Hackerangriffe auf Hannovers S-Bahn keine Einzelfälle – Cyber Kriminalität in Niedersachsen nimmt zu

Angriff auf die S-Bahn Hannover

Am 24. Juli war die Internetseite der S-Bahn Hannover für rund zwei Stunden nicht erreichbar. Ursache war ein Hackerangriff, bei dem das System mit einer Überlastung lahmgelegt wurde. Schon am 9. Juli hatten Unbekannte die Seite ins Visier genommen. Der Zugverkehr selbst lief zwar weiter, doch Fahrgäste konnten sich in dieser Zeit nicht über Fahrpläne und Störungen informieren – mitten im Berufsverkehr eine ärgerliche Einschränkung.

Der Vorfall reiht sich in eine ganze Serie von Cyberangriffen ein, die Niedersachsen in den letzten Jahren erschüttert haben. Ob Verkehrsbetriebe, Kommunalverwaltungen oder private Firmen: Kaum eine Einrichtung ist noch sicher vor Attacken aus dem Netz.

Deutlicher Anstieg der registrierten Fälle

Die Polizeistatistik zeigt ein deutliches Bild: 2024 wurden in Niedersachsen 30.886 Fälle von Cyberkriminalität gezählt – mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr. Allerdings spielt dabei auch eine geänderte Erfassung eine Rolle. Erstmals wurden Straftaten mitgezählt, deren Tatort unklar war oder die von Tätern aus dem Ausland begangen wurden.

Trotzdem lässt sich ein klarer Trend erkennen. Während klassische Delikte wie Einbrüche oder Taschendiebstähle seit Jahren rückläufig sind, verlagert sich ein Teil der Kriminalität immer stärker ins Digitale.

Wo die Gefahren am größten sind

Die Methoden der Täter sind vielfältig. Besonders häufig versuchen sie, mit gefälschten E-Mails an persönliche Daten zu gelangen. Diese Nachrichten sehen täuschend echt aus, tragen Logos von Banken, Paketdiensten oder Behörden und wirken auf den ersten Blick seriös. Wer unbedacht klickt, gibt Passwörter oder Kontoinformationen direkt in die Hände der Angreifer.

Daneben setzen Kriminelle vermehrt auf Schadprogramme, die ganze Rechner oder Netzwerke verschlüsseln. Erst gegen Zahlung eines Lösegelds sollen Betroffene wieder Zugriff erhalten. Auch falsche Online-Shops haben sich zu einer gängigen Masche entwickelt: Bestellt wird vermeintlich günstig, geliefert wird nichts.

Besonders heikel sind Bereiche, in denen direkt Geld im Spiel ist. Ob Online-Banking, große Verkaufsplattformen oder Freizeitangebote – überall, wo Transaktionen stattfinden, lauern Risiken. Eine professionell gestaltete Internetseite ist dabei längst kein Garant mehr für Seriosität.

Angriffe auf öffentliche Einrichtungen

Die Vorfälle bei der S-Bahn Hannover haben gezeigt, dass auch der öffentliche Nahverkehr nicht verschont bleibt. Zwar gelang es den IT-Spezialisten, die Systeme schnell zu stabilisieren, doch die Attacken machten deutlich, wie anfällig zentrale Informationskanäle sind. Der Zugbetrieb war zwar nicht in Gefahr, doch fehlende Fahrgastinformationen können im Alltag gravierende Folgen haben.

Ähnliche Situationen gab es schon bei der Üstra. Dort fielen zeitweise die digitalen Anzeigen aus, zusätzlich wurden Daten im Darknet entdeckt. Für die Nutzer ist das weit mehr als eine technische Störung – es kratzt am Vertrauen in eine Infrastruktur, die tagtäglich gebraucht wird.

Mehr Taten oder mehr Erfassung?

Die hohen Zahlen der vergangenen Jahre werfen die Frage auf, ob es tatsächlich so viel mehr Angriffe gibt oder ob schlicht genauer gezählt wird. Fachleute gehen von einer Mischung aus beidem aus. Zum einen nimmt die Zahl der Delikte tatsächlich zu, weil immer mehr Menschen digitale Dienste nutzen. Zum anderen werden heute viele Vorgänge erfasst, die früher gar nicht in die Statistik aufgenommen wurden.

Für die Bürger macht diese Unterscheidung wenig Unterschied. Klar ist: Cybercrime zählt zu den am schnellsten wachsenden Gefahren für die innere Sicherheit – und sie betrifft längst nicht mehr nur große Konzerne.

Schutz beginnt bei den Nutzern

Ganz wehrlos sind Nutzer allerdings nicht. Schon einfache Dinge können viel ausmachen: Software aktuell halten, bei Passwörtern nicht auf „1234“ setzen und im Zweifel genauer hinschauen, bevor man irgendwo klickt. Viele Betrugsversuche kommen per Mail – mit täuschend echt aussehenden Logos und Absendern. Wer sich unsicher ist, sollte lieber direkt bei seiner Bank oder beim Händler nachfragen, statt hastig Daten preiszugeben.

Gerade in Bereichen, in denen es um Kontodaten oder Geld geht, ist Vorsicht geboten. Nur weil ein Online-Kaufhaus seriös wirkt, heißt das nicht, dass man bedenkenlos seine Daten eingeben kann. Auch bei anderen Freizeitaktivitäten, wie Streaming-Services oder Poker, sollte man sich vorab informieren. Es gibt genügend seriöse Anbieter für Shopping, Filme oder Echtgeld Poker im Internet – aber es ist immer wichtig, diese vorher zu identifizieren, bevor man einem Hacker ins Messer läuft.

Staatliche Maßnahmen und offene Fragen

Die Polizei in Niedersachsen baut ihre IT-Forensik seit Jahren aus. Spezialisierte Labore werten inzwischen Datenmengen von über zehn Petabyte aus – das entspricht mehreren Millionen Gigabyte. Mehr als 60 Prozent davon stammen aus Ermittlungen im Bereich Kinder- und Jugendpornografie.

Auch die Infrastruktur für den Datenzugriff schreitet rasant vorran. Der Zugriff auf Beweise und Ermittlungsfortschritte soll so schnell und reibunglose wie möglich passieren können. Das großte Problem ist, dass Cloud-basierte Lösungen auch eine gewisse Anfälligkeit mit sich bringen. Die Bedrohungslage durch Hackerangriffe vergrößert und entwickelt sich immer weiter und Gegenmaßnahmen sind oftmals schwer im Vorhinein zu treffen.

Ein Thema, das alle angeht 

Cyberkriminalität ist überall und betrifft längst nicht mehr ausschließlich Banken oder Großkonzerne. Privatpersonen, öffentliche Einrichtungen, kleinere Unternehmen – für alle steigt die Gefahr stetig. Für Pendler bedeutet das im Zweifel verpasste Informationen, für Verbraucher kann ein unsicherer Online-Einkauf schnell teuer werden.

Auch wenn die Recherche über das beste aktuelle Virenprogramm, die Anschaffung eines guten Passwortmanagers und im Zweifelsfall auf eine andere Internetseite auszuweichen, wenn die erste Wahl etwas merkwürdig erscheint mühsam sein kann, ist es unabdingbar. Die größte Gefahr geht in der Regel nicht von neuen starken Hacking-Programmen aus. Es liegt an menschlichem Versagen.

Foto von Kevin Ku auf Unsplash

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