Mahnmal und Präventionsangebot: Zwei Orange Bänke werden in der Feldstraße aeingeweiht
BURGDORF
Am vergangenen Montag, 9. September 2024, haben die Mitglieder des Arbeitskreises gegen häusliche Gewalt, zusammen mit zahlreichen Gästen aus Politik und Stadtgesellschaft und der Familie von Esra A., zwei orange Bänke an der Feldstraße eingeweiht.
Die Bänke stehen als Mahnmal und als Präventionsangebot. Der QR-Code auf den angebrachten Plaketten weist auf die Burgdorfer Internetseite "Gewaltfrei leben" und die dort aufgelisteten Hilfsangebote für Betroffene, Angehörige, für Nachbarn, für Frauen und für Männer. Weltweit hat UN Women zum Aufstellen orangefarbener Bänke aufgerufen. In vielen Städten stehen orange Bänke, mit dem Ziel, das Thema stärker und nachhaltig in die Öffentlichkeit zu tragen und im Bewusstsein der Menschen zu verankern.
Vor zwei Jahren im Mai, als die Nachricht vom Femizid an dieser Stelle in der Burgdorfer Feldstraße bekannt wurde, waren viele Menschen in Burgdorf geschockt. Es ist schwer vorstellbar, dass Opfer häuslicher Gewalt mitten in der Gesellschaft leben, in der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz und in der Schule.
"So wie die Bänke mitten in unserem Leben - hier mitten in Burgdorf - stehen, kommt Gewalt gegen Mädchen und Frauen auch überall vor, in allen sozialen Schichten und Altersgruppen und unabhängig von der Religion oder der kulturellen Zugehörigkeit", betonte Gleichstellungsbeauftragte Petra Pape in ihrer Rede zur Einweihung.
Im vergangenen Jahr wurden 119 Polizeieinsätze im Rahmen häuslicher Gewalt in Burgdorf durchgeführt, berichtete Stefanie Eckler von der Polizeiinspektion Burgdorf. Die Dunkelziffer sei um ein Vielfaches höher, das bestätigen auch die Beratungsstellen. Die Region Hannover zählte in 2023 über 6200 Beratungsfälle, dazu kamen elf versuchte oder vollendete Tötungen. Auch bundesweit ist ein Anstieg zu erkennen.
Viele Menschen hat der Femizid - auf offener Straße, mitten in der Stadt - auch verunsichert. Ob und wie sie helfen können, wenn sie Anzeichen von Gewalt wahrnehmen, sind Fragen, die immer wieder gestellt werden. Die Mitglieder des Arbeitskreises Häusliche Gewalt raten immer wieder: "Sehen Sie nicht weg, hören Sie hin und handeln - holen Sie sich Hilfe".
Im Rahmen der Nachbarschaftshilfe gibt es ein weiteres und nachhaltiges Präventivangebot, berichtete Claudia Ohnesorge vom Nachbarschaftstreff. Am 1. September ist im Quartier der Südstadt das Projekt Stadtteile ohne Partnerschaft gestartet, deren Koordination sie übernommen hat.
Die Familie von Esra A. dankte allen, die an der Umsetzung beteiligt waren, mit den Worten: "So ist dieser schreckliche Ort durch die Umsetzung der Bänke doch noch zu einem 'schöneren' Ort geworden".
Zum Ende der Veranstaltung und zum Gedenken an Esra wurden Vergißmeinnichtsamen, rund um die Gedenkstätte ausgesät.