Lehrte
Donnerstag, 28.10.2021 - 09:02 Uhr

160 Feuerwehrkräfte sind bei Feuer eines Sattelaufliegers mit Gefahrgut im Einsatz

Mehrere Stunden waren die Brandbekämpfer auf der Autobahn im Einsatz.Aufn.: Stadtfeuerwehr Lehrte

Einsatzkräfte aus dem Stadtgebiet Lehrte wurden am gestrigen Mittwoch, 27. Oktober 2021, gegen 13:59 Uhr zu einem gemeldeten Reifenbrand an einem Sattelauflieger auf der A7 gerufen - bereits auf der Anfahrt war eine deutliche Rauchsäule erkennbar. Über Funk erhielten die ersten anrückenden Kräfte die Information, dass der Lkw Gefahrgut geladen haben soll.

LEHRTE

 

Der 47-jährige Fahrer des Sattelzuges hatte zuvor einen Reifenplatzer an seinem Fahrzeug bemerkt und wollte demnach die Fahrt unterbrechen. Kurz vor der Ausfahrt Kirchhorst in Fahrtrichtung Hamburg brachte der Fahrer seinen Sattelzug zum Stehen und bemerkte das Feuer am Auflieger. Der Fahrer konnte seine Zugmaschine noch abkuppeln.

 

Alarmiert worden waren zunächst die Feuerwehr Lehrte, Ahlten und Immensen. Bereits auf der Anfahrt war eine deutliche Rauchsäule sichtbar, die Einsatzleitung erhielt zudem die Information, dass der Auflieger mit Gefahrgut beladen ist. Aus diesem Grunde wurden die ABC Einheiten des Abschnitt 4, bestehend aus Feuerwehrkräften aus den Kommunen Lehrte, Sehnde und Uetze sowie Einsatzkräfte der Feuerwache 5 der Berufsfeuerwehr Hannover alarmiert. Bei Eintreffen der ersten Einsatzkräfte brannte der Auflieger dann in voller Ausdehnung, Flammen schlugen bereits auf das daneben befindliche Waldgebiet über.

 

Die Herausforderung der Feuerwehr bestand zunächst sowohl in der Brandbekämpfung und der drohenden Ausbreitung des Stoffs. Mehr als ein Dutzend Feuerwehrkräfte unter Atemschutz begannen sofort mit der Brandbekämpfung, sowohl des Aufliegers als auch des Waldes direkt neben der Autobahn. Das notwendige Herunterkühlen des Aufliegers, bevor Schaummittel eingesetzt werden konnte gestaltete sich jedoch als schwierig: Der geladene Gefahrstoff, später als Kaliumhydroxid identifiziert, reagierte mit Wasser und so zeigte dieses wenig Kühlwirkung. Es entstand eine enorme Hitzeentwicklung. Der sofortige Einsatz von Metallbrand-Pulver zeigte dann insoweit Wirkung, als dass dadurch die Hitzeentwicklung erheblich reduziert werden konnte. Im Anschluss konnte das Feuer dann erfolgreich mittels Löschschaum erstickt werden. Gegen 17:30 Uhr waren dann nur noch einzelne Glutnester abzulöschen. 

 

Im Rahmen des ABC-Einsatzablaufes wurden dann weitere Einsatzkräfte unter Atemschutz in Chemikalienschutzanzügen (CSA) mittels Messkomponenten sowohl an den Auflieger als auch in den Bereich des Grabens beauftragt. Ein Aufwendiges Szenario, denn die Einsatzkräfte müssen beispielsweise in der eigens dafür Aufgebauten "Dekon" nach dem Einsatz dekontaminiert und unterstützend sowohl ein- als auch ausgekleidet werden. Ziel war es zunächst die Schadstoffbelastung zu Messen, um das weitere Vorgehen in puncto der Entsorgungsfrage zu definieren.

 

Zusätzlich wurde mittels der Feuerwehreigenen Drohne die Einsatzaufklärung aus der Luft betrieben und dokumentiert: Die Drohne wurde zu Beispiel auch dafür eingesetzt, um zu beurteilen in welchem Umkreis sich gegebenenfalls weitere Gewässer befinden können, die der potenziellen Gefahr Kontamination unterliegen könnten. Die gesperrte Gegenfahrbahn der Autobahn diente dann als sicherer Versorgungsweg für nachrückende Kräfte.

 

Die Bereich des Grabens wurden vorsorglich mehrere hundert Meter nördlich und südlich der Einsatzstelle durch weiteres Messtrupps begutachtet und ebenfalls einer Messung unterzogen. Auffällige Bereiche wurden an die Autobahnmeisterei und die untere Wasserbehörde gemeldet. Diese wurden ebenfalls an die Einsatzstelle alarmiert. Das ebenfalls alarmierte THW wurde dann mit der Abdichtung des Grabens mittels Sandsäcke beauftragt, um zusätzlich einer weiteren Ausbreitung des Stoffes entgegenzuwirken. Auch wurde die Autobahnmeisterei vorab mit der Fahrbahnreinigung und dem Instandsetzen des kontaminierten Grabens beauftragt.

 

Nachdem die Messergebnisse und die Gefährdungslage beurteilt wurde, konnte mit dem Entladen des Aufliegers begonnen werden. Hierfür wurde zunächst in Absprache mit der Wasserbehörde die Fahrbahn leicht gereinigt, um einer weiteren Kontamination von nachrückenden Einsatzmitteln entgegenzuwirken. Im Anschluss wurde die übrige Beladung in spezielle Kunststoffbehälter geladen, in diesem der Stoff dann fachgerecht einem Entsorgungsunternehmen übergeben werden konnte. Gegen etwa 22:30 Uhr am gestrigen Mittwoch dauerten die Einsatzmaßnahmen noch an. Während des Einsatzes waren beide Fahrtrichtungen voll gesperrt.

 

Im Einsatz waren rund 160 Einsatzkräfte der Feuerwehren Lehrte, Ahlten, Immensen, Kolshorn, Röddensen, Arpke, Hämelerwald, Sievershausen, Bilm, Hülptingsen, Ilten, Hänigsen, Höver sowie die Feuerwache 5 der Berufsfeuerwehr Hannover, das THW, der Rettungsdienst sowie die Polizei mit insgesamt rund 29 Fahrzeugen. 

 

Am heutigen Morgen, 28. Oktober 2021, herrschten nach Angaben der Polizei am Brandort noch immer erhöhte Temperaturen. Mit der Bergung und Entsorgung der Gefahrenstoffe konnte am Mittag begonnen werden. Wie lange diese andauern und welche Maßnahmen darauf folgend getroffen werden müssen, kann derzeit noch nicht gesagt werden. Die Sperrung der Fahrbahn der A7 in Richtung Hamburg dauert weiterhin an. Wann diese wieder befahrbar ist, ist noch offen. Alle weiteren Sperrungen wurden zwischenzeitlich aufgehoben.

 

Neben den verkehrslenkenden Maßnahmen hat die Polizei eine Brandermittlung eingeleitet, um die Ursache des Feuers aufzuklären. Nach derzeitigen Erkenntnissen überhitzte eine Bremse des Aufliegers, wodurch ein Reifen Feuer fing. Durch die chemische Reaktion des Kaliumhydroxids mit dem Löschwasser wurde der Brenneffekt zunächst verstärkt.

 

Außer Polizei und Feuerwehr sind mehrere Behörden an dem Einsatz beteiligt, um mögliche Auswirkungen auf Umwelt und Bevölkerung zu untersuchen. Bisher konnten keine dieser Auswirkungen festgestellt werden.