Lehrte
Sonntag, 18.08.2024 - 12:08 Uhr

Wochen der Demenz in Lehrte

Aktionswochen im September: Informationen und Aktionen für alle, die mehr über das Thema Demenz erfahren möchten

LEHRTE

Mal den Gesprächsfaden zu verlieren oder nach Worten zu ringen, ist vielen Menschen vertraut. Auch der obligatorische Knoten im Taschentuch oder der klassische Bindfaden am Finger, wenn ein wichtiges Ereignis nicht in Vergessenheit geraden darf. Ebenso kann im eigenen Haushalt etwas verloren gehen, das dann zufällig erst wiedergefunden wird.

 

Im Leben derjenigen, die von einer Demenzerkrankung betroffen sind, sind solche Situationen nicht mit einer normalen Altersvergesslichkeit oder Gedankenlosigkeit abzutun. Denn das Krankheitsbild ist unwiderruflich mit dem Verlust der geistigen Fähigkeiten und einer Wesensveränderung verbunden. Die Betroffenen selbst haben häufig keine Krankheitseinsicht. Denn die Gedächtnisstörung wird von ihnen oftmals nicht mehr wahrgenommen und sie betrachten ihr Handeln als selbstverständlich und sinnvoll. Daher sollte die Wahrnehmung der Mitmenschen geschärft werden. "Wenn Sie zukünftig einen älteren Menschen in der Nachbarschaft beobachten, der unbeholfen wirkt, sprechen Sie ihn beziehungsweise sie kurzerhand an und geben damit Orientierung und Halt", wird geraten.

 

Zum dritten Mal schließt sich die Stadt Lehrte der Initiative der Region Hannover sowie der Alzheimer Gesellschaft Hannover an und rückt mit einem vielseitigen und kostenlosen Programm das Leben mit Demenz in die gesellschaftliche Mitte. In diesem Jahr liegt der Fokus auf den An- und Zugehörigen. Zu den Angehörigen gehören im Regelfall die Partnerin beziehungsweise der Partner sowie die Familienmitglieder. Der Freundes- und Bekanntenkreis sowie die Nachbarschaft fallen unter die Zugehörigen. In der Versorgung und Begleitung von Demenzerkrankten sind An- und Zugehörige wegweisend. Sie vermitteln ein hohes Maß an Geborgenheit, Stabilität und Verbundenheit. Zugleich bilden sie oft die Brücke zu lang zurückliegenden Ereignissen, die häufig bei den Betroffenen gegenwärtig sind. Für die Sorgenden bringen die Alltagsbegleitung und die Unterstützung zur sozialen Teilhabe oftmals positive Erfahrungen mit sich. Jedoch kann ein solcher Einsatz auch anstrengend und gesundheitlich belastend sein. Daher ist es essenziell, dass An- und Zugehörige von ortsnahen Beratungs- und Unterstützungsangeboten Kenntnis haben und diese zur Entlastung und zum Ausgleich in Anspruch nehmen.

 

Die Veranstalter der diesjährigen Wochen der Demenz haben sich zur Aufgabe gemacht, über die flächendeckenden Angebote vor Ort zu informieren sowie Raum für Austausch und Begegnung zu schaffen.

 

Den Auftakt der Veranstaltungswochen in Lehrte bildet ein offenes Informationsformat. Expertinnen und Experten der Gedächtnissprechstunde der Ambulanz für Seelische Gesundheit im Alter des Wahrendorff Klinikums stellen sich den Fragen der Interessierten. Sie geben Auskünfte und Orientierung vom Symptom bis hin zur Diagnose. Denn eine individuelle Beratung der Betroffenen und Angehörigen ist unerlässlich, um rechtzeitig zu einer Diagnosestellung beizutragen. Betroffene, An- und Zugehörige sind eingeladen, am Freitag, 6. September 2024, von 10 bis 11.30 Uhr am Offenen Forum in der Begegnungsstätte in Lehrte (Goethestraße 12) teilzunehmen.

 

Damit eine verlässliche und langfristige Begleitung gelingen kann, müssen die eigenen Ressourcen der An- und Zugehörigen gut eingeteilt werden. Ein natürliches Gleichgewicht zwischen Einsatz und Erholung sowie zwischen An- und Entspannung sollte gefunden werden.

 

Zur Regeneration findet am Dienstag, 17. September, von 10 bis 13 Uhr in der Begegnungsstätte Goethestraße 12 in Lehrte ein kostenloses Gesundheitsseminar statt. Anette Meyrich, zertifizierte Gesundheitsmanagerin, gibt praktische Tipps und Hinweise zur Selbstfürsorge. Die Teilnehmenden lernen Strategien zur Stressbewältigung kennen und wenden Entspannungstechniken praktisch an. Sie erfahren, wie wirkungsvoll eine kurze Auszeit sein kann. Das Seminar ist auch für Fachkräfte offen. Bei Interesse an einer Teilnahme ist eine Anmeldung bei der Sozialarbeiterin der Stadt Lehrte, Nadine Francksen, unter Telefon 05132/5053402 oder per Mail an Opens window for sending email60plus(at)lehrte.de erforderlich.

 

Am Mittwoch, 18. September, von 14.30 bis 16.30 Uhr öffnet das Offene Café in der Begegnungsstätte Goethestraße ihre Pforten. Die Selbsthilfegruppe "PartnerInnen von Demenzerkrankten in Lehrte" lädt gemeinsam mit Nadine Francksen Menschen mit Demenz sowie An- und Zugehörige zu einem abwechslungsreichen Nachmittag ein. Die Akteurinnen wissen von vielen Gesprächen, dass eine Demenzerkrankung für alle Beteiligten auch Herausforderungen mit sich bringt. Manchmal verstärken sich Charakterzüge, manchmal verändert sich die Persönlichkeit der erkrankten Person wesentlich. Je nach Form der Demenz und in welchem Stadium der Erkrankung sich Betroffene befinden, können ungewohnte und herausfordernde Situationen entstehen, mit denen An- und Zugehörige umzugehen lernen müssen. Austausch mit anderen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden und das Knüpfen von verlässlichen Kontakten, wirken bei An- und Zugehörigen häufig entlastend und wohltuend.

 

Das Lehrter Programm wird mit zwei kulturellen Veranstaltungen abgerundet. Filminteressierte werden am Mittwoch, 11. September, um 19 Uhr auf einen Roadtrip entlang der amerikanischen Ostküste mitgenommen. Authentisch wird die Geschichte eines Ehepaares erzählt, das selbstbestimmt ihren Lebensabend gestaltet. Das Andere Kino Lehrte (Sedanplatz 26A) zeigt die Tragikomödie "Das Leuchten der Erinnerung" mit Helen Mirren und Donald Sutherland in den Hauptrollen. Der Film handelt von einer lebenslangen Liebe und die verblassenden Bilder der Vergangenheit.

 

Die Aktionswochen im September schließen mit einem Solotheaterstück von Andreas Bentrup. "Im Gehäuse" erzählt von einem Enkelsohn, der seinen Großvater wiederfindet, indem er ihn scheinbar verliert. Im Stil des Biografischen Erzähltheaters zeigt der Schauspieler und Theaterpädagoge (BuT) spielerisch die verschiedenen Dimensionen der Demenz für die Betroffenen und deren Angehörige auf. Im Anschluss an das Stück ist eine vom Schauspieler moderierte Gesprächsrunde vorgesehen. Andreas Bentrup blickt auf eine langjährige Erfahrung in der Arbeit mit demenziell veränderten Menschen. Der ausdrucksstarke Schauspieler ist am Freitag, 20. September, von 19.30 bis 21 Uhr in der Städtischen Galerie (Alte Schlosserei 1) in Lehrte zu erleben.

 

Weitere Informationen gibt es beim Fachdienst Soziales der Stadt Lehrte unter Telefon 05132/505-3402 und unter Opens external link in new windowwww.lehrte.de/demenz

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