Lehrte
Montag, 13.02.2023 - 10:05 Uhr

Lehrter Feuerwehrkräfte und Politiker fordern mehr Konsequenzen bei Gewalt gegen Einsatzkräfte

Stadtbrandmeister Hendrik Voges (rechts) vergibt neue Dienstgrade an Einsatzkräfte der Ortsfeuerwehr Lehrte.Aufn.: Bastian Kroll

Ein Minus von rund 20% bei der Anzahl der Einsatzkräfte: Von 98 auf 80 Einsatzkräfte ging es für die Freiwillige Feuerwehr Lehrte bergab. "Da müssten vermutlich alle Alarmglocken angehen", so Lehrtes Ortsbrandmeister Marc Wilhelms in seinem Jahresbericht während er Jahreshauptversammlung am gestrigen Sonnabend, 11. Februar 2023. Doch er hatte nachvollziehbare Gründe vorzuweisen und "ich sehe die Ortsfeuerwehr weiterhin auf einem guten Weg", erklärte er den Anwesenden.

LEHRTE

Rund 130 Gäste konnte Lehrtes Ortsbrandmeister Marc Wilhelms am gestrigen Sonnabend, 11. Februar, in der Fahrzeughalle der Stadtfeuerwehr begrüßen. Darunter Lehrtes stellvertretender Bürgermeister Wilhelm Busch, den Leiter des Fachbereichs Ordnung und Bürgerservice, Michael Großmann, den stellvertretenden Brandschutzabschnittsleiter Tim Herrmann, den Stadtbrandmeister Hendrik Voges wie auch seine Stellvertreter Jens Dannenbrink und Marco Beimes, eine Abordnung der Partnerfeuerwehr aus Stassfurt sowie Vertreter von DLRG, DRK, THW und Polizei. 

 

Auch wenn die Anzahl der Einsatzkräfte in Jahresfrist von 98 auf 80 gesunken sei, sieht Ortsbrandmeister Marc Wilhelm keinen Grund zur Sorge. Es sei nicht die Corona-Pandemie gewesen, die zu einem solch großen Rückgang geführt hätten, so Marc Wilhelms. Vielmehr seien es andere Gründe gewesen. Zum einen waren Mitglieder wegen beruflicher Veränderungen aus der Feuerwehr ausgetreten, aber auch aufgrund der Wohnungssituation in Lehrte erfolgten Austritte. Zum anderen habe die Ortsfeuerwehr die "Karteileichen" entfernt. Es habe zuvor Gespräche mit denjenigen gegeben, die schon lange nicht mehr zu den Diensten gekommen waren. Und diese dann schließlich aus den Reihen der Aktiven entfernt worden. "Für manche ist Feuerwehr dann doch nichts. Da muss sich niemand schlecht bei fühlen", so der Ortsbrandmeister, dem die Qualität, die die Mitglieder iim Einsatz zeigen würden, weitaus wichtiger sei, als die Quantität auf dem Papier. Erneut äußerte er seinen Missmut über die aus dem Feuerwehrbedarfsplan geforderte Stärke von 110 Einsatzkräften und 60 Atemschutzgeräteträgern, die er schlichtweg als "übertrieben" bezeichnete und darauf hofft, dass der nächste Feuerwehrbedarsfplan sich mehr an der Praxis orientiere.

 

Als "Heldinnen und Helden" bezeichnete Marc Wilhelm die Partner der Feuerwehrkräfte. "Die Partner müssen große Flexibilität zeigen, wenn die Kräfte zum Einsatz gerufen werden und plötzlich zum Beispiel die Kinderbetreuung übernommen oder gar dei Arbeit des Partners übernommen werden muss", so Marc Wilhelm. Ohne die unsichtbare Leistung dieser Partnerinnen und Partner sei es für die Einsatzkräfte wesentlich schwieriger, ihre Arbeit effizient und erfolgreich auszuführen. Deshalb sollte ihr Beitrag nicht unterschätzt werden und ihnen der nötige Respekt und Dank entgegengebracht werden.

 

Als wichtiges Aufgabengebiet neben den originären Aufgaben im Brandschutz und der Hilfeleistung sieht er nach wie vor die Nachwuchsarbeit. Die Ortsfeuerwehr sei mit der Jugendfeuerwehr und der Kinderfeuerwehr gut aufgestellt. "Aber auch hier ist der Druck groß, dieses Niveau zu halten", so der Ortsbrandmeister, der am Ende der Versammlung sprachlos war, als Eckhard Wendt von der KLH - Kabel- und Leitungsbau GmbH Hannover dem Feuerwehrnachwuchs eine Spende von 10.000 Euro zusagte. Die Anwesenden quittierten die großzügige Spende mit Jubelrufen und stehendem Applaus. "Sie machen bei der Nachwuchsarbeit eine wahnsinnig wichtige Arbeit", so der Firmeninhaber. "Es gibt so Momente, die gehen unter die Haut", erklärte der Ortsbrandmeister, der "äußerst dankbar" für die Spende ist und diese zu schätzen wisse.

 

Kein Applaus und betretende Ruhe kam auf, als Marc Wilhelms die Angriffe auf Einsatzkräfte in Berlin thematisierte. Weitere Angriffe gab es auch in Garbsen. Er zeigte zwei Videos, die die Angriffe zeigten. "Da macht Feuerwehr Spaß, wenn Kameradinnen und Kameraden beschossen werden", beschrieb er seine Gefühle sarkastisch. "Und man feiert sich dafür, ehrenamtliche Helfer angegriffen zu haben", so Marc Wilhelms kopfschüttelnd.

 

Ein "Aufrüsten" bei der Feuerwehren, um sich gegen Übergriffe wehren zu können, beispielsweise mit Pfefferspray, sehe er als nicht zielführend: "Das würde zu einer Gewaltspirale führen", urteilt er. Vielmehr sei eine konsequente Strafverfolgung erforderlich. Dass es mit dieser weit her ist, konnte auch Stadtbrandmeister Hendrik Voges unterstreichen, der aus seinem beruflichen Alltag berichten konnte, "wie nachweislich in zwei Fällen Sanitäter angegriffen wurden" und die Anklage "wegen Geringfügigkeit" eingestellt wurde.

 

Die "zunehmende Respektlosigkeit" verurteilte auch Reent Stade, Mitglied der SPD-Ratsfraktion. "Das finde ich zum Kotzen. Das dürfen wird nicht zulassen. Nicht in Berlin, nicht in Garbsen und nicht in Lehrte", so der Ratsherr. "Das ist eine große Missachtung ihres Einsatzes als Ehrenamtliche", unterstrich Lehrtes stellvertretender Bürgermeister Wilhelm Busch. "Ich habe kein Verständnis für diejenigen, die Ehrenamtliche angreifen und damit eine grobe Missachtung ihre Einsatzes zeigen", betonte er. "Ihr Einsatz ist nicht selbstverständlich", so Wilhelm Busch weiter, der auch eine "sehr erfolgreiche Kinder- und Jugendfeuerwehr" sehe und seinen Dank auch insbesondere denjenigen aussprach, die dieses möglich machen.

 

Für die Lehrter Ortsfeuerwehr war das Jahr 2002 - was die Einsatzzahlen angeht - nach der Corona-Pandemie wieder ein "normales" Jahr, wie der Ortsbrandmeister urteilte. Zu 261 Einsätzen waren die ehrenamtlichen Feuerwehrkräfte gerufen worden. Die Einsätze unterteilten sich in 55 Brände, 93 technische Hilfeleistungen, 62 blinde Alarme, einen böswilligen Alarm, 5 Brandsicherheitswachen, 24 nachbarschaftliche Löschhilfen und 21 nachbarschaftliche technische Hilfeleistungen. "Glücklicherweise hielten sich die Personenschäden in Grenzen", so Marc Wilhelms. Die 16 Vegetationsbrände im vergangenen Jahr sah er dagegen kritisch: "Vegetationsbrände gab es schon immer, aber das wird weiter zunehmen", vermutet er.

 

Für die beiden Nachwuchsabteilungen berichteten Jugendfeuerwehrwart Carsten Rohland und Kinderfeuerwehrwartin Nicole Höhne. Die Kinderfeuerwehr hat 31 Mitglieder, die abwechslungsreiche Dienste durchführten aber auch Aktionen und Ausflüge unternahmen. Auch die 39 Mitglieder der Jugendfeuer konnten nach den Beschränkungen der Corona-Pandemie wieder durchstarten und übten vor allem viel für die Jugendflamme und die Leistungsspange. Der Adventskaldener, der erstmals aufgelegt wurde, fand reißenden Absatz und war am Ende ausverkauft, berichtete Carsten Rohland.

 

Bereits 60 Jahre in der Feuerwehr ist Hans-Werner-Buchholz, der für seine langjährige Mitgliedschaft mit dem Ehrenabzeichen des Landesfeuerwehrverbandes (LSV) ausgezeichnet wurde. Das Ehrenzeichen des LSV für 50-jährige Mitgliedschaft erhielt Herbert Helmreich.

 

Das Feuerwehr-Ehrenzeichen des Landes Niedersachsen erhielt Torsten Lähn für seine 40-jährige aktive Feuerwehrtätigkeit.

 

Neue Dienstgrade erhielten Michelle Hitz (Feuerwehrfrau), Julian Pascal Eckardt, Fabian Swiontek und Yassin Riahi (Feuerwehrmann), Chantal Armbrust und Annika Brause (Oberfeuerwehrfrau), Hendrik Brause (Oberfeuerwehrmann) sowie Melanie Janisch und Deniz Ergün (Löschmeister).

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