Sehnde
Freitag, 19.04.2024 - 13:29 Uhr

Von Schingal im Irak bis nach Sehnde

Burhan Hawass berichtet von seinem Leben im Irak, den Krieg und die Flucht nach Deutschland.Aufn.:

SEHNDE

Der Verein Flüchtlingshilfe Sehnde startete die Vortragsreihe "Sehnder Bürgerinnen und Bürger erzählen von ihrem Leben". Den Start machte Burhan Hawass, der über sein Leben im Irak, den Krieg und die Flucht nach Deutschland berichtete. Begleitet von vielen Fotos erzählte Hawass, wie schön seine Heimatstadt Schingal und seine Kindheit und Jugend im Nordirak war. Die Tage waren angefüllt mit Schule, Lernen und zum Ausgleich viel Sport und Spiel. Man verbrachte die Zeit überwiegend im Freien, auch beim Lernen. Die Sommer sind heiß, die Winter kalt. 

 

Diese Idylle wurde durch den Überfall der IS am 3. August 2014 jäh zerstört. Am gleichen Morgen verließ Hawass mit drei seiner Geschwister und seiner Mutter im Auto die Stadt und fuhr Richtung Türkei. Gerade rechtzeitig, bevor die Straßen abgesperrt waren. Viele Menschen wurden in den ersten Tagen verschleppt oder getötet. Es folgten Monate der Flucht. Zu Fuß, per Auto, Bus, Bahn und Taxi führte der Weg in die Türkei, Griechenland, Mazedonien, Serbien, Slowenien, Österreich schließlich nach München. Sehnde war von Anfang das Ziel der Familie, weil dort seine Tante schon seit vielen Jahren lebt. Im Juni 2016 konnten die Fünf nach mehreren Orten in Deutschland in Sehnde sesshaft werden, zuerst in Wirringen, dann in Bolzum und Ilten und nun in Sehnde, wo sie ein eigenes Haus gekauft und renoviert haben. Aus dem Irak konnten sie so gut wie nichts mitnehmen.

 

Die ersten Jahre in Deutschland waren geprägt durch Warten und Lernen der Sprache und Gewohnheiten. Hawass ist sehr ehrgeizig und zielstrebig, sprach damals schon perfekt Englisch, heute zudem perfekt Deutsch, und hat sich so schnell integrieren können. Er ist 31 Jahre alt, Bauingenieur, arbeitet hier in der Region und ist Mitglied im MTV Rethmar, der CDU und der Flüchtlingshilfe. Seine drei Geschwister haben ihre Ausbildungen abgeschlossen und sind ebenfalls alle in Sehnde und Umgebung angestellt.

 

Im Anschluss an den Vortrag folgte eine rege Diskussion. Alle waren sich einig, welch Glück sie haben, in Deutschland im vereinigten Europa zu leben.

 

Die Vortragsreihe wird am 5. Juni 2024 um 19 Uhr in der Begegnungsstätte fortgesetzt. Nähere Informationen folgen.