Lehrte
Sonntag, 14.02.2021 - 15:18 Uhr

Fehlende Gewerbeflächen: Lehrter Mittelständler fühlen sich im Stich gelassen

Aufn.:

LEHRTE

Die geplante Ansiedlung des Aldi Logistikzentrums im Lehrter Ortsteil Aligse sorgt nicht nur in der Politik und den Anwohnern für Diskussionen. Jetzt meldet sich auch ein Lehrter Unternehmer zu Wort, der sich und andere Unternehmen von Stadt und Politik im Stich gelassen und sich nun als "Unternehmer 2. Klasse" fühlen, wenn dem Konzern eine Erweiterung ermöglicht wird, ihnen aber nicht.

 

Mehrere Lehrter Unternehmen suchen schon seit geraumer Zeit Flächen für eine Expansion, würden aber von der Stadt "keine Unterstützung" bekommen, wie Vural Bayindir, Inhaber der Firma Supra Gebäudedienste, erzählt. Er beschreibt dagegen, dass die Stadtverwaltung wie auch Bürgermeister Frank Prüße ihn mit tröstenden Worten beschwichtigen wolle. Mehrfache Zusagen über mögliche Flächen seien bislang nicht umgesetzt worden, erklärt er. Er hat daher einen Offenen Brief (dieser steht unter diesem Text als PDF zum Download bereit) an die Lehrter Politiker geschrieben. Er will diese auf die Situation der Unternehmer hinweisen und um Unterstützung werben.

 

"Ich bin mit meinem Unternehmen seit nun mehr als 16 Jahren in Lehrte tätig und suche seit geraumer Zeit ein Grundstück zur Bebauung mit einer Betriebsstätte für mein Unternehmen, weil ich auch expandieren möchte. An meinem jetzigen Standort habe ich einfach keine Möglichkeit mehr mich zu vergrößern", beschreibt Vural Bayindir in seinem Offenen Brief. Er selbst müsse Teile seiner Firma bereits in seinem Haus nebst Garage unterbringen, da die bisherigen Kapazitäten nicht mehr ausreichen.

 

"Ich habe die Stadt Lehrte, insbesondere auch in Gesprächen mit dem Bürgermeister, einige Male auf meine Situation als einheimischer mittelständischer Unternehmer aufmerksam gemacht, auch auf die Tatsache, dass weitere mittelständische Unternehmen in Lehrte dringend Grundstücke für eine Ansiedlung beziehungsweise Erweiterung suchen. Jetzt habe ich durch die Medien erfahren, dass ALDI ein Grundstück in Aligse bekommen soll, welches bisher als Gewerbegebiet für mittelständische Unternehmen vorgesehen war. Mit den Erschließungsstraßen sind es wohl fast 200.000 Quadratmeter, die für das Logistikzentrum benötigt werden. Wir Mittelständler spielen dabei wieder keine Rolle, es gibt nach wie vor keine Grundstücke für uns. Nach meinem letzten Diskussionsbeitrag bei der Online-Ausschusssitzung wurde ich von einigen Unternehmern angeschrieben, die genau dasselbe Problem haben wie ich", erklärt er. Namentlich hat er in seinem Offenen Brief neben seinem Betrieb mit 18 Mitarbeitern weitere fünf Unternehmen mit weiteren mehr als 100 Mitarbeitern aufgeführt, die in Lehrte geeignete Gewerbeflächen suchen. "Und das sind nur die Unternehmer, die sich bei mir nach der Ratssitzung gemeldet haben. Ich gehe davon aus, dass die Anzahl der Unternehmen, die nach Lehrte umziehen oder sich vergrößern wollen viel höher ist", betont er.

 

"Diese sechs Unternehmen beschäftigen also 127 Mitarbeiter auf etwa 20.000 Quadratmeter", unterstreicht der Unternehmer zusammenfassend. Die geplante Ansiedlung des Logistikzentrums würde 200 Mitarbeiter mit nach Aligse bringen - bei einer benötigten Fläche von besagten 200.000 Quadratmetern.

 

"Was ist das für eine Politik, der das einheimische Handwerk und der einheimische Mittelstand völlig egal ist und stattdessen ein riesiges Areal an einen Konzern vergibt? Hier könnten mehr als 30 Unternehmen Platz finden, die viel mehr Arbeitnehmer beschäftigen wurden als Aldi dieses jemals tun wird. Und viele kleinere Gebäude, mit Bäumen und Grün dazwischen, sähen sicher auch viel besser aus als so ein riesiger Klotz", gibt er zu bedenken.

 

Zusätzlich kann er zu seinem Unternehmen sagen: "Wir sind zugleich auch ein Ausbildungsbetrieb und können jungen Leuten eine gute Zukunft in diesem Job mit guten Verdienstmöglichkeiten bieten".

 

Er appelliert daher an Politik und Stadtverwaltung, sich auch für die Mittelständler der Stadt einzusetzen. Denn zwangsläufig würden diese die Stadt sonst verlassen. Vural Bayindir hat selbst auch schon über einen Umzug in eine andere Stadt nachgedacht. "Aber lieber würde ich natürlich in Lehrte bleiben", erklärt er. Gebe es jedoch keine Perspektiven in Lehrte, so müsse er wohl diesen Schritt gehen. Und damit würden aus Lehrte dann auch Arbeitsplätze und Steuereinnahmen verschwinden.

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