Burgdorf

Denkmal-Erweiterung in Ramlingen eingeweiht: Gedenken am 80. Jahrestag des Kriegsendes

[RAMLINGEN]

Am gestrigen Donnerstagabend, 8. Mai 2025, ist in Ramlingen ein besonderes Zeichen der Erinnerungskultur gesetzt worden: Mehr als 100 Gäste versammelten sich auf dem Friedhof zur feierlichen Einweihung der erweiterten Gedenkstätte. Die Veranstaltung markierte zugleich den 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs in Europa.

Eingeladen hatte der Ortsrat Ramlingen-Ehlershausen, der das Projekt seit Jahren begleitet. Ortsbürgermeister Wolfram Nolte eröffnete die Feierstunde und dankte gleich zu Beginn dem gesamten Ortsrat für die parteiübergreifende Unterstützung wie auch der Stadt Burgdorf für die Begleitung der Umsetzung. Einen besonderen Dank richtete er an Sven Voigt, der sich mit großem persönlichem Engagement in das Projekt eingebracht hatte. Nolte zeichnete in seiner Ansprache den Weg der Idee bis zur Umsetzung nach. Bereits vor der letzten Kommunalwahl habe man über eine Erweiterung des bestehenden Gefallenendenkmals nachgedacht – er jedoch mit großer Zurückhaltung. „Ich hatte in der Schule keinen Bezug auf das Thema“, erinnerte er sich. Die Auseinandersetzung mit der Geschichte des eigenen Dorfes sei sensibel, jeder habe einen eigenen Zugang zum Thema Krieg, erinnerte Nolte. Zusätzlich hätten auch Schamgefühle im Ort eine Rolle gespielt. Zeitweise habe es sogar vorwurfsvolle Aufforderungen gegeben, das Vorhaben zu stoppen. Dennoch sei die Frage geblieben: „Wie tragen wir Geschichte weiter und geben die Erfahrungen der Vergangenheit weiter an die Kinder, mit dem Ziel, eine Zukunft in Frieden zu gestalten?“ Ihm gehe es nicht darum, „Schuldzuweisungen“ zu machen, sondern die Geschichte für nachkommende Generationen greifbarer zu machen.

Sven Voigt knüpfte an diese Gedanken an und machte in seiner Rede deutlich, dass es ihm nicht darum gehe, die Geschichte vollständig darzustellen, „das könnte ich gar nicht“. Er hatte sich entschieden, Schlaglichter auf einzelne Schicksale zu werfen, und durch diese Personen mit ihren persönlichen Geschichten die Geschichte greifbarer zu machen. In einem eindrucksvollen Streifzug über die Ramlinger Vergangenheit erinnerte er an einzelne Personen, an Deportierte, an einen abgestürzten britischen Bomber nur wenige hundert Meter vom Denkmal entfernt, an Zwangsarbeiter und an deren Familien. Besonders bewegend war sein Rückblick auf ein Gespräch mit den jüngeren Schwestern von Zbyszek Genza, der im Alter von 4 Monaten als Kind von Zwangsarbeitern in Ramlingen bestattet wurde. Diese hätten in Gedanken an der gestrigen Zeremonie teilgenommen und ihre tiefe Dankbarkeit übermittelt. Dass nun erstmals nach 80 Jahren am Ort des Grabes auch die Namen Christa Sokol und Zbyszek Genza genannt und sichtbar gemacht werden, sei ein bewegender Moment, den auch die Familien der Verstorbenen in der Ferne gedanklich begleiten würden.

Voigt betonte, dass mit der gestrigen Einweihung noch kein Abschluss erreicht sei: „Es sind noch viele Steine da, die wir beschriften können.“ Die Erweiterung sei als offenes Projekt konzipiert, das ausdrücklich zur weiteren Beschäftigung mit der lokalen Geschichte einlade. Auch virtuell werde das Denkmal durch eine Webseite ergänzt, unter www.denkmal-ramlingen.de.

Der musikalische Rahmen der Veranstaltung wurde gestaltet durch den Musikzug der Feuerwehren Ramlingen-Ehlershausen und Adelheidsdorf. Besonders eindrucksvoll war die Schweigeminute, zu der ein Kamerad der Royal British Legion Hannover unter seiner Fahne antrat und diese auf die neue Denkmal-Erweiterung ablegte.

Für die musikalische Tiefe sorgten zudem Bärbel Altenmüller mit einem Stück von Johann Sebastian Bach am Cello und Imke Marit Axmann an der Gitarre, die ein Friedenslied von Pete Seeger sang.

Der Abend endete in gemeinsamer Nachdenklichkeit – und in der Einladung an alle Anwesenden, sich weiter mit der Geschichte des eigenen Ortes auseinanderzusetzen. Die Erweiterung des Denkmals soll nicht nur an die Vergangenheit erinnern, sondern die Grundlage schaffen für einen lebendigen, zukunftsgerichteten Dialog über Frieden, Verantwortung und gemeinsames Gedenken.

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