Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang im Einsatz: Rettungshubschrauber Christoph 4
REGION
Der orangefarbene Zivilschutzhubschrauber Christoph 4 (CH 4) am Standort der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) verzeichnete im vergangenen Jahr 1.153 Einsätze und damit einen leichten Rückgang im Vergleich zu 2022. Im Jahr zuvor lag die Zahl der Einsätze bei 1.359. Leicht gestiegen sind im Gegensatz dazu die sogenannten Sekundärflüge, also der Verlegungstransport von Patienten von einer zur anderen Klinik. Hier stieg die Zahl von 21 in 2022 auf 27 im vergangenen Jahr. Lebensrettend sind auch diese Flüge, denn es handelt sich nicht um geplante Routine-Transporte. Betroffen sind vielmehr Patienten, die beispielsweise während einer Operation eine Komplikation wie zum Beispiel eine plötzliche Blutung oder einen Infarkt erleiden, und dann dringend in einer anderen Klinik weiter behandelt werden müssen.
"Die Veränderungen in der Krankenhauslandschaft zeigen sich teilweise auch in unserer Arbeit. Krankenhäuser schließen oder spezialisieren sich stärker und das bedeutet unter Umständen weniger Kliniken in einem bestimmten Radius oder nicht die mit der erforderlichen Versorgungsmöglichkeit für den Schwerverletzten. Daraus resultiert unter anderem ein erhöhter Bedarf an Verlegungen", erläutert Marc Lüpkemann, Notfallsanitäter der Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) vom CH 4. "Wir rechnen auch damit, dass sich die Transportwege für Patienten in der primären Patientenversorgung zum Teil deutlich verlängern und Rettungshubschrauber damit einen noch höheren Stellenwert einnehmen werden", erläutert der 57-jährige Lüpkemann.
Die geplante Krankenhausreform der Ampelkoalition soll die Krankenhauslandschaft neu strukturieren. Insbesondere für hochkomplexe Notfälle wird die Luftrettung daher eine zunehmend entscheidende Rolle spielen, wenn es insbesondere in ländlichen Regionen darum geht, längere Wegstrecken zu Kliniken der Maximalversorgung zu überbrücken. So habe beispielsweise die komplette Schließung des Klinikums Holzminden bereits zu deutlich längeren Transportzeiten zu Kliniken in diesem Bereich geführt. Darüber hinaus verursachen oft fehlende Intensivbetten ebenfalls längere Transportwege.
Das letztjährige verringerte Einsatzaufkommen im Vergleich zum Vorjahr erklärt Marc Lüpkemann unter anderem damit, dass durch die erweiterten Kompetenzen der Notfallsanitäter mit der Freigabe zur Gabe von Schmerzmitteln die Nachforderungen zur Schmerzbekämpfung zurückgegangen sind. Zudem hat sich durch die Einführung der standardisierten Notrufabfrage in der Rettungsleitstelle der Berufsfeuerwehr Hannover eine stärkere Selektion für die Indikationen zur Alarmierung des Luftrettungsmittels ergeben. Trotzdem bleiben bestimmte Unfallschwerpunkte und Einsatzspektren im Fokus: Dazu gehören Verkehrsunfälle, Stürze aus großer Höhe, Reitunfälle, Schädel-Hirn- sowie Wirbelsäulenverletzungen, Schwerstbrandverletzte, Notfälle mit Kindern, Herzinfarkte und Schlaganfälle.
Seit September 2023 stellt Notärztin Dr. Friederike Weidemann zusammen mit den Notfallsanitätern Marc Lüpkemann (seit 1994 an Bord) und Philip Rohmann (seit 1988 dabei) das Leitungsteam des CH 4. Die 37-Jährige, die seit 2018 auf dem CH 4 aktiv ist, teilt sich aktuell die ärztliche Leitung des CH 4 mit PD Dr. Christian Macke. "Diese Arbeit ist eine ganz besondere Erfahrung für die Praxis und ergänzend zur Arbeit auf Station", unterstreicht die Notfall- und angehende Intensivmedizinerin Dr. Weidemann.
Über den Christoph 4
An der Luftrettung durch Christoph 4 sind zahlreiche Institutionen beteiligt. Die Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. Landesverband Niedersachsen/Bremen ist für den Dienstbetrieb des Hubschraubers verantwortlich und stellt die Notfallsanitäter/HEMS-TC (Helicopter Emergency Medical Services Technical Crew Member). Die Piloten werden von der Fliegerstaffel Nord Stützpunkt Gifhorn der Bundespolizei gestellt. Die Bundespolizei verantwortet zudem die Wartung sowie die Instandhaltung des Hubschraubers. Die Notärzte gehören zur Klinik für Unfallchirurgie der MHH. Träger des Luftrettungsstützpunktes an der MHH ist das Land Niedersachsen. CH 4 gehört zur orangefarbenen Flotte der Zivilschutz-Hubschrauber (ZSH) des Bundesministeriums des Innern. Er hat einen Einsatzradius von rund 50 Kilometern und fliegt mit einer Geschwindigkeit von bis zu 220 Kilometern pro Stunde in die Landkreise Celle, Gifhorn, Hameln-Pyrmont, Region und Stadt Hannover, Heidekreis, Hildesheim, Nienburg, Peine und Schaumburg. Er kann von Sonnenaufgang (frühestens ab 7 Uhr) bis Sonnenuntergang über die hubschrauberführende Rettungsleitstelle der Berufsfeuerwehr Hannover alarmiert werden. Weitere Informationen zum Christoph 4 unter www.christoph4.de.