Sehnde
Freitag, 05.08.2022 - 18:35 Uhr

Vogelschießen in Ilten könnte wieder Tradition werden

Sabine Militz trug bereits kurz nach Ende des Wettbewerbs die ebenfalls neu beschaffte "Amtskette" um den Hals. In den Händen hielt sie den hölzernen Vogel, der nun wieder ein Jahr im Schützenhaus wohnen wird, bevor er im Juni kommenden Jahres wieder in die Höhe steigen wird.Aufn.:

ILTEN

Die letzte Nachricht über ein Vogelschießen in Ilten datierte bis vor Kurzem aus dem Jahre 1863. Im Flakenbruch (dem Gehölz zwischen Ilten und Lehrte also) sollen sich die Schützen zum Wettbewerb versammelt haben. König Georg V von Hannover soll eingeladen worden sein, nahm die Einladung jedoch - wohl aus politischen Gründen - nicht an.

 

Diese alte Tradition ließ Iltens Schützenverein nunmehr wiederaufleben. Am Rande des Festplatzes wurde während des Volks- und Schützenfestes ein Vogelschießstand aufgebaut. Nachdem der zuständige Schießstandsachverständige der Region Hannover sein "OK" gegeben hatte, konnte der Wettbewerb starten.

 

Zunächst hatten - ganz wie damals - einige "VIP’s" das Recht auf die ersten Schüsse. 1863 war es wohl der Ortsvorsteher Heinrich Hoyer, der als erster "3 Schuss für die Herrschaft und 3 Schuss für sich" auf den Vogel abgeben durfte. So berichten es zumindest Iltens Ortschronisten Otto Heise und Hugo Remmert.

 

Diesmal schossen die stellvertretende Bürgermeisterin Gisela Neuse, Ortsbürgermeister Sandy Choitz, Dietmar Müller als amtierender Vorsitzender der Schützenbruderschaft "Das Große Freie", Werner Bösche vom Kreisschützenverband und Christoph Schemschat als Repräsentant des Stadtschützenverbandes in Sehnde sowie Dieter Schickedanz, der den hölzernen Vogel kunstvoll geschnitzt hatte, als erste auf das mittels eines "Scherenhubsteigers" in knapp 10 Meter Höhe befestigte Ziel.

 

Duplizität der Ereignisse: auch in diesem Jahr hatte der Chef des Welfenhauses, Erbprinz Ernst-August von Hannover, abgesagt.

 

Ebenfalls ehrenhalber trat Volksbank-Vorstand Volker Böckmann an das Gewehr. Die Volksbank Hildesheim-Lehrte-Pattensen hatte über ein Crowdfunding-Projekt, flankiert vom Sparkassen-Sportfonds, die Finanzierung der Schießanlage überhaupt erst möglich gemacht.

 

Insgesamt wollten 47 Teilnehmer den Vogel abschießen. Immer abwechselnd. Der Reihe nach. Knapp 190 Schüsse brauchte es schließlich, bevor Sabine Militz mit ihrem Versuch den Balken, der den Vogel hielt, endgültig durchschoss. Der Vogel blieb heil, denn er war vorsorglich mit Bändern gesichert und vor dem Absturz bewahrt worden.

 

Sabine Militz wird als erste "Vogelkönigin der Neuzeit" in die Vereins- und vielleicht auch in die Ortsgeschichte eingehen. Die Mitglieder des Schützenvereins sind sich weitgehend einig: Der Wettbewerb ist eine Bereicherung für das alljährliche Schützenfest.