Lehrte
Mittwoch, 19.04.2023 - 16:33 Uhr

Ausstellung gegen das Vergessen: "Umarmung und Gewalt" im Bürgerbüro des Lehrter Rathauses

Zur Besetzung der Gewerkschaftshäuser am 2. Mai 1933

Das Lehrter Gewerkschaftshaus zur NS-Zeit.Aufn.:

LEHRTE

Der DGB-Kreis- und Ortsverbandsvorsitzende Reinhard Nold wird gemeinsam mit dem Bürgermeister Frank Prüße am 26. April 2023, 16 Uhr, im Bürgerbüro des Lehrter Rathauses die Ausstellung "Umarmung und Gewalt" - Zur Besetzung der Gewerkschaftshäuser am 2. Mai 1933 eröffnen. 

 

Am 30. März 1933 durchsuchte die Polizei zum ersten Mal das Lehrter Gewerkschaftshaus, am 2. Mai 1933 besetzte die SA dann das gesamte Gebäude, in dem mehrere Gewerkschaften ihre Büros hatten, beschlagnahmten die Vermögen und nahmen zahlreiche Funktionäre in Haft. Deutschlandweit wurden viele Gewerkschaftsfunktionäre misshandelt oder sogar ermordet. Dies war der Beginn der Zerschlagung der freien Gewerkschaftsbewegung in Deutschland und ein weiterer Schritt zur Terrorherrschaft der Nationalsozialisten. Die Ausstellung nimmt den 90. Jahrestag der Ereignisse zum Anlass, gemeinsam der Opfer zu gedenken, sowie an die ständige Bewahrung und Gewährleistung der Menschenrechte, von Demokratie und Freiheit nachdrücklich zu erinnern.

 

"Die Nationalsozialisten erklärten den 1. Mai, den traditionellen Festtag der internationalen Arbeiterbewegung, zu einem bezahlten arbeitsfreien Feiertag, den sogenannten 'Tag der nationalen Arbeit'. Mit dieser Bestimmung versuchte Hitler, die Arbeiterschaft zu umarmen und sie für sich und seine Partei zu gewinnen", so erklärt Nold die gesteigerte Aktivität der Nazis zum 1. Mai 1933.

 

"Auch haben die Gewerkschafter am 1. Mai noch gemeinsam mit Nazis den Tag der Arbeit gefeiert, manch ein Gewerkschaftsfunktionär hat sogar geglaubt, gemeinsam mit den Faschisten zum Wohle der Arbeiterschaft zusammenarbeiten zu können. Die Ernüchterung kam schon einen Tag später mit der Besetzung der Gewerkschaftshäuser. Mit der Zerschlagung der Gewerkschaften versuchten die Nationalsozialisten, den Widerstand aus der Arbeiterschaft zu brechen. Zugleich propagierten sie die vermeintlich klassenlose 'Volksgemeinschaft' und schufen mit der 'Deutschen Arbeitsfront' (DAF) eine nationalsozialistische Pseudo-Einheitsgewerkschaft", so beschreibt Nold die Situation vor und nach dem 1. Mai 1933.

 

"Auch wenn der Nationalsozialismus so weit weg erscheint, so sind solche menschenfeindlichen Ideologien noch lange nicht überwunden. Als Demokraten bleibt es unsere Aufgabe, für Demokratie einzustehen und dafür zu werben - in den Betrieben und den Verwaltungen, in der Schule und im privaten Umfeld. Denn nur durch das aktive Eintreten für Demokratie, Gleichheit und Freiheit kann dieser Wahnsinn verhindert werden", so der Lehrter Bürgermeister Frank Prüße, der die Schirmherrschaft übernommen hat,

 

Die Ausstellung ist bis 3. Mai im Bürgerbüro des Rathauses ausgestellt. Die Öffnungszeiten sind Montag, Dienstag, Donnerstag von 8 bis 12 Uhr und 13 bis 18 Uhr, Mittwoch von 8 bis 12 Uhr und 13 bis 16 Uhr und Freitag von 8 bis 13 Uhr.

 

Zusätzlich wird die Ausstellung am 1. Mai zur Maikundgebung von 10 bis 15 Uhr im Besprechungsraum des Südflügels zu sehen sein.

 

Öffentliche Führungen mit anschließender Diskussionsmöglichkeit beginnen am 1. und 2. Mai 2023 jeweils um 14 Uhr.