Burgdorf
Dienstag, 19.12.2023 - 13:04 Uhr

MIT besucht Parlasca Keksfabrik: Mit Bestandspflege Fachkräftemangel bekämpfen

Parlasca-Geschäftsführer Malte Benesch im Austausch mit der MIT Burgdorf-Lehrte.Aufn.:

BURGDORF

Jahrzehnte war die Georg Parlasca Keksfabrik GmbH insbesondere in der Vorweihnachtszeit bekannt für den Fabrikverkauf ihrer Backwaren. Inzwischen sind Spekulatius und Kaffeekränze Geschichte. Heute hat sich Traditionsunternehmen in Deutschland als Marktführer bei Bio-Keksen und Bio-Fruchtriegeln speziell für Babys und Kleinkinder etabliert. Darüberhinaus hat das Unternehmen mit der Herstellung von Protein-Gebäcken ein weiteres wichtiges Standbein geschaffen. Bei einem Besuch des Unternehmens hat sich die Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) Burgdorf-Lehrte über die Zukunftspläne informiert und erfahren: Knapper als alle anderen Ressourcen ist für die traditionsreiche wie innovative Keksfabrik geeignetes Personal. 

 

Personalintensive Qualitätsarbeit

In der mittelständisch geprägten und personalintensiv arbeitenden Lebensmittelindustrie ist Personal eine stark nachgefragte Ressource. Dies gilt auch für die Parlasca GmbH, die sich seit 1980 von dem ruinösen Niedrigpreis-Wettbewerb der Branche gelöst hat. Danach folgten einige Jahrzehnte des Erfolgs mit dem Verkauf der hergestellten Produkte in eigenen Filialen, bevor sich das Unternehmen seit einigen Jahren auf Nischenmärkte spezialisiert hat. "In unserem Markt werden kleine Mengen spezialisierter und differenzierter Produkte vertrieben. Ihre Qualität haben wir jährlich durch internationale Zertifikate mit unangekündigten Audits nachzuweisen", wie Parlasca-Geschäftsführer Malte Benesch seinen Gästen erläuterte. Trotz automatisierter Prozesse, wie das Verpacken der Produkte, erfordert die Handhabung der Rohstoffvielfalt sowie die teils sehr spezielle Teigkonsistenz in Teilen des Unternehmens noch viel Personal. Gleichzeitig müssen mit hochqualifiziertem Personal die Regeln eines großen Lebensmittelherstellers beherrscht werden. Schließlich gilt es national wie international die Ansprüche des Drogeriefachhandels, des Biofach- und Lebensmitteleinzelhandels sowie der Discounter zu erfüllen.

 

Geeigneter Personal-Pool Einfluss-Faktor

Diese Tätigkeiten lassen sich für Parlasca allenfalls bedingt automatisieren oder mit KI ersetzen. Somit werden sie daher auch in Zukunft Personal benötigen, das an anderen Standorten ebenfalls schwer zu finden ist. Zeiten wie 1967, als das Unternehmen seine Backstraße von Hannover nach Burgdorf verlegte und sofort Personal einstellen konnte, gehören der Vergangenheit an. Es fehlt am notwendigen Personal, wie der Protein-Cookie-Produzent an seinen neuen Standorten in Laußig bei Leipzig oder in Peine erfahren hat. Über Standortwechsel und Standortwahl eines Unternehmens hat ein geeigneter, verfügbarer Personal-Pool vor Ort einen erheblichen Einfluss. Allein aus diesem Grund wird Parlasca Burgdorf auch in Zukunft treu bleiben.

 

Bestandspflege als Königsdisziplin

Für den MIT-Stadtverbandsvorsitzenden Jörg Wieters wird die Bestandpflege in der kommunalen Wirtschaftsförderung daher an Bedeutung gewinnen. Diese oft noch vernachlässigte Basisaufgabe könnte zur Königsdisziplin werden, weil Standortfaktoren auch für Mitarbeiter bei ihrer Wahl von und den Wechsel in ein Unternehmen in jüngster Zeit an Gewicht gewonnen haben. "Sie können selbst schon bei einem Wechsel von kurzer Entfernung oder im Stadtgebiet bereits eine Rolle spielen", berichtete der Burgdorfer Bürgermeister Armin Pollehn, der als langjähriger MIT-Vorsitzender spontan zu der Gruppe gestoßen war.

 

Parlasca will in Burgdorf wachsen

Spätestens mit der Beteiligung von Auctus Capital 2020 an Parlasca hat das Unternehmen sein finanzielles und organisatorisches Fundament für weiteres, stetes strategisches Wachstum gelegt. Entschlossen präsentiert es sich daher in der Region über Social Media und regionales Sponsoring, unter anderem beim Burgdorfer Handball-Bundesligisten TSV Hannover-Burgdorf, als ein attraktiver Arbeitgeber. Parlasca will in Burgdorf investieren und wachsen. Darum sucht es den Dialog mit der Politik. Der Abend auf Initiative der MIT war da ein hoffnungsvoller Anfang.