Hämelerwald sagt Nein zur umstrittenen McCain-Ansiedlung
HäMELERWALD
In der Ortschaft Hämelerwald wächst der Widerstand gegen die geplante Ansiedlung des Tiefkühlkostherstellers McCain in Mehrum (Peine/Hohenhameln), der dort auf dem Gelände des ehemaligen Kohlehafens die größte Pommesfabrik Europas errichten möchte. Ortsvertreter und Anwohner äußern ernsthafte Bedenken, dass das Projekt die Umwelt, die regionale Landwirtschaft und die Lebensqualität der Anwohner stark beeinträchtigen könnte. Eine Bürgerinitiative befindet sich derzeit in Gründung.
Ortsbürgermeister Dirk Werner (SPD) und der stellvertretende Ortsbürgermeister Roland Panter (Grüne) kritisieren die von Wirtschaftsminister Olaf Lies unterstützte Ansiedlung und fordern eine genauere Abwägung der möglichen negativen Folgen: "Unser Ort würde durch ein erhöhtes Verkehrsaufkommen, Lärm und Umweltbelastungen signifikant betroffen sein. In der Summe werden viele tausend Menschen rund um den Standort jeden Tag vor allem durch die Verkehrsflut leiden", erklären sie.
Verkehr und Sicherheit im Fokus
Ein zentrales Anliegen ist die erhöhte Verkehrs- und Feinstaubbelastung durch zusätzliche Lkw-Fahrten, die den Ort Hämelerwald und die enge, kurvenreiche Landesstraße L413 passieren müssten, die Autobahn und Mehrum verbindet. "Diese Straße ist bereits heute hoch frequentiert und weist immer wieder Schäden durch den nicht tragfähigen Untergrund auf. Eine Verdopplung des Lkw-Verkehrs wäre innerorts wie außerorts unverantwortlich. In der Ortsdurchfahrt Hämelerwald stehen besonders die Schulwege im Blick, die für viele Kinder über die Landesstraße führen", so Ortsbürgermeister Dirk Werner. Sein Stellvertreter Roland Panter ergänzt: "Die Sicherheit unserer Kinder und der Anwohner darf nicht auf dem Altar eines unklaren wirtschaftlichen Nutzens geopfert werden. Schon heute ist der Verkehr in Hämelerwald zu viel und wir registrieren viele Geschwindigkeitsverstöße an unserer südlichen Ortseinfahrt. Um auf die dramatische Verkehrssituation aufmerksam zu machen, werden wir gegebenenfalls auch den symbolischen Gang mit verkehrsgefährdeten Kindern ins Ministerium von Herrn Lies unternehmen."
Bedenken zur regionalen Landwirtschaft und Umwelt
Auch hinsichtlich der regionalen Landwirtschaft äußert Panter Besorgnis. Durch die langfristigen Direktverträge, die McCain plant, besteht die Gefahr, dass regionale Landwirte in eine einseitige Abhängigkeit von einem Großabnehmer geraten könnten. "So ein Kartoffel-Monopol, wie es hier in einem Umkreis von 100 Kilometer rund um den Standort aufgebaut werden soll, könnte kleinere Betriebe unter Druck setzen und die ohnehin fragile wirtschaftliche Struktur unserer Landwirtschaft schwächen", erklärt Panter.
Hinzu kommen Sorgen um den Umweltschutz: Um den Bedarf an Kartoffeln zu decken, könnten mehr Ackerflächen auf intensive und konventionell betriebene Monokulturen umgestellt werden, was Auswirkungen auf die Biodiversität und den Wasserhaushalt in der Region hätte. Auch die damit verbundene Nutzung von Pestiziden und Funghiziden im konventionellen Anbau wird kritisch gesehen, da sie bei Kartoffeln fast unumgänglich ist.
Lebensqualität im ländlichen Raum erhalten
Werner: "Wir appellieren an die Entscheidungsträger in Land und Kommunen, diese Aspekte in die Abwägung einzubeziehen und die Interessen der Bürger ernst zu nehmen. Standortpolitik mit der Brechstange erzeugt am Ende nur Politikverdruss und stärkt die Ränder." Ob die geplanten Arbeitsplätze der Qualität entsprechen, die sich das Land erhofft, ist unklar. In internationalen Bewertungsplattformen wird der Arbeitgeber McCain vielerorts kritisch bewertet, so die beiden.
Die Vertreter von Hämelerwald rufen die Nachbarkommunen Peine und Hohenhameln, die Landesregierung und Wirtschaftsminister Olaf Lies dazu auf, die Entscheidung "noch einmal gründlich zu überdenken und auch die Stimmen der betroffenen Bürger stärker zu berücksichtigen".