur Sicherung des Brandschutzes und der Hilfeleistung zu generieren. Der heutige Investitionsstau bei Feuerwehrgerätehäusern und Fahrzeugen macht deutlich, dass hier zum Teil eine finanzielle Vorsorge nicht ausreichend getroffen wurde.

 

3. Ausbildungssituation an der Nds. Akademie für Brand- und Katastrophenschutz: Mensing betonte, dass hierzu weiterhin ausreichende Personalkapazitäten und Finanzmittel für die Sicherheit der nicht polizeilichen Gefahrabwehr in die Hand zu nehmen sind. Die wesentlichen Anforderungen und Maßnahmen sind seit 2016 im Maßnahmenpaket "Perspektivprogramm 2025" beschrieben und müssen nachgehalten werden. Schwerpunkte liegen hier in den Bereichen Bau, Personal, Aus-, Fort-, und Weiterbildungsangebote sowie adäquate Fahrzeuge und Gerätschaften

 

4. Nein zur Gewalt gegen Einsatzkräfte und zu Gaffern an den Einsatzstellen: Aufgrund der ansteigenden Gewalt gegen Rettungskräfte hat der Deutsche Feuerwehrverband in seiner 65. Delegiertenversammlung dieses zum Thema gemacht. Es wurde eine Resolution beschlossen. "Unsere Einsatzkräfte - unsere Sicherheit! Nein zur Gewalt gegen Feuerwehrangehörige." Der Respekt und die Unterstützung der Einsatzkräfte der Feuerwehren und Rettungsdienste haben in den letzten Jahren immer mehr nachgelassen. Einsatzkräfte werden häufiger bei der Ausübung ihrer Arbeit gehindert und sogar verbal und körperlich angegriffen. Um die Wertevermittlung und Wertschätzung zu verbessern, sind die Angebote zum Beispiel in der Brandschutzerziehung zu erweitern, damit Kinder und Jugendliche die Arbeit der haupt- und ehrenamtlichen Einsatzkräfte kennen und wertschätzen lernen. Erschreckend ist nach Aussagen von Mensing, dass manche Gaffer die schrecklichen Szenen festhalten und via Whats-App bzw. zum Teil in YouTube und weiteren sozialen Medien einstellen bzw. weiter verteilen.

 

5. Freistellung von Führungskräften für die Wahrnehmung von Verwaltungstätigkeiten während der Arbeitszeit: Den Führungskräften der Freiwilligen Feuerwehr obliegen diverse Verwaltungstätigkeiten. Diese erfordern zunehmend die Teilnahme an Besprechungen und Ortsterminen während der regelmäßigen Arbeitszeit (bspw. Abstimmungsgespräche mit der unteren Bauaufsichtsbehörde hinsichtlich der Eignung des 2. Rettungsweges, Festlegung des Löschwasserbedarfs; Aufschaltungen von Brandmeldeanlagen). Die Wahrnehmung derartiger Tätigkeiten ist bislang nur eingeschränkt und/oder durch die Inanspruchnahme von Erholungsurlaub oder einem sog. Stundenausgleich möglich. Um den Führungskräften bei stetig wachsenden Anforderungen die Wahrnehmung ihrer Aufgaben weiterhin zu ermöglichen, ist ein entsprechender Freistellungsanspruch im Gesetzt zu verankern.

 

6. Feuerwehrbedarfs- und Entwicklungsplanung: Die Regelung zur Aufstellung eines Feuerwehrbedarfsplans muss nach Auffassung des FV der Region Hannover verbindlicher getroffen werden. Die Frage nach einer leistungsfähigen Feuerwehr ist solide nur mit einer Bedarfs- und Entwicklungsplanung zu beantworten. Das Mindestziel müssen klare Regelungen sein, die hinterher auch messbar sind. Die gilt sowohl für die Bedarfspläne auf Stadt-/Gemeinde-, Kreis- und Landesebene.

 

7. Ausstattung des Bundes für den Katastrophenschutz (KatS): Der Verbandsvorsitzende fordert eine planbare Ersatzausstattung mit LF (Löschgruppenfahrzeuge) KatS im Sinne der Erhaltung der Integration in das Bund-Länder Konzept mit dem Ziel der Stärkung der quantitativen Strukturen und Förderung des Ehrenamtes. Gerade die veränderten Bedrohungsanlagen heben die Notwendigkeit eines gut ausgestatteten Katastrophenschutzes mit gut ausgebildeten und hochmotivierten Helferinnen und Helfer deutlich hervor.

 

Weiter fanden die Berichte zu den Kinder- und Jugendfeuerwehren durch Regionsjugendfeuerwehrwart Michael Homann (Neustadt a. Rbg.), zur Feuerwehrmusik durch Regionsstabführer Rüdiger Finze (Springe) und zur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit durch Regionspressesprecher Armin Jeschonnek (Gehrden) reges Interesse bei den Delegierten und Gästen im Immenser Festzelt. Der weitere Aufwärtstrend bei den Kinderfeuerwehren sorgt für den Nachwuchs bei den Jungendfeuerwehren und diese sichern den Fortbestand der Freiwilligen Feuerwehren. Insgesamt sind 5.111 Kinder und Jugendliche in 332 Kinder- und Jugendfeuerwehren aktiv (Vorjahr 4.972 / 330). "Die Feuerwehren - retten - löschen - bergen - schützen … und musizieren." Das unterstreichen die 43 musizierenden Gruppen mit Musikerinnen und Musiker in der Region bei ihren zahlreichen Konzerten und Auftritten (Vorjahr 46 / 1.490). Damit tragen sie in erheblichem Maße zum kulturellen Leben in den Dörfern und Städten der Region bei. Der Feuerwehrverband unterstützt die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Feuerwehrpressesprecher in den Städten und Gemeinden der Region durch verschiedenste Erfahrungsaustausche und Seminare. Für die Zukunft forderte Jeschonnek ein App- und webbasiertes Medieninformationssystem für die Freiwilligen Feuerwehren der Region, um den Feuerwehrpressesprecherinnen und Pressesprechern ein zeitgemäßes, flexibles und einfach zu bedienendes Instrument an die Hand zu geben.

 

Neben den üblichen Regularien stand die Wahl des Verbandsvorsitzenden auf der Tagesordnung. Regionsbrandmeister Karl-Heinz Mensing aus Wennigsen stellte sich für weitere sechs Jahre zur Wahl und erhielt von den 169 Delegierten mit 163 Ja-Stimmen einen eindeutigen Vertrauensbeweis.

 

In den weiteren Grußworten ging Martin Voß, Leiter des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz (AfBK) bei der Polizeidirektion Hannover, auf die Bedeutung der flächendeckenden Präsenz Freiwilliger Feuerwehren ein. "Das ist ein hohes Gut, was es zu schützen gilt."

 

Klaus-Peter Grote, Vize-Präsident des Landesfeuerwehrverbandes Niedersachsen (LFV), betonte vor dem Hintergrund der Zunahme rechtspopulistischer Tendenzen, dass die Feuerwehren ihre Stimme gegen Kräfte von links und rechts erheben, wenn sie die demokratische Grundordnung bedrohen sehen.

 

Thoma Ruß gab für den LFV einen Ausblick auf die INTERSCHUTZ 2020 und den Deutschen Feuerwehrtag 2020, die im nächsten Jahr vom 15. bis 20. Juni in Hannover stattfinden. "Die Welt schaut auf die Region Hannover", sagte Ruß im Hinblick auf die Weltleitmesse für das Feuerwehr- und Rettungswesen INTERSCHUTZ. Thema des Messestandes der niedersächsischen Feuerwehren wird mit dem "Vernetzten Feuerwehrhaus" das Thema Digitalisierung sein. Weiter gestalten die niedersächsischen Feuerwehren im Rahmen des Deutschen Feuerwehrtages, der nur alle 10 Jahre stattfindet, die Feuerwehr-Meile in der hannoverschen Innenstadt vom 16. bis 18. Juni 2020. Für dieses Projekt warb Thomas Ruß um die Mitarbeit der Feuerwehren der Region Hannover.

 

Die Versammlung schloss dann mit dem gemeinsamen Singen der Nationalhymne durch alle Delegierten und Gäste, begleitet durch den Feuerwehrmusikzug Evern, der die Tagung zur Freude der Teilnehmer musikalisch gestaltete.