Historische Arbeitsgemeinschaft Wedemark widmet sich der Napoleonischen Zeit
WEDEMARK
Bei ihrem nächsten Treffen am 21. Februar 2018 um 19:30 Uhr im evangelischen Gemeindehaus Mellendorf wird sich die Historische Arbeitsgemeinschaft Wedemark noch einmal mit der Napoleonischen Zeit beschäftigen. Der Blick wird noch stärker auf der Wedemark ruhen und nach den langfristigen Auswirkungen der aufklärerischen Ideen fragen. Dazu wird es zwei Vorträge geben geben.
Jan Olaf Rüttgardt wird die Entwicklung aus der Sicht der Dörfer schildern. Was sich in diesen Jahren zum Beispiel in Mellendorf abspielte, hat Paul Gimmler in seiner fundierten Ortschronik aus den Quellen bechrieben: Die unerträgliche Last der Kriegerfuhren, die von den Bauern und ihren Pferden getragen werden musste; die immer wieder erzwungenen Einquartierungen fremder Soldaten; die erhöhten Steuern und Abgaben; schließlich die Einberufung ganzer Jahrgänge zum Militärdienst. Andererseits kamen die "modernen" Gesetze des "Königreichs Westphalen" zur Anwendung und brachten eine durchsichtige Verwaltung und demokratisch besetzte Ämter, die Befreiung der Bauern von ihren Abgaben an den Adel, die Trennung der Verwaltung von der Gerichtsbarkeit und die Ziviltrauung, Modernisierungen, die nach dem Scheitern Napoleons alle wieder zurückgenommen wurden.
Als besonders belastend wurde der Miltärdienst für Napoleon empfunden. Ab 1804 flohen viele junge Männer über die nahe Nordseeküste nach England, um mit der dort aufgestellten Deutschen Legion (King´s German Legion) gegen Napoleon zu kämpfen. Durch einen Glücksfall befinden sich im Besitz der Familie Niemeyer in Brelingen die Militärpapiere eines entfernten Verwandten, der 1804 in die Kings German Legion eintrat und sich nach seiner Entlassung 1816 in Stöckendrebber niederließ. Die interessanten Dokumente werden vorgestellt und können eingesehen werden, zum Beispiel ein Eintrag in das Soldbuch von Sergent Reinecke zur Schlacht von Waterloo im Juni 1815.
Gibt es in Familien der Wedemark ähnliche Dokumente aus jenen Jahren? Wer sie besitzt ist mit ihnen herzlich zum kommenden Arbeitstreffen eingeladen.
Nach der Pause wird Max Steinborn, der verdiente Chronist seines Wohnortes, die Gemeinteilung in Gailhof vorstellen. Sie bildet den folgenreichsten Einschnitt in die ursprüngliche Lebens- und Wirtschaftsweise der Dörfer. Wie andere Ideen der europäischen Aufklärung und der von Frankreich ausgehenden Modernisierungen, die heute selbstverständlich scheinen, kommt auch die Umwandlung der bäuerlichen Welt in Deutschland nach der Napoleonischen Zeit nur mit Verzögerung zum Durchbruch. Das wird Max Steinborn exemplarisch am Beispiel von Gailhof entfalten. Dabei wird deutlich werden, dass sich nicht nur die Anbaumethoden und Besitzverhältnisse ändern, sondern auch das bäuerliche Selbstverständnis, der Bauer beginnt zum unternehmerischen Landwirt zu werden.
Wie immer wird ein Kostenbeitrag von 2 Euro erhoben.