Region Hannover
Sonnabend, 03.11.2018 - 16:07 Uhr

Gedenkstätte Ahlem: Hauke Jagau im Gespräch mit Michael Fürst

Dialog und szenische Lesung: "Arzt hätt' ich nicht werden dürfen"

Eichmann-Protokolle: Harald Schandry und Bernd Surholt.Aufn.: Harald Schandry

REGION

Bis auf die Grundmauern brennt die Synagoge in der Bergstraße in der Nacht vom 9. November 1938 nieder, stundenlang steht sie in Flammen. Mehrere Hundert Menschen werden verhaftet und in Konzentrationslager verschleppt, jüdische Geschäfte und Häuser demoliert. Im Gedenken an diese Nacht vor genau 80 Jahren treffen sich Regionspräsident Hauke Jagau und Michael Fürst, Präsident des Landesverbands der jüdischen Gemeinden von Niedersachsen, am Freitag, 9. November 2018, 18 Uhr, in der Gedenkstätte Ahlem, zum Gespräch. Heute existieren Gedenkorte, aber gibt es schon genügend Aufklärung? Politische Deutungen legen eine Daueraufgabe nahe, aber wie weckt man das Interesse, etwas über die so weit zurückliegende Geschichte zu erfahren? Und sind Gedenken und Aufklärung nicht die einzige Möglichkeit, um Entrechtung, Krieg und Mord zu verhindern? Das sind die Fragen, um die es ihnen geht.

 

Im Anschluss an das Gespräch erwartet das Publikum eine szenische Lesung: "Arzt hätt' ich nicht werden dürfen". Harald Schandry und Bernd Surholt von den Hannoverschen Kammerspielen präsentieren Auszüge aus den Verhörprotokollen im Eichmann-Prozess. Es geht um die Rechtfertigungen eines Mannes, der jegliche Verantwortung von sich weist. Adolf Eichmann, ehemaliger SS-Obersturmbannführer und für den millionenfachen Mord an Juden zum Tod durch den Strang verurteilt, ist der Prototyp einer Mentalität, die mit dem Dritten Reich keineswegs ausgestorben ist. Was trieb ihn an? War er ein Überzeugungstäter? Ein skrupelloser Karrierist oder doch nur Rädchen im Getriebe, Opfer einer übermächtigen Befehlskette, wie er vor Gericht weismachen wollte? Die Inszenierung macht historische Zusammenhänge deutlich und stellt zugleich die Frage nach dem Heute. Das ebenso eindringliche wie ungeheuerliche Textmaterial spricht für sich.

 

Der Eintritt ist frei, es wird um eine Spende in Höhe von 5 Euro für die Staatliche Rittmeister-Witold-Pilecki-Hochschule Oswiecim gebeten. Die Veranstaltung ist Teil der Reihe "Geschichten über Geschichte - eine Veranstaltung mit fünf Vorhängen" der Hannoverschen Kammerspiele, Rosebusch Verlassenschaften, des Historischen Museums Hannover und Kultur.Schaffen als Veranstalter der Reihe.