Region Hannover
Donnerstag, 23.03.2023 - 13:15 Uhr

Aufsichtsrat beschließt KRH Medizinstrategie 2030: Klinikum Lehrte steht vor dem Aus

"Versorgungssicherheit in der Zukunft gewährleisten"

Das Lehrter Krankenhaus zoll geschlossen und ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) errichtet werden.Aufn.: Bastian Kroll

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Der Aufsichtsrat des Klinikum Region Hannover (KRH) hat in seiner heutigen Sitzung die KRH Opens external link in new windowMedizinstrategie 2030 beschlossen. Ziel ist es, die stationäre medizinische Versorgung für die gesamte Region Hannover auf eine zukunftsfähige Basis zu stellen. Investitionsstau, Fachkräftemangel, der zunehmende Trend zu ambulanten Behandlungen und steigende Ansprüche an die Behandlungs- und Pflegequalität machen Strukturveränderungen unumgänglich. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen auf Landes- und Bundesebene sowie die Krankenhausfinanzierung zielen auf eine stärkere Spezialisierung in größeren Kliniken ab. Gleichzeitig muss eine flächendeckende Versorgung sichergestellt werden.

 

"Das Klinikum Region Hannover wird mit der Medizinstrategie 2030 bundesweit eine führende Rolle in der Weiterentwicklung der Krankenhauslandschaft einnehmen und damit perspektivisch zu den modernsten Klinikkonzernen bundesweit gehören", sagt der KRH-Aufsichtsratsvorsitzende Regionspräsident Steffen Krach. Dabei bezieht er sich auch auf die Rückmeldung führender Experten für Gesundheitswirtschaft. Die Medizinstrategie stärke die stationäre und ambulante Versorgung auf einem hohen Qualitätsniveau und zielt auf eine Verbesserung der Arbeitsplatzattraktivität ab, erklärt KRH.

 

"Eine zentrale Botschaft an die Beschäftigten ist, dass betriebsbedingte Kündigungen und Outsourcing an Dritte im Zuge der Medizinstrategie ausgeschlossen sind. Sichere Arbeitsplätze, Erhalt der Tarifbindung und Maßnahmen für gute Arbeitsbedingungen sind Teil der Medizinstrategie. Wir wollen heute Menschen dafür begeistern, morgen im Krankenhaus arbeiten zu wollen. Darum ist es genau richtig, jetzt die Weichen zu stellen, um hoch attraktive Arbeitsplätze in einem modernen und zukunftsfähigen Unternehmen zu schaffen", so die Einschätzung des Stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden Michael Borges. 

 

Das KRH ist einer der ersten kommunalen Klinikverbünde, der auf die sich verändernden Rahmenbedingungen mit einer umfänglichen strategischen Neuausrichtung reagiert. Ziel ist es,

  • für die Menschen in der Region Hannover eine hochmoderne Gesundheitsversorgung aus kommunaler Hand anzubieten,
  • für die Beschäftigten im KRH sichere Arbeitsplätze, gute Arbeitsbedingungen und ein attraktives Arbeitsumfeld zu schaffen und
  • das KRH als drittgrößten kommunalen Klinikkonzern Deutschlands langfristig in öffentlicher Hand zu sichern.

 

Die Medizinstrategie 2030 war in den zurückliegenden Monaten intensiv diskutiert und im Aufsichtsrat weiterentwickelt worden. Die Gesamtstrategie erfasst neben der strukturellen Weiterentwicklung des Versorgungsangebots die inhaltliche Entwicklung der Pflege-, der Personal- und der Digitalstrategie. Die Medizinstrategie sieht ein breit gefächertes, abgestuftes Versorgungsangebot in der Grund- und Regelversorgung, der Schwerpunkt- und der Maximalversorgung vor. Dieses wird durch interdisziplinäre Versorgungsformen und ambulante Angebote ergänzt.

 

Die Medizinstrategie sieht unter anderem eine Zusammenführung der Standorte Großburgwedel und Lehrte am Standort Großburgwedel zum Klinikum Ost vor. Ziel ist die Bildung eines Schwerpunktversorgers, um hier für das Fachpersonal beider Standorte ein verlässlicheres Arbeitsumfeld zu schaffen.

 

Zudem sollen die stationären Leistungen aus Lehrte nach Großburgwedel verlagert werden. So soll in Lehrte ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) "als Gesundheitscampus mit attraktivem und bedarfsgerechtem ambulanten Angebot in kommunaler Trägerschaft entstehen", wie es die Medizinstrategie 2030 beschreibt.

 

Dieses soll in einem Neubau errichtet werden. Für diesen werden Mittel in Höhe von 18 Millionen Euro verwendet, die bereits von der Region Hannover für die Entwicklung des Standortes bereitgestellt wurden. Hier sollen die bereits vorhandenen ambulanten Versorgungstrukturen des KRH MVZ genauso untergebracht werden wie zusätzliche Praxissitze für Allgemeinmedizin. Weiterhin könnten bei der Neubauplanung auch interessierte Praxen der Umgebung berücksichtigt werden. Die Nachnutzung der bestehenden Klinikbauten durch externe Partner nach Leerzug wird dabei angestrebt.

 

"Wir wissen um die hohe Komplexität der Strategie und um die besonderen Herausforderungen, die ihre Umsetzung für die Beschäftigten des KRH und auch die EinwohnerInnen mit sich bringt", erklärt der KRH-Aufsichtsratsvorsitzende Krach. "Gleichzeitig sind wir aber auch überzeugt davon, dass wir mutig sein müssen, den richtigen Weg weiter zu gehen, um die medizinische Versorgung in der Region nachhaltig zu verbessern und zu sichern. Unsere Aufgabe liegt jetzt darin, die vielen positiven Effekte der Medizinstrategie noch stärker in die Öffentlichkeit zu tragen und im Dialog mit allen Beteiligten zu bleiben."

 

In einem beteiligungsorientierten Prozess war auch die KRH-Belegschaft in die Entwicklung der Medizinstrategie eingebunden und unterstützt das jetzt vorliegende Ergebnis. "Wir sind beeindruckt von der hohen Professionalität, wie über Fach-, Hierarchie- und Professionsgrenzen hinweg inhaltlich diskutiert und gestritten wurde", resümieren Michael Born, KRH Geschäftsführer Personal, Dr. Matthias Bracht, KRH Geschäftsführer Medizin, und Barbara Schulte, KRH Geschäftsführerin Finanzen und Infrastruktur. "Für den großen Konsens und das zukunftsfähige Ergebnis sind wir allen Beteiligten sehr dankbar. Unsere Aufgabe wird es sein, die vor uns liegenden großen Herausforderungen zu meistern und gemeinsam mit den Beschäftigten zu gestalten."

 

Nach der heutigen Verabschiedung durch den Aufsichtsrat wird sich die Regionsversammlung in einer ihrer kommenden Sitzungen mit der KRH Medizinstrategie 2030 beschäftigen und dann auch final darüber abstimmen.