Tipps & Infos
Mittwoch, 23.11.2022 - 08:33 Uhr

Ist es gefährlich, Viagra und andere Potenzmittel als Freizeitdrogen zu nehmen?

Aufn.:

REGION

Erektile Dysfunktion ist eine weit verbreitete Erkrankung, die seit Tausenden von Jahren bekannt ist. Bis vor einigen Jahrzehnten blieben die Versuche der Behandlung entweder wirkungslos oder sie waren gefährlich.

 

Das änderte sich am Ende der 1990er Jahre, als die Behandlung dieser Krankheit mit der Entdeckung von Sildenafil (bekannt als blaue Pille Viagra) revolutioniert wurde. Ein Nebeneffekt davon war, dass manche Männer begannen, Viagra und andere Potenzmittel als Freizeitdroge zu verwenden. Hier erfahren sie, warum das gefährlich werden kann.

 

Die Einführung der PDE-5-Hemmer

Viagra wurde erstmals 1998 zugelassen und war die erste wirksame orale Therapie zur Behandlung von Potenzproblemen. Wegen seiner Popularität kamen einige Jahre später weitere Medikamente mit demselben Wirkmechanismus wie Sildenafil auf den Markt: Tadalafil und Vardenafil.

 

Alle diese Medikamente gehören zur Gruppe der PDE-5-Hemmer. Sie führen dazu, dass es einem Mann physisch leichter fällt, eine Erektion zu bekommen, indem sie den Blutfluss zu den Schwellkörpern im Penis erleichtern.

 

Sie sind jedoch keine Aphrodisiaka. Das bedeutet, dass sie nur wirken, wenn der Anwender sexuell stimuliert ist.

 

Und wie die meisten anderen Medikamente haben sie Nebenwirkungen und Wechselwirkungen, die gefährlich sein können. Das ist der Hauptgrund, warum PDE-5-Hemmer wie Sildenafil in vielen Ländern nicht ohne Rezept erhältlich sind (Quelle: doktorabc.com).

 

Unsichere Männer greifen zu dubiosen Mitteln

Eine Gruppe von Männern kann oder will wegen Potenzproblemen nicht zum Arzt gehen. Diese Männer kaufen auf illegalen Webseiten ungetestete Medikamente, oder sie greifen zu Hausmitteln oder gefährlichen Chemikalien wie Melanotan II, das angeblich spontane Erektionen verursachen und das sexuelle Verlangen steigern kann (Quelle: doccheck.com).

 

Obwohl es nur wenige Studien zur Häufigkeit (oder Prävalenz) solcher Drogen gibt, scheint das Interesse an ihnen zuzunehmen. Eine Überblicksarbeit über das sexuelle Verhalten von Männern ab 50 in westlichen Ländern zeigte, dass viele Männer aus dieser Gruppe Potenzmittel wie Viagra kaufen, obwohl sie kein Rezept haben (Quelle: uroweb.org).

 

Manche dieser Probanden waren sogar der Meinung, dass illegale Potenzmittel besser als legale Medikamente wirken.

 

Während Potenzmittel häufig mit männlichen Konsumenten in Verbindung gebracht werden, hat sich auch herausgestellt, dass sich einige Frauen für diese Art von Medikamenten interessieren, um geringes sexuelles Verlangen ihrer Männer zu behandeln.

 

Fahrlässige Anwendung von PDE-5-Hemmern gegen Versagensängste

Männer nehmen diese Medikamente oft, um das sexuelle Selbstvertrauen zu stärken, vorzeitige Ejakulation zu verhindern, die Qualität der Erektion zu verbessern und die sexuelle Leistungsfähigkeit zu steigern. Einige verwenden sie, um eine vorübergehende erektile Dysfunktion umzukehren, die beispielsweise durch Alkohol oder andere Freizeitdrogen verursacht wird.

 

Eine Studie aus dem Jahr 2007, die in der Fachzeitschrift Nature erschienen ist, kam zu dem Ergebnis, dass sich diese Art der Anwendung auf die Psyche auswirkt (Quelle: nature.com).

 

Die Studie hatte das Ziel, die Häufigkeit des Freizeitgebrauchs von Potenzmitteln abzuschätzen. Dabei ging es vor allem um die Auswirkungen auf das Vertrauen der Anwender, eine Erektion zu erreichen und aufrecht zu erhalten. Weiters untersuchten die Forscher die Unterschiede zwischen Nutzern, die Potenzmittel streng nach ärztlicher Verordnung einnahmen und solchen, die sie als Freizeitdroge gebrauchten.

 

Die Studie zeigte, dass Freizeitkonsumenten ein sehr viel geringeres Vertrauen in ihre Erektionsfähigkeit hatten als Nichtkonsumenten, obwohl ihre tatsächliche Erektionsfähigkeit besser war. Des Weiteren hatten diese Männer ein sehr viel aktiveres Sexualverhalten und ein größeres Vertrauen in ihre Fähigkeiten, sexuelle Kontakte zu knüpfen. Die Autoren der Studie zogen daraus den Schluss, dass Freizeitnutzer von Potenzmitteln anfällig dafür sein könnten, psychisch von Präparaten wie Viagra abhängig zu werden.

 

Überdosierung und unbekannte oder gefährliche Inhaltsstoffe

Das kann jedoch gefährlich werden, weil PDE-5-Hemmer wie Sildenafil, Tadalafil und Vardenafil nur für die medizinische Verwendung zugelassen sind. Sie gelten nur innerhalb bestimmter Anwendungen als sicher.

 

Sogar ein so erprobtes und normalerweise problemfreies Medikament wie Sildenafil kann bei starker Überdosierung Nebenwirkungen wie Sehstörungen, Hörsturz, Melanome und Störungen der Herzfunktion haben (Quelle: doktorabc.com).

 

Noch gefährlicher sind Mittel wie die Spanische Fliege oder pflanzliche Nahrungsergänzungsmittel, deren Inhaltsstoffe nicht kontrolliert werden. Oft scheint auf den Etiketten nicht auf, was sie enthalten. Wer sie nimmt, geht ein erhebliches Risiko ein.