Wedemark
Montag, 15.05.2023 - 15:51 Uhr

Probebühne Wedemark: So entsteht ein Theaterstück

"Kann ich das?" - Maike Schurmann versucht sich zum ersten Mal als Schauspielerin.Aufn.: Gemeinde Wedemark, Ewald Nagel

WEDEMARK

Bereits zum fünften Mal startet in diesem Jahr die Probebühne Wedemark: Zwölf Laien werden mit einem Profiteam um den Regisseur Klaus Michalski, die Kostümbildnerin Elisabeth Benning und den Musiker Edgar Wendt ein Theaterstück auf die Beine stellen. Die Premiere ist am 14. Oktober.

 

Sich ausprobieren, kreativ werden, die eigenen Grenzen erfahren - die Probebühne Wedemark geht in ihre fünfte Saison. Die Besetzung für 2023 steht bereits. Am 25. Februar fand das erste Infotreffen statt. Angela von Mirbach, Kulturbeauftragte der Gemeinde, freut sich über die große Resonanz. 2019 hat sie das Projekt Probebühne entwickelt, auch Dirk Ihle als künstlerischer Leiter ist seit der ersten Probebühne im Boot. Die Idee: Laienschauspielende aus der Wedemark stellen gemeinsam ein Stück auf die Beine, dabei begleitet sie ein Profiteam mit Regie, Kostüm und Musik. "Die Art der Zusammenarbeit hat Alleinstellungsmerkmal in der Region", beschreibt von Mirbach. Am Anfang steht nur das Thema, dieses Jahr ist es ein Wort: Zeit.

 

Vor einem Jahr bereits hat Angela von Mirbach die Vorbereitungen für 2023 gestartet. So lange dauert es, ein Regieteam zu finden, das ein halbes Jahr Zeit hat, die Laien zu unterstützen. Jedes Jahr gibt es ein neues Regieteam, denn die Erfahrung soll einzigartig bleiben. Dieses Jahr war es Angela von Mirbach wichtig, einen Mann als Regisseur zu gewinnen. Gefunden hat sie Klaus Michalski aus Hildesheim. Die Gruppe ist bunt gemischt, 15 bis 71 Jahre alt sind die zwölf Laienschauspielerinnen und Laienschauspieler.

 

Meike Schurmann ist dieses Jahr das erste Mal dabei. Die Probebühne kannte sie bereits, 2022 hatte sie das erste Mal ein Stück besucht und war begeistert. "Ich fand es beeindruckend, dass Laien ein fantastisches Stück auf die Beine stellen und dabei so viel Spaß transportieren", erinnert sich Schurmann. Dass sie bald selbst auf der Bühne steht, kann sich Schurmann immer noch nicht ganz vorstellen. Das letzte Mal Theater gespielt habe sie in der Grundschule. Die Neugier habe jedoch letztlich gesiegt. "Kann ich das?", habe sie sich gefragt - und entschieden, sich auszuprobieren. Dazu beigetragen habe auch das Infotreffen. Locker und herzlich sei die Atmosphäre gewesen, jetzt sei sie gespannt, selbst kreativ zu werden, erzählt Schurmann. 

 

Die ersten Übungen haben die Teilnehmer bereits beim Infotreffen gemacht. Ende März startete die Probebühne offiziell mit dem Kick-Off Workshop. Dort ging es ums Kennenlernen - untereinander und mit Regisseur Klaus Michalski. Michalski bringt eine vielfältige Vita mit: Begonnen hat er auf der Bühne, dann Schauspiel unterrichtet und schließlich auch Regie geführt. Er hat mit Laien bereits große Projekte auf Freilichtbühnen gestaltet. Seit 2012 begleitet er in Hildesheim eine freie Theatergruppe und erarbeitet rund einmal im Jahr aus den Impulsen der Teilnehmenden ein Stück.

 

Auch für Michalski wird der Entstehungsprozess Probebühne eine besondere Erfahrung. "Es ist das erste Mal, dass ich ein Stück von Anfang bis Ende mit den Laien gestalte", erzählt Michalski. "Dass sie am gesamten Prozess beteiligt sind, macht die Probebühne so einzigartig." Ihm sei es wichtig, sich auf die Teilnehmenden einzustellen, sagt Michalski. "Ich freue darauf, was die Laien mitbringen, worauf sie Lust haben und das Stück im Tun zu entwickeln", so der Regisseur. Das Kick-Off Wochenende schafft dafür die Grundlage: Theaterübungen, Improvisation, Szenen spielen, eine Schreibwerkstatt und inhaltliche Gespräche über das Thema Zeit hat der Regisseur sich vorgenommen.

 

Nach dem Kick-Off Wochenende starteten die Proben: Jeden Dienstag, rund drei Stunden, um Ideen zu sammeln und viel zu spielen. Bis zur Sommerpause soll das Textbuch stehen, danach geht es weiter mit einem zweiten Workshopwochenende, Proben und Rollenentwicklung. "Ich betrachte mich vor allem als Koordinator unseres Gemeinschaftsprojekts", beschreibt Klaus Michalski. "Braucht es Praxis oder Gespräche über das Thema und wie binden wir das Profiteam ein?" Elisabeth Benning wird das Bühnen- und Kostümbild gestalten, Edgar Wendt die Livemusik. Die Zusammenarbeit sei sehr vielversprechend, so Michalski. Mit Edgar Wendt erwarten die Teilnehmer der Probebühne ungewöhnliche Aufgaben: Beatboxen, zumindest Geräusche, möchte der Musiker mit den Laien erarbeiten, kündigt Michalski an.

 

Die professionelle Begleitung, die Kostüme und die Musik machen einen riesigen Unterschied für die Rolle, findet auch Antonia Hingler. Die Wirtschaftsförderin der Gemeinde Wedemark ist dieses Jahr das zweite Mal dabei, 2022 stand sie bereits als Aphrodite auf der Bühne. "Das Ergebnis nach einem halben Jahr ist individuell und nicht vergleichbar - und es steckt eine Menge Herzblut darin", blickt Hingler begeistert zurück. Sie macht wieder mit für die Lebenserfahrung, den Spaß und den Teamgeist.

 

Die Woche vor der Aufführung werde jeden Abend geprobt, erzählt Angela von Mirbach. Die große Premiere der Probebühne 2023 findet schließlich am 14. Oktober statt. Zwei Ml führen die Laien das Stück insgesamt auf. Für die Kulturbeauftragte ist die Probebühne jedes Jahr ein Abenteuer: "Man weiß nie, was kommt." Dass das Projekt so offen ist, macht auch für Klaus Michalski die Vorfreude aus: "Ich bin gespannt auf alle Überraschungen, die uns auf dem Weg erwarten."