Isernhagen
Sonnabend, 22.04.2023 - 17:39 Uhr

Volles Haus bei Infoveranstaltung des Umweltschutzvereins

Viele wollten sich über die Möglichkeiten von Solarstrom und E-Auto informieren.Aufn.:

ALTWARMBüCHEN

Am vergangenen Donnerstag, 20. April 2023, um 19.30 Uhr war der große Ratssaal des Rathauses in Altwarmbüchen voll besetzt. Der Umweltschutzverein in Isernhagen und Umgebung hatte die Bürger eingeladen, sich zum Thema "Klimaschutz mit Solarstrom und E-Auto vor Ort" zu informieren, Fragen zu stellen und zu diskutieren.

 

Der Vorsitzende Dieter Poppe sprach kurz die Vielfalt der Probleme an, die den Verein derzeit umtreiben, bevor er Siegfried Lemke, dem 1. stellvertretenden Vorstand, das Wort für den Abend erteilte.

 

Lemke erzählte von der mittlerweile 30-jährigen Geschichte seiner eigenen Solaranlage auf dem Hausdach in Kirchhorst, die immer noch Strom liefere. Inzwischen aufgestockt durch neue Module mit neuen Fördermitteln und einem Speicher, profitiert die Familie seit Jahrzehnten von der Unabhängigkeit der Stromversorgung. Und genießt das gute Gefühl, etwas für den Klimaschutz zu tun. Auf seiner Homepage, mit der seit Jahrzehnten für den Sonnenstrom wirbt, listet er die Vielzahl von Gründen auf, "warum sich eine Solaranlage lohnt". Auch ein kleines E- Auto wird geladen, die Fahrt zur Tankstelle war einmal.

 

Axel Schwingenheuer, ausgewiesener E-Autonarr, Diplomkaufmann und Handelslehrer aus Hildesheim, konnte diese Geschichte aus eigener Erfahrung toppen und mit Zahlen unterlegen. Auch er habe erst einmal klein angefangen und seine Anlage nach und nach erweitert. Heute erzeugt er mit seiner Solaranlage im Jahresmittel 14.000 bis 15.000 Kilowattstunden, das entspricht in etwa dem reinen Stromverbrauch von drei- bis vierköpfigen Familien (ohne Elektroauto und Wärmepumpe). Zusätzlich erwärmt er seit 2006 über neun Monate des Jahres 300 Liter Warmwasser über eine kleine Solarthermieanlage. Schwingenheuer ist Vielfahrer, fährt zur Arbeit und auch in den Urlaub gern mit dem Auto. Schon frühzeitig hat er E-Autos ausprobiert, bis er sich dann entschloss, selbst eines zu kaufen. Im Zusammenhang mit seiner Solaranlage hat er nun die Möglichkeit, den eigenproduzierten Strom auch für das Fahrzeug zu nutzen. Die Familie schaffte sich ein zweites E-Auto an, so dass tagsüber eines geladen werden kann, während das andere für den Arbeitsweg des jeweiligen Tages genutzt wird.

 

Nicht jeder kann sich das leisten. Nicht jeder hat ein Eigenheim. Worin liegt nun also der Vorteil an Solar und E-Auto? So und ähnlich die Fragen aus dem Publikum.

 

"Die Zahlen belegen eindeutig: auch wenn der Kauf eines E-Autos relativ teuer ist, spart es auch sofort Geld, wenn man keine eigene Solaranlage hat: Man spart die Kfz-Steuer bis 2030, und aufgrund der unterschiedlichen Technik gibt es kaum Wartungskosten. Viele der bekannten Verschleißteile hat ein E-Auto nicht mehr. Und das Tanken entfällt. Bei einem durchschnittlichen Verbrauch von zum Beispiel 12 Kilowattstunden auf 100 Kilometer kann man die Ersparnis gegenüber einem Verbrenner mit 6,5 Lieter Diesel auf 100 Kilometer leicht selbst ausrechnen. Das rechnet sich sogar, wenn man den teuren Strom aus den Ladesäulen zapft. Wie lange und unter welchen Umständen bringt eine E-Autobatterie ihre volle Leistung? Dazu fehlen die Erfahrungen im Markt. Man ist allerdings bereits in der Region Peine (Wendeburg) dabei, Batterien zu recyceln, so dass auch hierdurch keine Rohstoffknappheit zu erwarten ist", so der Umweltschutzverein.

 

Die Technik entwickelt sich rasant. Balkonkraftwerke sind im Kommen. Verbilligter Nachtstrom kann genutzt werden, wenn intelligente Vorrichtungen eine entsprechende Steuerung ermöglichen. Speicherkapazitäten in E-Autos könnten genutzt werden, was einen Stromspeicher zuhause in Zukunft mehr oder weniger überflüssig machen wird.

 

Resümee des Abends: Solarstrom macht auf Dauer weitgehend unabhängig von Energieversorgern und ihren Preisen. Solarstrom braucht weder Kohle noch Gas noch Atomkraftwerke. Zusätzlich wird die dezentrale Energiewende unterstützt, denn die Überschüsse landen im Verteilnetz und kommen so den Nachbarn zugute. E-Autos sind umweltfreundlich und kosten im Unterhalt einen Bruchteil eines Verbrenners.

 

Dieter Poppe brachte es auf den Punkt. "Viele Besucher im Ratssaal werden aufgrund ihres Alters vermutlich nicht noch 30 Jahre von der eigenen Solaranlage profitieren, was uns wieder zur Ausgangsfrage zurückführt: Lohnt sich das? Ich meine, ja natürlich! Ist es nicht besser, seinen Nachkommen eine klimafreundliche Umwelt zu hinterlassen als ein volles Konto? Zudem ist eine vererbte Solaranlage für den Erben finanziell wesentlich attraktiver als so manches Finanzprodukt - sei es durch die Wertsteigerung des Hauses, durch die gesparten Energiekosten des Bewohners oder durch den Schutz vor steigenden Energiekosten in der Zukunft."