Sievershäuser Ermutigung 2024 geht an Combatants for Peace
SIEVERSHAUSEN
Der seit 1988 im zweijährigen Rhythmus verliehene Friedenspreis Sievershäuser Ermutigung war in diesem Jahr ausgeschrieben für hervorragende Projekte und Initiativen der konstruktiven Friedensarbeit in eskalierten Konflikten, die unter schwierigsten Rahmenbedingungen einen Beitrag zu einer friedlicheren Gegenwart und Zukunft zu leisten versuchen
Die Jury hat sich am Ende trotz eines starken Bewerberfeldes einmütig für die Verleihung des mit 5.000 Euro dotierten Friedenspreises an die Bewegung ehemaliger Kämpfer auf beiden Seiten des israelisch-palästinensischen Konfliktes "Combatants for Peace" entschieden. Diese setzt sich schon seit vielen Jahren für einen gerechten Frieden ein und ist mittlerweile als Verein institutionalisiert. Damit würdigt die Jury die mutigen Friedensbemühungen im israelisch-palästinensischen Konflikt. In ihrer Begründung hebt sie hervor: "Die Organisation Combatants for Peace setzt sich seit Jahren für den Dialog und die Zusammenarbeit zwischen Menschen aus Israel und Palästina ein, die einst auf verschiedenen Seiten des Konflikts standen. Ihr einzigartiger Ansatz fördert Gewaltfreiheit, gegenseitiges Verständnis und gemeinsame Anstrengungen zur friedlichen Lösung des Nahostkonflikts. Mit dieser Auszeichnung wird ihr mutiger Einsatz für Versöhnung und Frieden in einer der am stärksten von Konflikten geprägten Regionen der Welt sowie der unermüdliche Einsatz angesichts externer wie interner Widerstände gewürdigt."
Die Combatants for Peace sind ein Verein, der sich aus ehemaligen israelischen Soldaten und ehemaligen Widerstandskämpfer*innen aus dem Westjordanland zusammensetzt. Sie hatten sich 2006 nach der zweiten Intifada gegründet, um die Gewaltspirale zu durchbrechen, gegenseitiges Verständnis zu wecken und gemeinsam Initiativen zum Frieden umzusetzen. Seit über einem Jahrzehnt führen sie gewaltfrei Aktionen wie zum Beispiel Schutzwachen bei Angriffen von Siedlern auf Bauern durch, die auf den gemeinsamen Werten von Freiheit, Demokratie, Sicherheit und Menschenwürde für alle basieren. Programme wie "Frieden lernen" und "Face-to-Face" bringen Menschen aus beiden Gesellschaften zusammen. In Dialoggruppen und Trainings zur gewaltfreien Kommunikation erfahren die Teilnehmenden vom Leid des jeweils anderen und lernen Wege aus der Gewalt kennen. Seit einem Jahr treffen sich zudem israelische und palästinensische Frauen in Dialoggruppen. 2018 waren Combatants for Peace für den Friedensnobelpreis nominiert.
Die Jury, in diesem Jahr bestehend aus der ehemaligen Bundesministerin und stellvertretenden Bundestagspräsidentin Edelgard Bulmahn, der Kommunikationswissenschaftlerin und Journalistin Angelika Hirschkorn, dem Direktor der Evangelischen Mission Weltweit (EMW), Rainer Kiefer, dem Jugendsozialarbeiter Jens Ussat sowie dem Referenten für Friedensarbeit der Service Agentur der ev.-luth. Landeskirche Hannovers, Felix Paul, hatte in zwei Sitzungen eine schwierige Auswahl zu treffen und zeigte sich von der Qualität der eingereichten Bewerbungen beeindruckt. Sie hob die Beiträge hervor, die beispielsweise das aus Russland geflohene Ehepaar Gondscharenko, die Bana Group for Peace and Development (Sudan), der Arbeitsbereich "Geschichte(n) in der Migrationsgesellschaft" von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, Fadwa Mahmoud, Gründerin der Organisation Families for Freedom und die internationale Friedensaktivistin und Diplomatin Hooria Mashhour jeweils auf ihre Weise zur Förderung von Frieden und Gerechtigkeit geleistet haben und weiterhin leisten.
Der von der Dokumentationsstätte zu Kriegsgeschehen und über Friedensarbeit Sievershausen (Antikriegshaus Sievershausen) und der Stiftung Frieden ist ein Menschenrecht zum siebzehnten Mal ausgeschriebene und mit 5.000 Euro dotierte Friedenspreis Sievershäuser Ermutigung wird im Rahmen einer öffentlichen Feierstunde am 8. Dezember 2024 um 16 Uhr im Antikriegshaus an zwei Vertreter von Combatants for Peace verliehen. Die Laudatio wird der Journalist Dr. Daniel Alexander Schacht halten, der mehrmals als Freiwilliger für das Begleitprogramm des Ökumenischen Rates der Kirchen aktiv gewesen ist.