Sehnde
Montag, 25.11.2024 - 20:37 Uhr

Gewalt gegen Frauen: Sehnde setzt ein Zeichen der Solidarität

Rote Schuhe als stummes Mahnmal

Der Sehnder Arbeitskreis Häusliche Gewalt hatte die Schuhe auf dem Platz vor dem Rathaus aufgestellt, um auf das Thema Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen. Sehndes Bürgermeister Olaf Kruse und Dr. Silke Lesemann, Präsidentin der AWO Region Hannover und Sehnder SPD-Landtagsabgeordnete, waren bei der Aktion dabei und hielten Grußworte.Aufn.:

SEHNDE

Ob Gewalt gegen Frauen ist ein erschreckend präsentes Problem – und die aktuellen Zahlen untermauern die Brisanz: Mehr als 52.000 Frauen und Mädchen wurden im vergangenen Jahr Opfer von Sexualstraftaten, über 180.000 von häuslicher Gewalt. Das Bundesfamilienministerium und das Bundeskriminalamt legten diese Zahlen kürzlich vor. Auch in Sehnde zeigt sich die Dramatik: 91 Einsätze im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt verzeichnete die Polizei allein 2023. Doch Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer aus. Um Solidarität mit den betroffenen Frauen und Kindern zu zeigen und auf das Thema aufmerksam zu machen, hat der Sehnder Arbeitskreis Häusliche Gewalt, dem auch die örtliche Frauenberatungsstelle der AWO Region Hannover angehört, heute symbolisch 91 Paare rot gefärbter Schuhe vor dem Sehnder Rathaus aufgestellt.

 

Die Aktion fand im Rahmen der Kampagne "Orange Day" und anlässlich des Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen statt. Bundesweit sind im vergangenen Jahr 360 Frauen und Mädchen getötet worden. Das eigene Zuhause sei paradoxerweise der gefährlichste Ort für eine Frau, erklärte Dr. Silke Lesemann, Präsidentin der AWO Region Hannover und Sehnder SPD-Landtagsabgeordnete, in ihren Grußworten. Sie forderte ein Gewalthilfegesetz auf Bundesebene, das den Schutz und die Beratung aller Betroffenen garantiert. "Symbolischen Gesten müssen konkrete, nachhaltige Schritte folgen." Sehndes Bürgermeister Olaf Kruse betonte die Wichtigkeit der Prävention: "Jeder Fall, der verhindert werden kann, ist ein Erfolg."

 

Die Sehnder Gleichstellungsbeauftragte Jennifer Glandorf unterstrich: "Wir möchten Betroffenen Mut machen, das Schweigen zu brechen und den ersten Schritt aus der Gewalt zu gehen." Jede Frau könne von Gewalt betroffen sein – unabhängig von ihrem Alter oder sozialem Status. "Sieh hin!" ist deshalb der Appell der AWO Frauenberatungsstellen. AWO Frauenberaterin Kathrin Olthoff rief sie dazu auf, nicht wegzusehen, wenn man Gewalt vermutet: "Wenn es bei den Nachbarn laut wird, sprechen Sie die Frau behutsam an. Unsere Beratung ist kostenlos und vertraulich." Olthoff machte deutlich, dass Gewalt nicht nur die Betroffenen betrifft, sondern ein gesellschaftliches Problem darstellt, das entschlossenes Handeln erfordert.

 

Der Sehnder Arbeitskreis Häusliche Gewalt hatte die Ausstellung mit den roten Schuhe als stummes Mahnmal organisiert. Jedes Paar symbolisiert ein Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt. Die Aktionsform geht auf die mexikanische Künstlerin Elina Chauvet zurück, die mit ihrem Projekt "Zapatos Rojos" bereits weltweit auf die Gewalt gegen Frauen aufmerksam gemacht hat.

 

Für betroffene Frauen bietet das bundesweite Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" unter 116 016 rund um die Uhr Unterstützung – anonym und kostenfrei. Vor Ort in Sehnde helfen die AWO-Frauenberatungsstelle und die AWO-Koordinierungsstelle gegen häusliche Gewalt. "Gewalt zu benennen, sei der erste Schritt zu ihrer Überwindung. "Niemand ist mit diesem Problem allein", so Olthoff. Sehnde zeige mit dieser Aktion, dass das Thema Gewalt gegen Frauen keine Einzelschicksale betrifft. Die Botschaft laute klar: Gemeinsam hinsehen, handeln und helfen.

 

Hier bekommen betroffene Frauen Hilfe

Das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" ist ein bundesweites Beratungsangebot für Frauen, die Gewalt erlebt haben oder noch erleben. Unter der Nummer 116 016 und via Online-Beratung werden Betroffene aller Nationalitäten, mit und ohne Behinderung – 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr unterstützt. Auch Angehörige sowie Fachkräfte werden anonym und kostenfrei beraten.

 

Weitere Unterstützung gibt die AWO Frauenberatungsstelle, Goethestraße 8, 31275 Lehrte, Telefon 05132/823434, Opens window for sending emailfrauenberatung(at)awo-hannover.de.

 

Montag vormittags und mittwochs findet die Beratung im Sehnder Rathaus im Raum 007 statt.

 

Zudem kann die AWO-Koordinierungsstelle, Koordinierungs- und Beratungsstelle bei häuslicher Gewalt, Deisterstraße 85 A, 30449 Hannover, Telefon 0511/21978192 kontaktiert werden.