Entwicklungszusammenarbeit im Fokus: Macht Entwicklungshilfe Sinn?
LEHRTE
Die Zukunftswerkstatt der katholischen Gemeinde St. Bernward hatte eingeladen, einen kritischen Blick auf Entwicklungszusammenarbeit mit dem globalen Süden zu werfen. Nicht zuletzt die dramatischen Geschehnisse im Mittelmeer, die sich in den vergangenen Monaten mit Bildern verzweifelter Menschen in überladenen Booten ins Gedächtnis gebrannt hatten, bewegten den einen oder die andere zum Besuch der Vortragsveranstaltung mit anschließendem Austausch.
Prof. Dr. Dr. Alexander Lohner ging mit seinem Vortrag der provozierenden Frage nach "Macht Entwicklungshilfe Sinn?" Am Beispiel einer der ältesten NGO in Deutschland, der Hilfsorganisation Misereor, skizzierte er die Herausforderungen und Problemfelder heutiger Entwicklungszusammenarbeit. Die Unterstützung konkreter Projekte vor Ort setzt immer einen Antrag eines regionalen Projektpartners voraus und dies, so Prof. Lohner, erfolgt zum ganz überwiegenden Teil durch Frauen. Für manchen auch überraschend war seine Schilderung, dass neben der konkreten Projektarbeit vor Ort etwa ein Drittel der Aufwände auf den Bereich "Advocacy" entfallen, dem juristischen und politischen Beistand von Entwicklungsländern in der Auseinandersetzung mit wohlhabenden Industrieländern des Nordens.
Am Beispiel der Demokratischen Republik Kongo wurde verdeutlicht, wie sehr Weichenstellungen der Kolonialzeit vielfach Ursache für aktuelle soziale Probleme sind. Der Kobalt-Abbau durch selbstständige Schürfer führt diese in prekäre Situationen, die praktisch einer Selbstausbeutung gleichkommen.
Die Gelegenheit zur anschließenden Diskussion wurde nicht nur lebhaft genutzt. Die Tatsache, dass sich Teilnehmer mit eigener beruflicher Erfahrung in der Entwicklungszusammenarbeit einbrachten, verlieh dem Austausch eine besondere Qualität.