Burgdorf
Mittwoch, 19.10.2022 - 13:43 Uhr

Hospizstiftung und Hospizdienst luden zum Thema "Kindertrauer" ein

Jeder trauert anders - Kinder trauern "in Pfützen"

Ute Schmidt, Sonja Lenneke, Sabine Schäfer und Manuela Fenske-Mouanga (von links) mit "Trauerpuppen".Aufn.: Anke Kappler

BURGDORF

Die Erfahrung von Verlust macht jeder. Auch Kinder können davor nicht bewahrt werden - vielmehr ist es wichtig, sie einzubeziehen. Von ihren Erfahrungen damit berichteten die Burgdorfer Erzieherin Ute Schmidt und die Kölner Puppenspielerin Sonja Lenneke am Donnerstagabend, 6. Oktober 2022, auf Einladung der Stiftung des Ambulanten Hospizdienstes, vertreten durch den Stiftungsvorstand Sabine Schäfer und die Hospiz-Koordinatorin Manuela Fenske-Mouanga.

 

Ute Schmidt erinnert sich gemeinsam mit ihrer Tochter Mareike (22), wie sie den plötzlichen Tod der besten Freundin mit 17 Jahren verarbeitet haben. Wie geht man als junger Mensch damit um, mit der Endlichkeit des Lebens konfrontiert zu werden? Was passiert mit Kindern und Jugendlichen, wenn sie sich von der Welt verlassen fühlen und kaum Unterstützung in ihrer Trauerarbeit finden? "Mich begleitet der Verlust meiner Freundin bis heute" erzählt Mareike, die Briefe an ihre Freundin schreibt und sie über dem Grab an einen Baum hängt. "Wir durften Freundschaftsarmbänder mit in den Sarg legen, das war in der Verzweiflung eine große Hilfe." Ihre Mutter macht auch als Erzieherin die Erfahrung, dass Kinder "von jetzt auf gleich" in tiefe Trauer versinken und dann wieder ausgelassen spielen, "sie springen von Pfütze zu Pfütze". Den Verlust verarbeiten viele Kinder kreativ und malen Bilder, häufig immer dieselben. "Die Kinder brauchen Ansprache und Begleitung, auch Geschwisterkinder müssen im Blick behalten werden", so Ute Schmidt.

 

Dass Trauer häufig im Spiel verarbeitet wird, ist Ausgangspunkt der Arbeit von Sonja Lenneke, Puppenspielerin und Kindertherapeutin aus Köln. Sie erarbeitet mit Kindern und Erwachsenen "Trauerpuppen" und hat ein ganzes Repertoire dabei, mit denen Kinder ihrer Wut und ihren Fragen im Spiel Ausdruck verleihen. "Es ist erstaunlich, wie klar sie ihre Gefühle im Spiel umsetzen. Angst und Wut können Kinder in trauernden Familien häufig nicht ausleben. Das Puppenspiel ebnet den Weg, diese Gefühle zu verarbeiten." Beispiele aus der Beratung verdeutlichen, dass die existentiellen Erfahrungen in Geschichten verpackt werden, um einen Umgang damit zu finden. "Es gibt zum Glück viele gute Bücher, um mit Kindern über ihre Trauer ins Gespräch zu kommen." Das weiß auch Gitana Wegener, die in ihrer Burgdorfer Buchhandlung ausgesuchte Bücher bereithält.

 

Dass Abschied schwerfällt und häufig tabuisiert wird, ist auch den Mitarbeitenden des Ambulanten Hospizdienstes bekannt. Die Koordinatorinnen Manuela Fenske-Mouanga und Anette Setzepfand unterstützen gemeinsam mit engagierten Ehrenamtlichen Schwerkranke, Sterbende, ihre Angehörigen und trauernde Menschen. Sie sind unter der Nummer 05136/897311 zu erreichen.