Mehr als 600 Teilnehmer kamen zur DGB Maifeier auf den Lehrter Rathausplatz
LEHRTE
Rente, Gesundheitspolitik, ungerechte Verteilung des Reichtums, Leiharbeit/Werkverträge und Flüchtlinge waren Themen die bei der Maikundgebung auf dem Rathausplatz angesprochen wurden.
Der 1. Mai ist als Tag der Arbeit fester Bestandteil im Kalender der Lehrter Gewerkschafter. 125 Jahre nach dem der ersten Kongress der freien Gewerkschaften in Deutschland zusammengetreten ist, hat es in Lehrte wieder eine überaus gute Teilnahme an der DGB Maikundgebung gegeben. Mehr als 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren auf den mit bunten Transparenten und vielen Infotischen von unterschiedlichen Verbänden und Vereinen bestückte Rathausplatz gekommen.
Die Maikundgebung begann wie im vergangenen Jahr auch mit einer ökumenischen Andacht, die Pfarrer Roman Blasikiewicz und Pastorin Beate Gärtner gestalteten. Deutliche Worte fand der katholische Pfarrer Roman Blasikiewicz, der die Globalisierung im Zusammenhang mit den ungeregelten Finanzmärkten angeprangerte. An alle Verantwortlichen gerichtet sagte er: "Die Globalisierung könnte ein Segen sein, wenn wir sie verantwortungsvoll ausgestalten".
Als der Lehrte DGB-Vorsitzende Reinhard Nold nach der Andacht die Veranstaltung eröffnet, ging Nold auf die Situation der derzeitigen Rentengeneration ein: "Menschen die jahrzehntelang gearbeitet haben, droht der soziale Abstieg im Alter." Als Gründe für diese Entwicklungen nannte Nold die Rentenkürzungen, die in den vergangenen Jahren beschlossen wurden. Hinzu kommen die weit verbreitete Beschäftigung im Niedriglohnsektor und Lücken in der Erwerbsbiografie. Wer 40 Jahre lang ein Durchschnittseinkommen von derzeit mehr als 3000 Euro erziele, bekomme danach lediglich 1050 Euro Rente im Monat, rechnete er vor. Nold forderte daher, zuallererst das Absinken des Rentenniveaus zu stoppen und es langfristig deutlich zu erhöhen.
Die Hauptrednerin Hanna Legatis, Journalistin und Mitherausgeberin des Asphaltmagazins, bedankte sich für die Einladung und sagte "Ich freue mich, dass ich heute hier zum Thema -Wir sind viele. Wir sind eins.-" sprechen darf. "In einer Stadt der Region Hannover, die als Ort der Vielfalt ausgezeichnet wurde". In Ihrer Rede arbeitete Sie die gesellschaftlichen Unterschiede heraus. Sie sagte: "Es gibt noch große Differenzen zwischen Wutbürgern und Demokraten, zwischen Verlierern und Gewinnern, zwischen Arm und Reich". Ihr Fazit: "Wir sind noch nicht eins. Daran müssen wir noch arbeiten." Trotz der großen Einkommensunterschiede in unserer Gesellschaft warnte Legatis davor nicht in Ängste zu verfallen. "Angst vor Armut macht krank und ist die Grundlage die Menschen häufig in den Rechtsradikalismus abgleiten lässt." Weiter klagte Legatis die Unterfinanzierung der öffentlichen Haushalte an. Sie sagte: "Es könne nicht sein, dass Reiche und Superreiche immer reicher werden und die öffentliche Hand immer ärmer und die Schere zwischen Arm und Reich immer größer wird. Reiche müssen wieder angemessen zu dieser Gesellschaft beitragen."
Auf großes Interesse traf auch die Rede von Hartmut Völger, Betriebsratsvorsitzender des Klinikum Wahrendorff. Er zeigte die prekäre Situation in der Pflege auf. Er sagte: "Es gibt für die Anzahl der Patienten zu wenig Pflegekräfte. In Norwegen kommen auf eine Pflegekraft 3,8 Patienten, in Deutschland gut zehn und in manchen Einrichtungen bis zu 30." Völger fordert ein gesetzlichen Patientenschlüssel der auch von Aufsichtsbehörden kontrolliert wird und eine Bezahlung nach Tarif.
Neben den Reden konnten die Kundgebungsteilnehmer dem Gesang der Band "beatbar" lauschen, Kaffee und Kuchen sowie Bier und Bratwürstchen zu sich nehmen, mit den Kindern an einem Spielparcours (Eierlaufen, Sackhüpfen, Erbsenschlagen, Bilderausmalen und Torwandschießen) teilnehmen, den Auftritten der Jugend Tanzgruppe der Tanzschule Jegella verfolgen und sich an vielen Informationsständen informieren.
"Rundum ein gelungenes Fest mit einer guten Beteiligung", freut sich der DGB Lehrte.