Sehnder Senioren besuchetn Hildesheim
SEHNDE
Auf Einladung des Seniorenbeirats haben sich 15 Sehnder Senioren am vergangenen Dienstag, 6. Juni 2023, den Marktplatz und das Welterbe Michaeliskirche in Hildesheim zeigen lassen. "Die sehr engagierte und informative Führung durch Frau Hoinskis-Vahle von der Stadtführergilde begann mit der Vorstellung der 2 Patrizierhäuser mit Fassaden aus der Zeit der Gotik beziehungsweise der Renaissance an der Südseite des Marktplatzes. Reiche Tuchhändlerfamilien, die zu ihrer Zeit 'global' tätig waren, hatten hier an einer Kreuzung von Ost-West und Nord-Süd Handelswegen ihre imposanten Kontore. Wenige Tage vor Ende des zweiten Weltkrieges wurden diese Gebäude bis auf Fassadenreste, wie auch das Zentrum von Hildesheim insgesamt, durch einen Bombenangriff zerstört. Der Neuaufbau des Marktplatzes erfolgte zunächst im Stil der Architektur der 1960er und 1970er Jahre. Am Beginn der 1980er Jahre hatte sich dann der Stadtrat mit einer Stimme Mehrheit für die Wiederherstellung des historischen Gesichts des Marktplatzes als der "Guten Stube" Hildesheims entschieden. Dabei wurde besonders einmalig das Knochenhaueramtshaus vollständig in alter Handwerkskunst wieder aufgebaut, ohne einen einzigen Eisennagel", berichtet der Seniorenbeirat.
Die Stadtführerin informierte dann über ein historisches Detail: die Knochenhauer (Metzger) waren als "Amt" organisiert, nicht als Gilde, und damit nur dem Bischoff untertan, nicht aber dem Rat der Stadt. Selbstbewusst bauten sie ihr Amtshaus einen Meter höher als das Rathaus.
Ein mindestens genauso beeindruckendes Erlebnis war dann der Besuch der Michaeliskirche. Die Stadtführerin erläuterte, dass dieser vorromanische, ottonische Sakralbau auf Bischof Bernwards Wunsch streng nach Regeln der Zahlenmystik errichtet wurde, in der die Zahl 3 für die Dreifaltigkeit und die Zahl 4 unter anderem für das Quadrat, den Menschen, aber auch für das himmlische Jerusalem steht. Das Längsschiff der Kirche ist in quadratische Sektoren unterteilt, die Querschiffe tragen drei Türme, der Aufgang zu der Kirche besteht aus 9 (3 X 3) Absätzen mit jeweils vier Stufen und weiteres. Dieser Vorgabe ist man dann sogar in der Neuzeit gefolgt: Der Korpus der Hauptorgel der Michaeliskirche ist aus Würfeln, das heißt mit quadratischen Seiten, zusammengesetzt.
Die überwältigenden Deckengemälde der Kirche aus dem 13. Jahrhundert haben glücklicherweise, an verschiedenen Stellen ausgelagert, den Krieg überlebt. Dargestellt sind unter anderem die biblische Ahnenreihe Jesu in 8 (4 + 4) zentralen quadratischen Feldern. In der ungewöhnlicherweise ebenerdigen Krypta befindet sich der Sarkophag von Bischof Bernward. Sein Selbstbewusstsein wird dadurch deutlich, dass der Sarkophag mit Heiligenreliefs geschmückt ist, was eigentlich gekrönten Häuptern vorbehalten war. Eine kleinere Gruppe der Teilnehmenden hat dann noch den gerade blühenden Rosenstock am Hildesheimer Dom besucht. Einhellige Resonanz war, dass eine solche Führung unbedingt wiederholt werden sollte.