Mehr Geld, mehr Freizeit, mehr Sicherheit: DGB wirbt in Lehrte für mehr Tarifverträge
LEHRTE/REGION
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) macht am 18. September bundesweit mit hunderten Aktionen vor Werkstoren, auf Bahnhöfen und zentralen Plätzen auf die Vorteile von Tarifverträgen aufmerksam. Auch in Lehrte werden Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter am Mittwoch, 18. September 2024, in den Morgenstunden von 5 bis 9 Uhr am Lehrter Bahnhof Pendler über die Vorteile von Tarifverträgen informieren. "Wer mit dem Schutz eines Tarifvertrages arbeitet, hat einfach mehr in der Tasche. Nicht nur ein höheres Gehalt kommt dabei heraus. Auch kürzere Arbeitszeiten und mehr Urlaub gehören dazu", sagt Reinhard Nold, Vorsitzender des DGB-Kreis- und Ortsverbands Lehrte.
Lehrte im Fokus: Tarifbindung als Schlüssel für wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt
Lehrte, als eine der verkehrstechnischen Drehscheiben in der Region Hannover, hat eine besondere Bedeutung für die Beschäftigten und die Wirtschaft der gesamten Region. Die hohe Zahl an Pendlerinnen und die zentrale Lage machen Lehrte zu einem wichtigen Standort für die DGB-Aktionen. "Gerade hier in Lehrte, wo viele Beschäftigte täglich zur Arbeit pendeln, ist es wichtig, über die Vorteile von Tarifverträgen aufzuklären. Leider profitiert nur noch rund jeder zweite Beschäftigte in Deutschland von einem Tarifvertrag - weitaus weniger als in vielen europäischen Nachbarländern. Diese Entwicklung müssen wir umkehren. Eine hohe Tarifbindung sichert nicht nur gute Arbeit, sondern stärkt auch die Binnennachfrage und somit den gesamten Wirtschaftsstandort Lehrte und die Region Hannover", betont Nold.
Aufruf an die Beschäftigten und die Politik: Lehrte als Vorreiter für Tarifbindung
"Für mehr Tarifverträge können sich die Beschäftigten in ihren Betrieben einsetzen. Deshalb sagen wir allen ArbeitnehmerInnen in Lehrte und Umgebung: Tut euch zusammen, gründet Betriebsräte, werdet Mitglied in einer DGB-Gewerkschaft. Macht Druck, damit das Unternehmen, in dem ihr arbeitet, Tarifverhandlungen zustimmt." Mit der Kampagne wendet sich der DGB auch an die Arbeitgeber in Lehrte, um sie an ihre soziale Verantwortung zu erinnern. Ebenso müssten die politisch Verantwortlichen mehr tun. "Die Bundesregierung hat sich im Koalitionsvertrag verpflichtet, ein Bundestariftreuegesetz einzuführen. Das ist immer noch nicht beschlossen", so Nold weiter.
Aktionen vor Ort: Kleine Gesten mit großer Wirkung
Zum Pendleraktionstag in Lehrte werden die Gewerkschafter kleine Tüten mit der Aufschrift "Mit Tarifvertrag hast du mehr in der Tasche" verteilen. In den Tüten befinden sich ein Mini Muffin zur Stärkung, ein Stift, eine Streichholzschachtel und Informationen zu Tarifverträgen, wie "Wie entsteht ein Tarifvertrag?". Diese Aktion soll symbolisch zeigen, dass Tarifverträge nicht nur mehr Lohn, sondern auch Sicherheit und Vorteile im Alltag bieten.
Hintergrund
Mit Tarifvertrag verdienen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Schnitt 11 Prozent mehr. Vollzeitbeschäftigte arbeiten durchschnittlich eine Stunde weniger in der Woche. Ganze 74 Prozent der Beschäftigten mit Tarifvertrag erhalten Urlaubsgeld, ohne Tarif sind es nur 36 Prozent. Ähnlich beim Weihnachtsgeld: Das bekommen 77 Prozent der Beschäftigten mit Tarifvertrag, ohne ihn sind es nur 42 Prozent.
Ohne Tarifvertrag haben aber nicht nur die Beschäftigten persönlich weniger Geld im Portemonnaie. Die zunehmende Tarifflucht der Arbeitgeber kommt auch die Allgemeinheit teuer zu stehen. Allein in Niedersachsen entsteht durch den Rückgang der Tarifbindung ein enormer wirtschaftlicher Schaden, der in die Milliarden geht. Den Sozialversicherungen entgehen jährlich Sozialbeiträge in Höhe von insgesamt 4,7 Milliarden Euro. Der Fiskus erzielt dadurch 2,9 Milliarden Euro weniger bei der Einkommensteuer.
Und die Kaufkraft? Wer in Niedersachsen nicht nach Tarif bezahlt wird, hat im Jahr - betrachtet über alle Branchen und Berufe hinweg - durchschnittlich netto 3.717 Euro weniger auf dem Lohnzettel als tarifgebundene Beschäftigte. Insgesamt hätten die Beschäftigten in Niedersachsen mit flächendeckender Tarifbindung rund 7,7 Milliarden Euro mehr pro Jahr im Portemonnaie.