Wedemark
Mittwoch, 04.01.2023 - 09:26 Uhr

Abbruchgenehmigung für den Bartens Hof

Das ehemalige Wohnhaus an der Gottfried-August-Bürgerstraße 2, der sogenannte Bartens Hof, in Bissendorf darf vom Eigentümer komplett zurückgebaut werden. Zu dieser Entscheidung kamen das Landesamt für Denkmalschutz und die Denkmalschutzbehörde der Wedemark.

BISSENDORF

Die Gebäudesubstanz des Fachwerkhauses sei so marode, dass es eigentlich komplett saniert werden müsse, davon haben sich die Fachleute überzeugt. "Das käme dann allerdings einem Neubau gleich", resümiert Ute dela Bursi, zuständige Sachbearbeiterin in der unteren Denkmalschutzbehörde der Gemeinde Wedemark. Deshalb sei man rechtlich nicht umhingekommen, eine Abbruchgenehmigung zu erteilen.

 

Diese Entscheidung sei den Beteiligten nicht leicht gefallen, wäre aber unumgänglich. Das Gebäude wurde in seiner langen Geschichte aus zwei bis drei verschiedenen, nicht passigen Bauabschnitten errichtet. Die wirkten zusammengewürfelt, sind sich die Fachleute beider Ämter einig. Die Konstruktionen seien statisch nicht aufeinander abgestimmt und könnten damit eine potenzielle Gefahr darstellen, ist ihre einhellige Meinung. Es seien zudem viele Weichhölzer verbaut worden, die über die Jahrzehnte stark gelitten hätten. "Die sind zerfressen und kaputt", hält Ute dela Bursi etwas resigniert fest. "Die Gebäudeinstandhaltung wurde von der Eigentümerin über viele Jahre vernachlässigt. Zudem gibt es riesige Eichenholzbalken, die unkoordiniert in der Decke liegen." Diese passten ebenfalls nicht ins Gesamtgefüge. Das Denkmal müsse nach Angaben der Spezialisten als verloren betrachtet werden.

 

Mit einem weinenden und einem lachenden Auge beobachtet auch Ortsbürgermeisterin Susanne Brakelmann die Entwicklung. "Wir haben die Situation gemeinsam mit der Verwaltung begleitet. Natürlich liegt uns der Denkmalschutz am Herzen und es wäre schön gewesen, wenn das Gebäude erhalten worden wäre", betont Susanne Brakelmann. "Andererseits sind wir im Ortsrat froh, dass es nun zu einer Entscheidung gekommen ist. Jetzt hoffen wir, dass es mit den Beratungen weiter vorangeht, im Sinne der Gestaltungssatzung."

 

Vor Ort werden nun die wertvollen Bauteile des Gebäudes gerettet. Ein Bauforscher hat dazu dendrochronologische Untersuchungen vorgenommen, Fachleute sichern die wertvollen Elemente. Zudem hat der Eigentümer die Auflage bekommen, eine ausführliche Baudokumentation zu erstellen.

 

"Der große Kachelofen des Hauses ist bereits gesichert und von einer Fachfirma aus dem Unternehmerverband Historische Baustoffe e.V. abgebaut worden. Er wird sicherlich fachgerecht ein zweites Leben erhalten", hofft Ute dela Bursi. Für weitere Bauelemente, wie die alten Dielen und Innentüren hätten sich auch schon Interessenten gemeldet. Die laufende Dokumentationsphase wird voraussichtlich bis Ende Januar dauern. Erst dann gehe der systematische Rückbau des Hauses weiter, dieser muss dann auch gewissenhaft dokumentiert werden.

 

Das Bebauungsplan-Verfahren könne nun im neuen Jahr fortgesetzt werden, so Susanne Bischoff, Fachbereichsleiterin Planen und Bauen bei der Gemeindeverwaltung. "Die Eckpunkte dafür sind bereits im vergangenen vierten Quartal 2022 beschlossen worden," erläutert Bischoff. Sie freue sich darüber, dass das im konstruktiven Austausch mit dem Ortsrat Bissendorf, dem Ausschuss Planen und Bauen sowie dem Verwaltungsausschuss sehr ziel- und lösungsorientiert und reibungslos erfolgt sei.