Chanson-Musical "Das kunstseidene Mädchen" am 6. Dezember im Theater am Berliner Ring
BURGDORF
"Das kunstseidene Mädchen": So lautet der Titel des Chanson-Musicals von Rainer Bielfeldt und Carsten Golbeck, mit dem der VVV und die Stadt Burgdorf die Gastspielreihe des Theaters für Niedersachsen (TfN) am Freitag, 6. Dezember, um 20 Uhr im Theater am Berliner Ring fortsetzen. Eine Einführung in die Bühnenhandlung findet um 19.30 Uhr statt. Eintrittskarten sind bei Bleich Drucken und Stempeln, Braunschweiger Straße 2 in Burgdorf, Telefon 05136/1862, und über www.reservix.de erhältlich. Für VVV-Mitglieder und Jugendliche gibt es Ermäßigungen.
Zerbrochene Illusionen
Zur Bühnenhandlung: "Ein Glanz werden", das ist Doris’ erklärtes Ziel. Sie packt ihre Sachen - inklusive eines gestohlenen Pelzmantels - und verlässt das Rheinland, um Anfang der 1930er Jahre in Berlin ihr Glück zu finden. Schauspielerin werden, in Saus und Braus leben, das erträumt sie sich. Die Realität ist hingegen weit weniger luxuriös. Von Arbeitslosigkeit gebeutelt, verdient sie ihr Geld mit Gaunereien und geht verschiedene Beziehungen mit gut betuchten Männern ein, die jedoch nie lange halten. Bis sie Ernst kennenlernt, einen Angestellten, der sie ohne Gegenleistung bei sich wohnen lässt. Alles scheint auf ein Happy End hinzudeuten, wäre da nicht Ernsts Ex-Frau, an der er immer noch hängt …
"Ein durch und durch originelles Buch"
Das Chanson-Musical basiert auf dem gleichnamigen Zeitroman von Irmgard Keun aus dem Jahr 1932. "Ein durch und durch originelles Buch, das den Leser unwiderstehlich in seinen Wirbel von toller Laune, tiefem Gefühl und tragischer und komischer Verstrickung zieht", urteilte der bekannte Schriftstellerkollege Kurt Tucholsky. Die Fassung von Rainer Bielfeldt und Carsten Golbeck ist die erste vertonte Variante der Geschichte, die das Publikum als Uraufführung am 9. Dezember 2014 am Renaissance Theater in Berlin erlebte. Bei der Burgdorfer Aufführung sehen die Zuschauer einen Soloabend der Extraklasse mit der TfN-Musicaldarstellerin Katharina Wollmann. Am Klavier sitzt der Leiter der TfN-MusicalCompany Andreas Unsicker.
Verfemung durch die Nationalsozialisten
Die 1905 geborene Schriftstellerin Irmgard Keun schrieb 1931 ihren ersten Roman "Gilgi - eine von uns". Ein Jahr später folgte das "Das kunstseidene Mädchen". Zu beiden Werken gab es Verfilmungen, die jedoch bereits 1933 einem Verbot unterlagen, da das von Keun gezeichnete Frauenbild nicht der Ideologie des Nationalsozialismus entsprach und ihre Veröffentlichungen daher als "Asphaltliteratur" galten. Sie emigrierte 1936 zunächst nach Ostende in Belgien. In dieser Zeit entstanden ihre beiden Romane "Das Mädchen, mit dem die Kinder nicht verkehren durften" und "Nach Mitternacht".
In der Nachkriegszeit vergessen
Von 1938 bis 1940 hielt sie sich in Nizza, Amsterdam und den USA auf, kehrte aber 1940 unter falschem Namen nach Deutschland zurück und lebte bis Kriegsende in der Illegalität. Danach arbeitete sie dreißig Jahre lang, vom Literaturbetrieb und der Öffentlichkeit weitestgehend vergessen, für den Rundfunk und fürs Kabarett. Literarische Versuche aus dieser Zeit blieben ohne größere Resonanz, und sie verfiel dem Alkohol. Neuer Ruhm stellte sich 1977 mit der Neuauflage ihrer ersten beiden Romane ein. 1981 erhielt sie den renommierten Marieluise-Fleißer-Preis. Allerdings konnte sie den Erfolg nicht lange genießen. Sie starb ein Jahr später am 5. Mai 1982 in Köln.