Ortsbrandmeister Bethmann: "Die Bevölkerung verliert zunehmend die Bindung zur Feuerwehr"

"Ein Teil der Bevölkerung hat eine hohe Erwartungshaltung an die Feuerwehr", so Burgdorfer Ortsbrandmeister Florian Bethmann am gestrigen Freitag, 20. Mai 2022, in seinem Jahresbericht während der Jahreshauptversammlung. So gebe es immer mehr Einwohner, die meinen, dass die Wache in der Straße "Vor dem Celler Tor" ständig besetzt sei, und "wir hier 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche hier sitzen und auf Anrufe warten". Auch sei er irritiert, dass nach dem Feuer in an der Grund- und Hauptschule in der Burgdorfer Innenstadt, bei dem Anrufer unter dem Notruf 112 minutenlang in der Warteschleife hingen, in den Sozialen Medien der Vorschlag gemacht wurde, in diesem Fall doch bei der Ortsfeuerwehr in Hülptingsen anzurufen. 

"Das wir Familie und Beruf haben, scheinen einige nicht zu wissen", so Bethmann. Er erklärt auf Anfrage zudem, dass es immer mehr Menschen gebe, die eine Notlage missverstehen wie beispielsweise, als er angerufen wurde, weil eine junge Entenfamilie im Stadtpark gesehen wurde, die nun gerettet werden müsse. "Immer mehr Bürgerinnen und Bürger verlieren die Bindung zu ihrer Feuerwehr", stelle er fest und verwies in diesem Zusammenhang auf den Tag der offenen Tür der Ortsfeuerwehr am 9. Juli, bei dem sich umfassend über das Feuerwehr-Ehrenamt informiert werden kann.

169 Mal rückten die 85 aktiven ehrenamtlichen Feuerwehrmitglieder im vergangenen Jahr aus, berichtete der Ortsbrandmeister während der Jahreshauptversammlung. Hierbei wurden 81 Personen gerettet. Die hohe Anzahl begründe sich durch Feuer in Mehrfamilienhäusern, bei denen Personen über Steckleitern oder Fluchthauben aus dem Gebäude gerettet wurden. Fünf Menschenleben seien hierbei gerettet worden, "die es ohne unseren Einsatz vermutlich nicht geschafft hätten", so Bethmann.

Hinsichtlich der Zukunft sieht er die Feuerwehren vor große Aufgaben gestellt. "Durch die Pandemie rückte bei vielen die Familie wieder in den Vordergrund, wodurch Zeit für das Ehrenamt eingespart wurde", erklärte der Ortsbrandmeister. Die Feuerwehren stünden daher vor einer "gewaltigen Herausforderung, die Einsatzkräfte zu motivieren". So würden durch die Einsatzkräfte beispielsweise am Himmelfahrtswochenende, an denen viele ihre Freizeit genießen, "mal eben sechs Brandsicherheitswachen ehrenamtlich gestellt". Dieses sei "nicht selbstverständlich".

Die Feuerwehr müsse daher auch familien- und arbeitsplatzfreundlicher werden, betonte er. So könne er sich vorstellen, Lehrgänge auch tagsüber und nicht nur in den Freizeitstunden anzubieten, damit die Kinder abends selbst ins Bett gebracht werden können, oder aber auch Co-Working Arbeitsplätze im Feuerwehrhaus angeboten werden. "Das sind zukunftsträchtige Dinge, die wir angehen müssen".

Dank und Anerkennung sprach Burgdorfs Bürgermeister Armin Pollehn vor den rund 70 Anwesenden der Jahreshauptversammlung aus. Auch die Feuerwehrausschussvorsitzende Beate Neitzel und Stadtbrandmeister Dennis-Frederik Heuer dankten den Einsatzkräften für ihr Engagement.

Für die Musikalische Umrahmung hatte der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehren Burgdorf und Hänigsen gesorgt.

Neue Dienstgrade erhielten Jan Fahrenholtz (Feuerwehrmann), Andre Stockmeyer, Scott Stumpe und Bastian Kroll (Oberfeuerwehrmann), Lisa-Marie Runkel (Oberfeuerwehrfrau), Niklas Gottschalk und Tobias Wessels (Hauptfeuerwehrmann), Tim Nadarzy (Oberlöschmeister) und Klaus Wickboldt (Brandmeister).

Für 40-jährige Mitgliedschaft in der Feuerwehr wurde Ralf Leinemann ausgezeichnet. Aus Reihen der Musiker wurden für langjährige Zugehörigkeit wurden Jörg Neumann und Arkadly Milin für 25-jährige und Stefan Wedekind für 40-jährige Mitgliedschaft im Feuerwehr-Musikwesen ausgezeichnet.