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Viren verstehen, Desinfektion richtig nutzen

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Keime lauern auf Oberflächen, an Händen oder in der Raumluft. Sie sind oft harmlos, manche aber lösen ernsthafte Erkrankungen aus. Um die Übertragung zu reduzieren, kommen Desinfektionsmittel zur Anwendung. Doch Desinfektionsmittel ist nicht gleich Desinfektionsmittel – verschiedene Arten kommen in Betracht.

Krankmacher ohne Stoffwechsel: Das Wesen der Viren

Viren gelten nicht als klassische Lebewesen. Ihnen fehlt ein eigenständiger Stoffwechsel, sodass sie für ihre Vermehrung stets eine lebende Wirtszelle benötigen. Sobald Viren in eine Zelle eindringen, geben sie ihr genetisches Material frei. Der infizierte Organismus wird so umprogrammiert, um die Virusbestandteile immer wieder zu kopieren. Die dabei neu entstandenen Partikel verlassen die geschädigte Zelle und befallen weitere Bereiche. Auf diese Weise können sie sich innerhalb eines Organismus oder durch Tröpfchen, Kontaminationen oder körperliche Kontakte schnell weltweit ausbreiten. Beispiele sind Influenzaviren oder auch das bekannte Coronavirus.

Die potenziellen Krankheitserreger können anhand ihrer äußeren Struktur in behüllte und unbehüllte Viren unterteilt werden. Behüllte Viren tragen eine Membranhülle, die sie beim Austreten aus ihrer Wirtszelle erlangen. Diese zusätzliche Schicht bietet einerseits Schutz, macht sie aber gleichzeitig anfälliger für bestimmte Desinfektionsmittel, insbesondere Alkohole. Zu dieser Kategorie gehören Influenzaviren und HIV. Unbehüllte Viren besitzen hingegen kein äußeres Lipid, sondern lediglich ein robustes Kapsid. Dieser stabile Aufbau erhöht ihre Widerstandskraft. Daher verlangt ihre Inaktivierung oft ein besonders starkes Desinfektionsmittel aus einem entsprechendem Desinfektionsspender. In diese Gruppe fallen zum Beispiel Entero- oder Noroviren.

Wirkweisen von Desinfektionsmitteln

Desinfektionsmittel greifen Erreger auf verschiedenen Ebenen an und verhindern dadurch, dass sie sich weiter vermehren. Manche Mittel setzen auf die Beschädigung von Proteinen, andere auf die Veränderung oder Zerstörung von Erbsubstanzen. Auch Oxidationsprozesse spielen eine Rolle. Wenn etwa Sauerstoffverbindungen Strukturen im Erreger aufbrechen, wird er unschädlich. Für die Anwendung in Kliniken oder Laboren sind oft Kombinationen im Einsatz, die mehrere Mechanismen vereinen. Dadurch werden Bakterien, Pilze, behüllte und unbehüllte Viren gezielt ausgeschaltet.

Zu den häufigsten Vertretern gehören alkoholbasierte Lösungen. Ethanol oder Isopropanol bewirken ein schnelles Absterben vieler Erreger, vor allem von behüllten Viren. Auch Präparate mit Chlorverbindungen oder Wasserstoffperoxid sind verbreitet, weil sie aggressiv gegen Keime vorgehen und selbst widerstandsfähige Formen inaktivieren können. Bei derartigen Produkten ist allerdings sorgfältig auf die Einwirkzeit und Konzentration zu achten. Werden sie zu kurz oder zu stark verdünnt angewendet, besteht die Gefahr, dass der gewünschte Effekt gegen hartnäckige Erreger ausbleibt.

Viruzid und begrenzt viruzid – die Unterschiede

Nicht jede Lösung oder jedes Verfahren wirkt universell gegen alle Arten von Keimen. Bei den Bezeichnungen unterscheidet man zum Beispiel zwischen viruzid und begrenzt viruzid. Eine begrenzt viruzide Lösung kann die empfindlichen Hüllen vieler Viren zerstören. Das führt zur Inaktivierung von behüllten Varianten. Wer allerdings unbehüllte Viren beseitigen möchte, benötigt oft ein viruzides Mittel mit erweitertem Wirkungsspektrum. Es sind auch Kennzeichnungen wie „viruzid PLUS“ üblich, bei denen zusätzlich bestimmte unbehüllte Viren erfasst werden.

Ähnliche Abstufungen gelten für bakterizide oder fungizide Mittel. Manche Präparate wirken gegen eine Vielzahl von Krankheitserregern und werden deshalb breit eingesetzt. Ihre Auswahl richtet sich nach Art des Keims, Häufigkeit des Auftretens und Arbeitsumgebung.

Anwendung und Wirkungssicherheit

Unabhängig von der konkreten Zusammensetzung ist die richtige Handhabung entscheidend. Desinfektionsmittel müssen in ausreichender Menge und über die geforderte Einwirkzeit aufgetragen werden. Hände sollten vor der Anwendung trocken sein, damit das Mittel seine Wirksamkeit entfalten kann. Gleichmäßiges Verteilen ist ebenfalls wichtig. Nur so werden sämtliche Erreger auf den Handflächen, zwischen den Fingern und an den Fingernägeln zuverlässig erfasst.

Ähnlich gilt bei der Flächendesinfektion, dass alle Stellen gut benetzt und die vorgeschriebene Konzentration eingehalten werden. Wenn diese Schritte beachtet werden, sinkt das Infektionsrisiko deutlich.

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