Burgdorf
Montag, 15.06.2015 - 13:55 Uhr

Karl Heinrich Ulrichs und sein Kampf gegen die Ausgrenzung Homosexueller

Karl Heinrich Ulrichs.Aufn.:

Burgdorf

"Hat der Gesetzgeber, frage ich, ein Recht dazu?" Karl Heinrich Ulrichs und sein Kampf gegen die Ausgrenzung Homosexueller

In der KulturWerkStadt (Poststraße 2) ist bis zum 28. Juni die Ausstellung "Burgdorfer Köpfe" zu sehen. Aus zwei Jahrhunderten stammende, bedeutende Persönlichkeiten mit Burgdorfer Wurzeln stehen im Mittelpunkt der Schau. Karl Heinrich Ulrichs ragt aus dem Kreis der portraitierten Persönlichkeiten heraus. Der im 19. Jahrhundert geborene und in einer Zeit rigoroser Moralvorstellungen verfemte Jurist kämpfte als Erster gegen die Diskriminierung von gleichgeschlechtlich liebenden Menschen. Sein heute international anerkanntes Wirken steht im Mittelpunkt eines Vortrags, mit dem der VVV und die Stadt Burgdorf das Beiprogramm der Ausstellung in Zusammenarbeit mit Pastor Rudolf Bembenneck i.R. fortsetzen.

 

Gastrednerin ist die niedersächsische Justizministerin Antje Niewisch-Lennartz, die am Dienstag, 23. Juni, um 19.00 Uhr in die KulturWerkStadt kommt. Ihr Beitrag trägt den Titel: "Hat der Gesetzgeber, frage ich, ein Recht dazu? - Karl Heinrich Ulrichs und sein Kampf gegen die Ausgrenzung Homosexueller". An der anschließenden Diskussion nimmt Hans Hengelein, Schwulenbeauftragter der niedersächsischen Landesregierung, teil. Dabei wird auch hinterfragt, welche Impulse von dem aktuellen positiven Referendum der Iren zur gleichgeschlechtlichen Ehe ausgehen. Bürgermeister Alfred Baxmann eröffnet die Veranstaltung. Die Moderation übernimmt Pastorin Susanne Paul (Martin-Luther-Kirchengemeinde Ehlershausen-Ramlingen-Otze). Vorgetragene Textauszüge aus Karl Heinrich Ulrichs´ Werken geben einen Einblick in die Gedankenwelt des "Vorkämpfers der Schwulenbewegung".

 

Karl Heinrich Ulrichs wollte auch durch wissenschaftliche Erklärungen erreichen, dass gleichgeschlechtlich liebende Männer nicht mehr gesellschaftlich geächtet und strafrechtlich verfolgt werden. Im Jahr 1867 forderte Ulrichs die Entkriminalisierung der Homosexualität auf dem Deutschen Juristentag in München. Es sollte noch 127 Jahre dauern, bis dieses Ansinnen in der Bundesrepublik gesetzgeberisch realisiert worden ist. 

Der Jurist war mit Burgdorf tief verbunden. Nach dem frühen Tod seines Vaters zog er als Zehnjähriger mit Mutter und Schwestern zu seinem Großvater - dem Burgdorfer Superintendenten Johann Heinrich Heinrichs - und kehrte als Erwachsener nach Aufenthalten in diversen größeren Städten für längere Zeiträume in die Heimatstadt seiner Kinderjahre zurück. Dabei unterstützte er mit seinen juristischen Kenntnissen mehrmals hilfsbedürftige Menschen.

 

Bei der Eröffnung der "Burgdorfer Köpfe" referierte Rudolf Bembenneck über "Karl Heinrich Ulrichs - der erste Schwule der Weltgeschichte". Landessuperintendent i.R. Hans-Hermann Jantzen hielt am 12. Mai einen Vortrag über "Homosexualität und Kirche". Beide Texte können herunter geladen werden unter: Opens external link in new windowwww.kirchenkreis-burgdorf.de/downloads.html oder in "Papierform" bei Rudolf Bembenneck (Telefon 05136/879629) bestellt werden.