Pfiffe und Buhrufe für Regionspräsident Steffen Krach bei Maikundgebung in Lehrte
LEHRTE
Die vom DGB-Kreisverband Region Hannover und dem Ortsverband Lehrte auf dem Lehrter Rathausplatz organisierte Maikundgebung anlässlich des Tags der Arbeit hat in der Eisenbahnerstadt eine lange Tradition. Zum aktuellen Jahresmotto Motto "Mehr Lohn. Mehr Freizeit. Mehr Sicherheit." hatte der DGB Kreis- und Ortsverbandsvorsitzende Reinhard Nold für den gestrigen Mittwoch, 1. Mai 2024, den sozialdemokratischen Regionspräsidenten Steffen Krach sowie den SPD-Bundestagsabgeordneten und stellvertretenden Parteivorsitzenden Matthias Miersch als prominente Redner gewinnen können.
Kanzler Olaf Scholz hatte vor gut zwei Jahren die "Zeitenwende" ausgerufen. Jetzt hat der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) für die kommenden drei Jahre die Kampagne "Eintreten für die Tarifwende" gestartet. "Wir wollen, dass wieder mehr Beschäftigte nach Tarif bezahlt werden. Gute Tarifabschlüsse sind für die Allgemeinheit und auch für die soziale Gerechtigkeit in diesem Land wichtig. Sie sind außerdem wichtig, damit abhängig Beschäftigte keine Existenzsorgen oder Abstiegsängste haben müssen", unterstrich Nold.
Um die Tarifautonomie, die Tarifpartner und die Tarifbindung zu stärken, hat die regierende Ampelkoalition den Startschuss für die so genannte Bundes-Tariftreue gegeben. "Danach gilt also nicht "Geiz ist geil", sondern es müssen die Kriterien der tarifgebundenen "guten" Arbeit bei staatlichen Auftragsvergaben erfüllt sein", so Reinhard Nold.
Mit der Begrüßungsrede von Bürgermeister Frank Prüße wurde die Veranstaltung ein wenig monothematisch. Die Wogen, die die Regionsentscheidung gegen das Lehrter Krankenhaus mit dem Umzug nach Burgwedel geschlagen haben, sind in Lehrte längst noch nicht abgeebbt. "Die Entscheidung für Burgwedel ist falsch. In der Region gibt es mit Lehrte und seiner guten Infrastruktur keinen besseren Standort. Unbegreiflich, unglaublich, undenkbar", gab sich der Bürgermeister kämpferisch.
Als Steffen Krach zum Mikrofon gebeten wurde, waren die Buhrufe und Trillerpfeifen nicht zu überhören. Das veranlasste Reinhard Nold dazu, die Anwesenden zur Fairness gegenüber dem Redner aufzurufen: "Kritik kann in einer Demokratie immer geäußert werden, aber wenn es hier zu heftig wird, werde ich die Veranstaltung sofort abbrechen".
Im Vorfeld hatte die Redaktion der Mitmach-Online-Zeitung "BE-THE.NEWS" die Lehrter Mitbürger zum "#KRACHmachen" aufgefordert, was vielleicht auch die erstmalige Anwesenheit von örtlichen Polizeibeamten bei einer Maikundgebung erklärte.
Der Regionspräsident räumte ein, dass es bei der Kommunikation zur Entscheidung gegen das Lehrter Krankenhaus zwischen den Betroffenen nicht immer glatt gelaufen sei. "Wir hatten zwischen zwei Möglichkeiten zu entscheiden: uns Bundesvorgaben auszusetzen oder den Wandel in der Medizin hier vor Ort aktiv mitzugestalten. Und wir wollen dafür in Zusammenarbeit mit der Stadt einen modernen Medizincampus mit einem digitalen Regionalen Gesundheitszentrum (RGZ) entwickeln", verteidigte sich Krach.
Dazwischen hatte sich Matthias Miersch klar positioniert, der den 1. Mai als den richtigen Tag bezeichnete, um Flagge gegen rechts zu zeigen. Das fand nicht nur an den Infoständen der "Omas gegen rechts" aus Burgdorf und des Antikriegshauses in Sievershausen Zustimmung. Und: "Das Schleifen der abschlagsfreien Rente mit 63 nach 45 Arbeitsjahren wird mit der SPD nicht zu machen sein", bekräftigte Miersch und setzte hinzu, dass die Ampelkoalition keine "Liebesheirat" gewesen sei. Des Weiteren rief Miersch dazu auf, bei den kommenden Europawahlen am Sonntag, 9. Juni 2024, Stimmen für Freiheit und Demokratie abzugeben: "Es geht um viel mehr!"
Bei prachtvollem Maiwetter war der Auftritt der Sportakrobatinnen des MTV Ilten ein Programmpunkt, der einhellige Begeisterung auslöste.