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Donnerstag, 16.12.2021 - 09:50 Uhr

Deutschland nimmt Führungsrolle bei medizinischem Cannabis ein

REGION

In den letzten Monaten geisterte das Thema Cannabis immer wieder durch die Schlagzeilen. Im Mittelpunkt stand dabei die geplante Legalisierung für den privaten Gebrauch, die lange Zeit umstritten war. Doch die eigentliche Sensation spielt sich abseits des Rampenlichts ab, und das schon seit Jahren: Denn Deutschland nimmt international eine Führungsrolle bei der medizinischen Nutzung von Cannabis ein. Sowohl bei der Nutzung als auch bei der Forschung liegt die Bundesrepublik im europäischen Vergleich vorne. Der innovationsfreudige Ansatz ist eine echte Erfolgsgeschichte.

 

Welche Krankheiten werden mit Cannabis behandelt? 

Bei der Behandlung von Krankheiten mit Cannabis sind drei Aspekte erwähnenswert. Der erste ist, das Cannabis im Allgemeinen Symptome verringert, und nicht die zugrundeliegende Erkrankung behandelt. Der zweite ist, dass die Forschung sich noch in einem frühen Stadium befindet, sodass ein großer Teil der Evidenz auf Anekdoten beruht. Und der Dritte ist, dass die medizinische Anwendung von Cannabis vor allem von der Sorte abhängig ist. So ist zum Beispiel Train Wreck (https://www.cannaconnection.de/sorten/train-wreck) eine Hybridvariante, die von Indica dominiert wird. Damit unterscheidet sich ihre Wirkung deutlich von einer Sativa wie American Pie. Aufgrund der vielfältigen Wirkprofile wird Cannabis bei den unterschiedlichsten Beschwerden eingesetzt. Dazu zählen unter anderem Schmerzsyndrome, ADHS, Spastiken sowie Depressionen. Ärzte können darüber hinaus für viele andere Krankheiten Cannabis verschreiben, wenn sie die Therapie für sinnvoll halten. 

 

Anbau vor Ort 

Obwohl Ärzte schon seit 2017 Cannabisblüten verschreiben dürfen, startete der Anbau im Inland erst 2020. Bis dahin wurde der Bedarf vor allem durch Importe aus Kanada gedeckt, da es in Europa keine ausreichenden Anbauflächen gab. Das soll sich nun ändern. Insgesamt fünf Unternehmen haben von der bundeseigenen Cannabisagentur den Zuschlag für den Anbau von Cannabis erhalten. Sie sollen gemeinsam jedes Jahr 2,6 Tonnen des Arzneimittels produzieren. Bei entsprechender Nachfrage im Gesundheitssystem ist auch eine Ausweitung denkbar. Seit Juli 2021 können Apotheken nun auf einem Online-Portal (https://www.cannabisagentur.de/) ihre Bestellungen für Cannabis aus dem Inland aufgeben. Das hat es in Europa in dieser Form noch nicht gegeben. Es ist aber damit zu rechnen, dass weitere Länder diesem Beispiel folgen werden. Das gilt auch im Falle einer allgemeinen Legalisierung. Denn für medizinisches Cannabis gelten besonders strenge Anforderungen an die Qualität. 

 

Führungsrolle in Europa 

Deutschland war zwar nicht das erste EU-Land, das medizinisches Cannabis eingeführt hat. Schon zuvor hatten einige kleinere Staaten den Einsatz in bestimmten Fällen zugelassen. Aber bei der Zulassung für eine breite Anwendung war Deutschland 2017 Vorreiter. Seither haben zahlreiche Länder ähnliche Vorhaben angekündigt. So haben 2018 Litauen, Malta und Portugal medizinisches Cannabis legalisiert. Irland startete 2019 ein fünfjähriges Pilotprogramm, das den Zugang zu medizinischem Cannabis ermöglichen soll. Allerdings gelten dort noch deutlich strengere Bedingungen als in Deutschland. So müssen zuvor andere Behandlungsmöglichkeiten erfolglos ausprobiert worden sein. Mitte 2021 reihte sich auch Griechenland in die Länder ein, die Potential in medizinischem Cannabis sehen. Auch dort soll der Bedarf zumindest teilweise durch den Anbau im Inland gedeckt werden. Auf diese Weise möchte die Regierung neue Arbeitsplätze schaffen. 

 

Aus wirtschaftlicher und politischer Sicht war die Einführung von medizinischem Cannabis in Deutschland also ein voller Erfolg. Welcher Nutzen für die öffentliche Gesundheit sich daraus ergibt, muss sich erst noch zeigen.