Burgdorf
Sonntag, 14.08.2016 - 19:38 Uhr

Der Feuerwehr wird selten gedankt

Mit einer Zeitungsanzeige haben sich die Angehörigen der vermissten Seniorin bei den Einsatzkräften bedankt.Aufn.:

BURGDORF

Bei offiziellen Anlässen gibt es kaum einen Redner, der beim Begriff "Feuerwehr" nicht sofort ein paar Dankesworte übermittelt: "Sie stehen für unsere Sicherheit", "unbezahlbar", "gut dass es Sie gibt" und ein "Danke" sind dann häufig fallende Worte. Ein Dank, der aber von den Betroffenen selbst nur selten ausgesprochen wird.

 

In Burgdorf ist man daher umso erfreuter, dass sich eine Familie bei den ehrenamtlichen Helfern der Ortswehr bedankt hat. Per Zeitungsanzeige haben sich jüngst Frank und Dirk Kochendörfer bei den Einsatzkräften der Ortswehr bedankt, nachdem die Ortswehr zusammen mit dem THW und insgesamt mehr als 70 Einsatzkräften nach ihrer Großmutter gesucht hatte, die spurlos aus einem Heim an der Dierener Straße verschwunden war und einen Tag später von einem Spürhund gefunden wurde (wir berichteten). Und nicht nur das: Sie kamen auch am Mittwoch zum Feuerwehrgerätehaus, Vor dem Celler Tor, um sich persönlich bei den Aktiven der Ortswehr zu bedanken. "Darüber haben wir uns sehr gefreut", so Feuerwehrpressesprecher Christian July. Insbesondere, weil ein Zeichen der Dankbarkeit nur selten übermittelt wird.

 

 

Ortsbrandmeister Florian Bethmann kann sich in diesem Jahr an drei Einsätze erinnern, nach denen Betroffene oder Angehörige bei den Helfern der Ortswehr ihren Dank aussprachen. Zum Vergleich: Derzeit stehen 96 Einsätze in den Büchern und bei nicht wenigen wurde einen Burgdorfer Bürger oder Bürgerin von den Einsatzkräften in der Not geholfen.

 

Im vergangenen Jahr waren es rund 250 Einsätze, bei denen 42 Menschenleben gerettet werden konnten, und "bei es im Schnitt 4 bis 5 Mal im Jahr vorkommt, dass uns für unseren Einsatz gedankt wird", so der Ortsbrandmeister. Es sei vielleicht der Größe der Ortswehr, immerhin eine Schwerpunktfeuerwehr mit 80 Aktiven, geschuldet, dass viele Einwohner davon ausgehen würden, dass in Burgdorf eine Berufsfeuerwehrleute im Notfall helfen würde, doch bei der Burgdorfer Feuerwehr handelt es sich wie in den umliegenden Ortsteilen um eine reine Wehr von Freiwilligen. Freiwillig treten sie in die Wehr ein, freiwillig besuchen sie die 50 Ausbildungsdienste im Jahr, freiwillig bilden sie sich in Fachlehrgängen weiter, freiwillig rücken sie aus, um Menschen, Tiere oder Sachwerte zu retten und zu schützen. Und sie machen das in ihrer Freizeit neben ihrem normalen Beruf, Familie und eventuell Kindern, die bei einer Alarmierung zu Hause zurück gelassen werden müssen.

 

Das Einsatzgeschehen ist dabei vielfältig: Brände löschen, Personen aus Fahrzeugen schneiden oder aus festsitzenden Aufzügen befreien, Wasser aus Kellern pumpen, umgestürzte Bäume zerlegen, Katzen aus Bäumen retten oder ein Pferd aus einem Teich um nur einen kleinen Ausschnitt aus dem Einsatzleben zu beleuchten. Neben dem fehlenden Dank kommen manchmal noch ganz andere "Arbeiten" auf die Einsatzkräfte zu: Es wird geschimpft, gepöbelt, im Weg rumgestanden und Sicherheitsabsperrungen ignoriert. Hinzu kommen regelmäßige Beschwerden wegen "Lärmbelästigung", wenn die Einsatzfahrzeuge unter Martinshorn zum Einsatzort fahren und dort die Fahrzeuge mit laufenden Motor stehen.

 

Manchmal erreicht der Dank die Helfer der Ortswehr jedoch auch ganz unvermittelt: Bei der Suche nach der vermissten Seniorin am vergangenen Sonntag suchte Ortsbrandmeister Florian Bethmann eine nahegelegene Kleingartenkolonie mit ab. Dort traf er auf eine Pächterin die ihn ansprach und fragte: "Sind sie nicht der junge Mann, der mich aus meinem Fahrzeug geschnitten hat?" Er war es und sie erwiderte: "Dafür wollte ich mich noch einmal recht herzlich bedanken." Das ist dann der Moment, in dem die Aktiven sich in ihrer Überzeugung, warum sie bei der Feuerwehr sind, bestärkt fühlen: Anderen Menschen zu helfen. Freiwillig und ehrenamtlich.