Uetze
Freitag, 03.05.2024 - 08:46 Uhr

Aufruf zum mähfreien Mai in der Gemeinde Uetze

UETZE

Im Frühling sprießen die Wildpflanzen mit den ersten warmen Sonnenstrahlen. Für einige Gärtner die Zeit, die Gerätschaften zu prüfen und das erste Mal im Jahr den Rasen zu mähen. Ab Mai blühen viele wilde Kräuter und Gräser, die zum Wohle der Artenvielfalt vorerst stehengelassen werden sollten. Wer nun zum Rasenmäher greift, hat vielleicht einen optisch ansprechenderen Garten, vernichtet aber Brutstätten und Nahrungsquellen für dutzende einheimische Insektenarten. 

 

Die Umweltsachbearbeitung der Gemeinde empfiehlt, den Lebensraum von Garteninsekten zu schonen und aktiv die Biodiversität zu fördern. Nicht nur der Erhalt von Insekten wird hiermit gewährleistet, sondern auch eine stabile Hauptnahrungsquelle für die einheimische Vogelpopulation und ihren Nachwuchs. Naturnahe Gärten sind oft eine ihrer letzten Rückzugsflächen in der stark fragmentierten Kulturlandschaft.

 

"Neben der Geld- und Zeitersparnis gibt es viele weitere Vorteile für unsere BürgerInnen der Gemeinde Uetze", schildert Jürgen Burdack, Sachbearbeiter für Umwelt- und Klimaschutz. "Durch Untersuchungen aus England wissen wir, dass die Anzahl der Schmetterlinge und Bestäuber, wie Wildbienen, bis zu dem Zehnfachen ansteigt und sich dies auch positiv auf den Ertrag von Obst- und Gemüsepflanzen auswirken kann. Weitere Aspekte wären zudem der geringere Hitzestress durch die Verdunstungskälte der Pflanzen, deren gesteigerte Vitalität durch die Speicherung von Feuchtigkeit und Nährstoffen oder die sinkende Lärmbelästigung für die Nachbarschaft. Eine Teilnahme am mähfreien Mai lohnt sich daher in vielen Gesichtspunkten."

 

Der Bauhof Uetze geht mit gutem ökologischen Beispiel voran und lässt Teilflächen, die nicht der Verkehrssicherheit dienen, stehen. Was für einige Menschen ungewohnt oder gar ungepflegt erscheint, entspricht dem Stand der Forschung. Oft lassen sich auch im privaten Umfeld Kompromisse finden. Die Mahd einiger weniger Streifen als Fußweg zum Gartenschuppen oder zum Grill, die großzügige Aussparung von Ecken oder den Erhalt einer Blühinsel inmitten der Rasenfläche, bieten bereits gutes Potential, um dem Insektensterben entgegenzuwirken. Ebenfalls kann die Mahdhöhe am Rasenmäher auf etwa 10 bis 15 Zentimeter eingestellt werden, um versehentlichen Wurzelausriss zu vermindern und bodennahe Lebewesen zu schonen. Nach Möglichkeit kann das Mähgut für zwei bis drei Tage liegengelassen werden, damit Insekten aus diesem entkommen und Saaten auf den Boden fallen können.

 

Im vergangenen Sommer verbuchte Uetze den trockensten Sommer seit 1881. Die Region verordnete zeitweise ein Gießverbot, um kostbares Trinkwasser zu sparen. Tausende an Quadratmeter Rasenfläche hätte durch weniger Mahd erhalten werden können. "Der Mensch hat Einfluss auf das Mikroklima", erklärt die Gemeinde Uetze. Das Ergebnis ist ein Ärgernis für Natur und Gartenbesitzer. Eingegangene Gewächse wurden durch pflegeleichtere, oft nicht einheimische Pflanzen ersetzt, welche kaum Mehrwert für die heimische Tierwelt bieten oder sogar giftig sind. 

 

Das Insektensterben einzudämmen ist nicht nur Aufgabe der öffentlichen Hand, sondern ein Gemeinschaftsinteresse, welches die Hilfe der Zivilgesellschaft als integralen Bestandteil benötigt. Löwenzahn, Klee, Gänseblümchen, Brennnessel und Co sind Bestandteil eines naturnahen Miteinanders. Nie war es einfacher, durch Nichtstun einen kleinen Beitrag für die Bewältigung der Klima- und Umweltkrise zu leisten.