Seit einigen Tagen hängen am Eingang zum Bürgermeister-Schuster-Park in Burgdorf leuchtend orangefarbene T-Shirts auf einer Leine. Sie tragen deutliche Botschaften und sind Teil der Aktion „Orange Days“, mit der auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam gemacht werden soll. Ergänzt wird die Installation durch zwei rote Paar Schuhe, die stellvertretend für die Femizide stehen, die Burgdorf in den vergangenen Jahren erschüttert haben. An einem Baum ist zudem ein Plakat mit Hilfsangeboten angebracht. Die Aktion, die vom Arbeitskreis gegen häusliche Gewalt organisiert wurde, läuft noch bis Mittwoch, 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte.
Begleitet wird das lokale Zeichen in Burgdorf von alarmierenden Zahlen auf Bundesebene. Das aktuell veröffentlichte Bundeslagebild „Häusliche Gewalt 2024“ des Bundeskriminalamtes zeigt, dass die Gewalt gegen Frauen erneut zugenommen hat. Insgesamt wurden im Jahr 2024 demnach 256.942 Betroffene häuslicher Gewalt registriert, ein neuer Höchststand und ein Anstieg um 17,8 Prozent innerhalb der vergangenen fünf Jahre. Partnerschaftsgewalt macht weiterhin den größten Teil aus, mit 171.069 Betroffenen und damit fast zwei Dritteln aller Fälle. Rund 80 Prozent der Opfer sind Frauen.
Nach dem Bundeslagebild waren im Jahr 2024 insgesamt 53.451 Frauen Opfer von Sexualstraftaten, 187.128 Frauen Opfer häuslicher Gewalt und 18.224 Frauen Opfer digitaler Gewalt. Zudem wurden 593 Frauen als Opfer von Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung registriert. Insgesamt 859 Frauen wurden 2024 Opfer von versuchten oder vollendeten Tötungsdelikten, 328 Frauen wurden getötet. Fachleute gehen von einer hohen Dunkelziffer aus, insbesondere bei häuslicher und digitaler Gewalt.
Gewalt gegen Frauen fordert nicht nur Menschenleben und beeinträchtigt Biografien nachhaltig, sie verursacht auch immense volkswirtschaftliche Kosten. Sie belastet das Gesundheits- und Sozialsystem und kostet den Staat und damit die Allgemeinheit nach Schätzungen jedes Jahr Milliardenbeträge an Steuergeld. Die Aktion im Bürgermeister-Schuster-Park soll vor diesem Hintergrund ein sichtbares Zeichen setzen und zugleich auf Hilfsangebote aufmerksam machen.
